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Julia Extra Band 359

Julia Extra Band 359

Titel: Julia Extra Band 359 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Ellis Maisey Yates Melissa James Jackie Braun
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Stirn kraus. „Sind dir die Umstände dieser Entführung peinlich?“
    Er sah sie nicht an, als er erwiderte: „Ich kann dich leider nicht aus der Gefahr retten, in der wir uns befinden, Amber. Glaub mir, ich habe mir den Kopf zerbrochen, um einen Weg zu finden, uns beide hier herauszubringen. Ich weiß nicht, was sie von uns wollen, aber ich fürchte, uns bleibt nichts anderes übrig, als zu kooperieren.“
    „Und deshalb fühlst du dich als Versager? Harun, man hat dich betäubt, wie hättest du …“
    „Alim wäre das nicht passiert, oder? Er hat sich freiwillig geopfert und ist einmal mehr als Held aus der ganzen Sache hervorgegangen.“ Bitter fuhr Harun fort: „Was bin ich für ein Mann, dass ich uns keinen Weg hier heraus erkämpfen kann? Wenn sogar Alim seinen Kidnappern nicht entkommen konnte, wie soll jemand wie ich das dann schaffen?“
    Der unausgesprochene Selbstvorwurf hing in der Luft.
    Alim hat sich geopfert und sein Leben für die Frau riskiert, die er liebt. Was bin ich für ein Mann im Vergleich zu meinem Bruder!
    Wie lange plagte er sich schon mit solchen Komplexen? Wie lange schon fühlte er sich als kleiner, stiller Bruder dem strahlenden Volkshelden Alim unterlegen? Dabei war er doch selbst als Held aus dem Feldzug gegen die al-Shabbats zurückgekehrt …
    „Jemand wie du?“, wiederholte Amber gereizt. „Sag mir, wie haben sie dich in ihre Gewalt gekriegt?“
    Wieder zuckte er auf jene typisch gleichmütige Art die Achseln, die sie im Laufe der Zeit hassen gelernt hatte. „Als ich in dein Zimmer zurückkam, sah ich gerade noch, wie sie dich verschleppten. Ohne nachzudenken, bin ich hinterhergelaufen … und wurde ebenfalls überwältigt. Hätte ich mir nur einen Moment Zeit genommen, um zu überlegen, wäre das nicht passiert. Stattdessen bin ich einfach meinem Instinkt gefolgt. Und sag nicht, Alim hätte das genauso passieren können: Nein, er hätte die Sache geschickter angestellt.“
    „Und wie hätte er das bitte schön machen sollen?“, konterte Amber. Sie war jetzt richtig wütend.
    Er schüttelte den Kopf. „Hätte ich bloß die Wachen gerufen …“
    „… dann wäre wertvolle Zeit verloren gegangen, und ich säße jetzt allein hier fest. Ich würde mich zu Tode ängstigen.“ Sie hieb mit der Faust auf den Tisch. „Es ist mir egal, was der großartige Alim getan hätte … Er ist nicht hier, du bist hier! Weil du versucht hast, mich zu retten. Und nur das zählt.“
    „Na, das hab ich ja großartig hingekriegt. Jetzt sitzen wir beide in diesem Gefängnis“, gab er ironisch zurück.
    Sie sprang auf, kam zu ihm und packte ihn fast verzweifelt an den Schultern. „Du glaubst ernsthaft, du könntest dich nicht mit Alim messen? In meinen Augen bist du ein viel größerer Held, als er es je sein könnte. Weißt du denn nicht, wie viel es mir bedeutet, was du getan hast?“
    Er sah sie an, einen Ausdruck in den Augen, den sie nicht deuten konnte, und erhob sich. Dann legte er die Hände auf ihre Arme, um sich aus ihrem Griff zu befreien.
    Schweigend sahen sie sich in die Augen, um sich einen Augenblick später abrupt loszulassen, schwer atmend, als seien sie gerade gerannt.
    „Ich bin so froh, dass du hier bei mir bist, Harun“, wiederholte sie leise. „Ohne dich wäre ich …“ Hilflos nach Worten suchend, schüttelte sie den Kopf. „Ich bin froh, dass du es bist“, hauchte sie. Ob er sie überhaupt gehört hatte?
    „Amber …“
    So viel Gefühl lag in diesem einen, leise gesprochenen Wort. Sie konnte kaum glauben, was sie da in seinen Augen las. Zu sehr schmerzten die Jahre der Zurückweisung noch immer. Aber …
    In diesem Moment rasselte es an der Tür, und sie wurde geöffnet.
    Es war der Wächter von vorhin, der den kostbaren Moment zwischen ihnen zerstörte.
    Amber zuckte erschrocken zusammen, kehrte auf ihren Platz am Tisch zurück und konzentrierte den Blick auf ihren Teller, als existierte nichts anderes auf der Welt. Nachdem der Mann schweigend das Geschirr abgeräumt hatte und wieder verschwunden war, wisperte sie Harun zu: „Bist du sicher, dass es keinen weiteren Fluchtweg gibt? Wollen wir nicht noch einmal suchen?“
    „Du hast recht. Als ich unser Gefängnis erkundet habe, war ich noch ziemlich benommen. Vielleicht ist mir etwas Entscheidendes entgangen.“ Bestimmt war es nicht so, aber er musste den Bann brechen. Er brauchte räumlichen Abstand zu Amber, sonst würde er der Versuchung nachgeben, sie in seine Arme zu ziehen, diese seidige Haut zu

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