Julia Extra Band 359
nämlich mal gesagt, du wärst einer Frau immer treu. Solange du mit ihr zusammen bist.“
Tony zog die Brauen zusammen. „Ich bin glücklich mit dir, Rachel. Ich … ich …“
Ein Wort, das er noch nie zu einer Frau gesagt hatte, lag ihm auf der Zunge. Liebe. Santo cielo! Wann war das denn passiert? Doch dann wurde es ihm klar. Es war nicht in irgendeinem bestimmten Moment passiert, sondern im Laufe der letzten Monate. Zuerst war da die Anziehung gewesen, dann Freundschaft, die körperliche Beziehung und schließlich diese tiefe emotionale Bindung, die ihm plötzlich große Angst einflößte.
Besonders, als Rachel antwortete: „Ja, jetzt bist du glücklich mit mir, Tony.“
„Meinst du, es gibt eine andere Frau, mit der ich zusammen sein möchte?“
„Im Augenblick nicht. Aber vielleicht in einem Monat? In einem Jahr? Ich weiß es nicht.“ Sie lächelte flüchtig. „Schließlich hat keiner von uns irgendwelche Versprechungen gemacht.“
„Ist es das, was du willst, carina ? Ein Versprechen?“ Seine Hände fühlten sich klamm an, und sein Magen schnürte sich zusammen.
„Nein, ich habe schon ein Versprechen erlebt. Mir gefällt es so, wie es im Augenblick zwischen uns ist. Das ist mehr als genug.“
Komischerweise empfand Tony dabei gar keine Erleichterung. „Ja.“
Es war genau das, was er immer geglaubt hatte. Das Motto für alle seine Beziehungen in den letzten Jahren. Madonna mia. Er hatte sich verändert. Doch erst in diesem Moment wurde ihm bewusst, wie sehr.
Rachel verbrachte noch weitere drei Tage in Italien. Dann musste sie wieder zurück nach Hause, wo viel Arbeit auf sie wartete. Außerdem war auch Tony beschäftigt. In Mailand hatte er für seinen Artikel über die mediterrane Küche ein Interview mit einem weltberühmten Koch geführt. Nach Rachels Abreise wollte er zunächst nach Sizilien und von dort aus nach Griechenland.
Seit dem Vorfall bei dem Fotoshooting waren die Dinge zwischen ihnen etwas angespannt. Rachel bemühte sich, den Gedanken, dass Tony sie verlassen könnte, nicht zu sehr an sich heranzulassen. Es war dumm von ihr gewesen zu glauben, sie könnte einen Mann wie Tony halten. Hier in Italien, in dieser Glitzerwelt unter seinen glamourösen Freunden hatte sie gemerkt, wie verschieden sie im Grunde waren. Trotz der großen Liebe zu seiner Familie, die ihn häufig nach Michigan zog, gehörte dieser Lebensstil einfach zu ihm. Und Rachel besaß für ihn eben den Reiz des Neuen.
Als Tony zu seinem Interview gefahren war, hatte Dona ihr einen Kurzbesuch abgestattet und zu ihr gesagt: „Sie werden ihn schon bald langweilen. Das meine ich nicht als Beleidigung. Es ist einfach Tonys Art.“ Lachend hatte sie hinzugefügt: „Nach einer Weile wird er sich auch mit mir langweilen. Aber ich hätte abwarten sollen, bis die Affäre mit Ihnen beendet ist, um ihn einzuladen, wie ich es neulich getan habe. Allora. Ich hoffe, Sie sind mir deshalb nicht böse?“
Rachel erzählte Tony nichts von Donas Besuch. Wozu auch? Doch es war eine Ermahnung, auf ihr Herz achtzugeben. Matthews Betrug hatte sie sehr verletzt. Ein Betrug von Tony würde sie endgültig zerstören.
„Ich habe eine Überraschung für dich, carina “, verkündete dieser, als er ihr die Autotür aufhielt.
Rachel sollte an diesem Tag um neun Uhr ihren Rückflug von Rom aus antreten, und morgen früh wäre sie wieder in ihrem kleinen gemütlichen Apartment in Rochester.
„Was denn?“
„Einen kleinen Ausflug.“
„Wohin?“
„Nach Venedig.“
„Aber mein Flug“, protestierte sie.
„Ich habe mir die Freiheit genommen, ihn auf morgen am späten Abend umzubuchen. Falls dir das nicht passt, buche ich ihn wieder zurück. Aber ich fand es zu schade, dass du Venedig nicht zu sehen bekommen hast. Du hast mir doch gesagt, dort würdest du am allerliebsten einmal hinfahren.“
„Das weißt du noch?“
„Was dich betrifft, weiß ich eine ganze Menge“, erwiderte Tony lächelnd. „Also, einverstanden? Es ist nur ein Blitzbesuch, aber du könntest ein paar Murano-Perlen kaufen und dich von ihnen inspirieren lassen.“
„Das wäre schön.“
Tony hatte einen Freund, dem ein Anwesen auf einer kleinen Insel in der Lagune von Venedig gehörte, das er ihm gerne für einen Tag überließ. Ein Hubschrauber brachte sie auf die Insel, und mit dem Boot fuhren sie dann von dort zum Canal Grande mit seinem schmutziggrünen Wasser.
Rachel bewunderte die byzantinische Architektur von San Marco. Auf dem Platz davor
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