Julia Extra Band 361
ihre verletzten Gefühle mit einem frechen Grinsen. „Ich hatte nämlich nicht vor, mir die Figur mit Kinderkriegen zu verderben. Nicht einmal für die Kinder eines Milliardärs.“
Andreas’ Miene wurde hart. „Ist deine Schwester ebenso egoistisch wie du?“
„Das kannst du sie selbst fragen. Ich muss bald nach Rom – als Brautjungfer bei ihrer Hochzeit. Natürlich wird vorausgesetzt, dass wir zusammen erscheinen. Das wird bestimmt lustig.“
„Ich kann’s kaum abwarten“, erwiderte er trocken.
Sie setzte sich mit übereinandergeschlagenen Beinen und wippte mit dem Fuß. „Und wann fahren wir in unsere angeblichen Flitterwochen?“
„Morgen früh“, antwortete er. „Ich kann nur zwei Tage wegbleiben, maximal drei. Im Moment habe ich viel zu tun.“
„Muss ich unbedingt mitkommen?“
„Das hatten wir doch schon.“ Ungeduld war in seiner Stimme zu hören. „Dein Hund wird die Trennung von dir schon überleben. Ich habe Franco bereits angewiesen, sich um das Tier zu kümmern.“
Mit zusammengekniffenen Augen taxierte sie ihn. „Etwa, ihn zu erschießen?“
Andreas stellte sein Glas heftiger ab als nötig. „Lass uns essen, bevor es kalt wird.“
Der wunderschön dekorierte Tisch im Esszimmer bog sich unter den Speisen, die Elena zubereitet hatte, und inmitten der Schüsseln und Platten ragte hoch …
„Eine Hochzeitstorte! Ist das nicht lieb? Sie hat tatsächlich eine Hochzeitstorte für uns gebacken.“ Sienna beäugte die kleinen Plastikfiguren, die oben auf der Torte prangten. „Der Bräutigam sieht dir sogar ähnlich – ganz formell und steif.“
Andreas starrte irritiert vor sich hin. „Sie hätte sich nicht so viel Mühe machen sollen.“
„Beschwer dich nicht.“ Sie nahm einen Teller zur Hand. „Du hast schließlich darauf bestanden, dass alle denken sollen, es wäre eine echte Hochzeit.“
„Was hättest du denn an meiner Stelle gemacht?“, fragte er bitter. „Jedem – einschließlich der Presse – erzählt, dass dein Vater dich noch vom Grab aus manipuliert, sodass du gezwungen bist, ein geldgieriges Flittchen zu heiraten? Ich wäre zum Gespött der ganzen Stadt geworden … wahrscheinlich des ganzen Landes.“
Die Worte hallten in der Stille nach.
Sienna stellte den Teller mit äußerster Behutsamkeit zurück auf den Tisch – um sich davon abzuhalten, ihn Andreas an den Kopf zu schleudern. Dann wandte sie sich mit eiskalter Miene zu ihm um. „Du kannst allein essen. Hoffentlich erstickst du dran.“
Sie wollte das Zimmer verlassen, doch er verstellte ihr den Weg. „Sienna.“
Sie weigerte sich, ihn anzusehen. „Geh mir aus dem Weg“, zischelte sie mühsam beherrscht. „Ich will nicht mit dir reden.“ Er legte ihr eine Hand auf die Schulter, und sie zuckte abrupt zurück. „Wage es nicht, mich anzurühren.“ Wütend funkelte sie ihn an. „Ich ertrage es nicht, von dir angefasst zu werden.“
Die grünen Flecken in seinen Augen funkelten herausfordernd auf. „Wir beide wissen, dass das nicht stimmt.“
„Es stimmt“, widersprach sie. „Ich hasse dich. Ich hasse es, dass du dir einbildest, nur mit den Fingern schnippen zu müssen und alles zu bekommen, was du willst. Weil du Geld und Macht hast. Aber mich kannst du nicht haben.“
„Doch“, sagte er mit eiskalter Überzeugung. „Ich kann dich haben, wann immer ich will. Und genau davor hast du Angst, nicht wahr, Sienna? Es passt dir nicht, dass du mich begehrst. Du hältst lieber selbst die Zügel in der Hand, doch bei mir klappt das nicht, ma chérie . Ich spiele nicht nach deinen Regeln.“
Sie machte einen Schritt vor, er hielt blitzschnell den Arm vor die Tür, und sie prallte gegen seinen harten Bizeps. Sie zuckte zurück, als hätte sie sich verbrannt. „Geh mir aus dem Weg, oder du fängst dir eine“, warnte sie grimmig.
Abfällig verzog er die Mundwinkel. „Versuch’s nur. Zeig mir, was du in der Gosse gelernt hast.“
Ihre Selbstbeherrschung brach. Wut und Frustration katapultierten sie vorwärts, sie hieb mit der Faust in seinen Leib und hatte das Gefühl, gegen eine Wand geschlagen zu haben. Sie wollte ihn ohrfeigen, doch blitzschnell blockte er ihre Hand mit dem Unterarm ab. Sie dachte daran, ihn vors Schienbein zu treten, aber er stand so nah vor ihr, dass sie nicht einmal den Fuß anheben konnte.
Und dann tat sie etwas, das sie normalerweise wie die Pest mied. Ihre Emotionen, die immer von einem frechen Mundwerk und kessem Trotz in Schach gehalten wurden, bahnten sich
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