Julia Extra Band 359
…“
„Es ist noch früh genug“, beharrte er.
Allerdings ließ Rachel sich weniger von seinen Worten als von seinen Liebkosungen überzeugen, dass er recht hatte.
Daphnes Wohnung lag nicht weit von Tonys entfernt in einem der nobelsten und teuersten Stadtteile Roms. So wie sein Apartment bot auch ihr Penthouse einen einmaligen Ausblick auf die Stadt, der selbst im Licht der Dämmerung noch ein überwältigendes Panorama zeigte. Sie kamen zu spät, was laut Tonys Aussage bedeutete, dass sie früh dran waren. Die Hälfte der Gäste wurde noch erwartet.
„Wir sind hier in Italien. Pünktlichkeit ist nicht gerade unsere Stärke.“ Er lachte, als er Rachel die Seidenstola abnahm.
Darunter trug sie das lilafarbene Kleid, das Heidi ihr empfohlen hatte, sowie ein Paar tropfenförmige Onyx-Ohrringe. Mehr nicht. Rachel wollte, dass Daphnes Gäste ihren Schmuck an sich selbst ausprobierten, anstatt ihn an ihr zu sehen. Dadurch würde er noch wesentlich exklusiver wirken.
„Rachel, herzlich willkommen!“ Daphne küsste sie auf beide Wangen, ehe sie bei Tony dasselbe tat. „Wie schön, euch zwei wiederzusehen.“
„Die Freude ist ganz auf unserer Seite.“
„Es sind noch nicht alle da. Aber meine Freundinnen sind schon unglaublich gespannt darauf, Sie kennenzulernen, Rachel.“
„Ich freue mich auch sehr.“
Rachel hatte Schmetterlinge im Bauch. Er war da, der offizielle Start ihrer neuen Karriere. Es war unfassbar, wie weit sie in den Monaten nach ihrer Scheidung gekommen war. Sowohl beruflich als auch in ihrem Gefühlsleben. Sie sah Tony an. Ohne ihn hätte sie es nicht geschafft, weder das eine noch das andere.
Aufmunternd lächelte er ihr zu, als Daphne sagte: „Dann kommen Sie. Ich möchte Sie vorstellen.“
Für Rachel war alles so unwirklich, während sie ihrer Gastgeberin durch das elegante Penthouse folgte. Die hohen Fenster wurden von schweren Seidenvorhängen eingefasst, die bis auf den Fußboden fielen. An den Wänden hingen zahlreiche Gemälde der größten Künstler der Welt. Dass es sich um Originale handelte, verstand sich von selbst. Schließlich gehörten sie Daphne Valero. Und diese trug die Halskette, die Rachel für sie entworfen hatte. Absolut surreal.
Unter den Gästen, ausschließlich Frauen, befanden sich einige europäische Adlige, ein Punkrock-Star, eine bekannte Schauspielerin, zwei Abgeordnete des italienischen Parlaments sowie eine Nachwuchs-Schuhdesignerin aus Mailand, deren Karriere Daphne im vergangenen Herbst bei der Fashion Week lanciert hatte. Alle Anwesenden begrüßten Rachel nicht nur als Gleichgestellte, sondern sogar mit einer gewissen Bewunderung. Ein berauschendes Gefühl.
„Dieses Amethystcollier fasziniert mich ungemein. Sie müssen mir unbedingt erzählen, wie Sie auf diese wundervolle Idee gekommen sind“, bat eine ältere Dame namens Greta. Mit ihrem dünnen Arm hängte sie sich bei Rachel ein und führte sie in die Mitte des weitläufigen Salons, wo auf einem Tisch Rachels Arbeiten zur Schau gestellt wurden.
Doch auch der Tisch, mit einem Teppich aus weißen Rosenblättern bedeckt, war schon ein Kunstwerk an sich. Dicke Kaminkerzen von unterschiedlicher Höhe beleuchteten Büsten aus schwarzem Samt, die Rachels Schmuck zeigten. Edelsteine, zwischen kostbaren Metallen verteilt, glitzerten im Kerzenschein.
Bei diesem Anblick verschlug es Rachel den Atem.
„Herzlichen Glückwunsch, carina “, flüsterte Tony ihr zu. „Ich hoffe, es ist in Ordnung, dass ich die weißen Rosen für dich bestellt habe. Als Designerin hast du das Recht zu entscheiden, wie deine Arbeiten präsentiert werden. Darüber solltest du dir für die Zukunft Gedanken machen. Ist alles so, wie du es dir erträumt hast?“
„Noch viel schöner.“ Ihre Augen wurden feucht. „Viel viel schöner.“
Der Rest des Abends verging wie im Flug. Der Champagner floss in Strömen. Schwarz gekleidete Kellner trugen geräuschlos silberne Tabletts mit gefüllten Gläsern und exquisiten kulinarischen Leckerbissen durch die Menge der Gäste.
Rachel trank Eistee, um nicht heiser zu werden, weil sie die ganze Zeit reden musste. Frauen, die sonst von anderen bewundert wurden, brachten nun ihr Bewunderung entgegen. Das war nicht nur schmeichelhaft, sondern stärkte ihr Selbstvertrauen ungemein. Ja, sie konnte mit der Öffentlichkeit ihrer neuen Karriere umgehen.
„Dieses Stück muss ich einfach haben“, erklärte Pia Costanzo.
Sie war eine ranghohe Parlamentsabgeordnete und stammte aus einer
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