Julia Extra Band 361
am Straßenrand und warte, ich komme und hole dich. Wo bist du?“
„Andreas, veranstalte nicht so ein Theater. Langsam machst du mir Angst. Du hörst dich an wie ein besorgter Ehemann.“
Er holte scharf Luft und ging zum Fenster, blickte auf das Tal hinaus, ob er sie vielleicht schon irgendwo sehen konnte. „Das ist ein teures Auto, das du da fährst, da sollte man beide Hände am Steuer haben.“
„Dein kostbarer Wagen wird schon keinen Kratzer abbekommen“, sagte sie noch und unterbrach die Verbindung.
Die Räder des Wagens standen nicht einmal vollständig still, als Andreas auch schon von außen die Fahrertür aufriss.
„Närrin“, schalt er Sienna und half ihr beim Aussteigen. „Warum hast du mich nicht angerufen?“
„So viel Aufregung ist nicht nötig. Es ist doch nur ein Kratzer.“
Er begutachtete ihre bandagierte Hand. „Nach einem Kratzer sieht mir das nicht aus. Wie viele Stiche?“
Sie wollte ausweichen, doch im letzten Moment beschloss sie, die Wahrheit zu sagen. „Fünf.“
„Fünf?! Der Hund muss weg! Franco soll sich darum kümmern, und wenn er es nicht macht, übernehme ich das selbst!“
Abrupt zog sie ihre Hand zurück. „Wenn du das tust, rede ich kein Wort mehr mit dir. Nie!“
Ihre Blicke rangen miteinander. „Wieso bist du so entschlossen, einen Hund zu retten, der ganz offensichtlich nicht gerettet werden will?“, fragte er.
Sie hob ihr Kinn. „Er will gerettet werden. Er weiß nur nicht, wem er vertrauen kann. Aber das wird er lernen, ich brauche nur Geduld.“
Leise fluchend führte Andreas sie ins Haus. „Eines Tages werde ich deinetwegen noch einen Herzinfarkt bekommen. Ich hätte nie vermutet, dass eine so zierliche Frau ein so riesiges Chaos anrichten kann.“
Herausfordernd schaute sie ihn an. „Dann ist es ja nur gut, dass ich nicht lange bleibe, was? Wenn ich in ein paar Monaten weg bin, kannst du mich vergessen und mit deinem wohlgeordneten langweiligen Leben weitermachen.“
Er hielt die Haustür für sie auf und ließ ihr den Vortritt. „Ich kann’s kaum erwarten“, murmelte er düster.
In der Nacht weckte das schmerzhafte Pochen in der Hand Sienna auf. Die Betäubung ließ nach, und die Schmerztabletten, die der Arzt ihr verschrieben hatte, lagen noch im Auto. Bei dem ganzen Aufstand, den Andreas gemacht hatte, hatte sie vergessen, ihre Handtasche mitzunehmen. Also schlug sie die Bettdecke zurück und tappte auf bloßen Füßen nach unten, um sie zu holen.
Sie kam an Andreas’ Arbeitszimmer vorbei und sah den dünnen Lichtstreifen unter der Tür. Das Leder seines Sessels knirschte leise, sie hörte einen gemurmelten Fluch, dann das Knacken der Holzbohlen, und schon ging die Tür auf.
„Was tust du um diese Zeit hier unten?“, knurrte er sie mürrisch an.
„Ich hole meine Handtasche aus dem Wagen. Die Schmerztabletten sind da drin.“
„Warum hast du nichts gesagt? Ich kann das für dich tun.“ Er rieb sich müde übers Gesicht. „Geh wieder nach oben, ich bringe dir die Tasche.“
Also stieg Sienna die Treppe wieder hinauf und ins Bett, lehnte sich mit dem Rücken gegen das Kopfende und wartete. Minuten später kam Andreas mit ihrer Handtasche und einem Glas Wasser.
„Tut es sehr weh?“ Er stellte das Glas auf den Nachttisch, während sie nach der Tablettenschachtel kramte.
„Es ist mehr ein dumpfes Pochen.“
Eine Hand hatte er auf die Bettkante gestützt. Siennas Puls beschleunigte sich, sie spürte die magnetische Anziehungskraft. Dann bewegte er den Daumen, nur ein winziges bisschen, und streifte den kleinen Finger ihrer unverletzten Hand. Ein Stromstoß durchzuckte sie, prompt brach ein Sturm von Gefühlen in ihrem Innern los.
Andreas’ Blick wanderte zu ihrem Mund und blieb daran haften. Es war, als hätte er sie geküsst, ihre Lippen prickelten und brannten, und unwillkürlich fuhr sie sich mit der Zunge darüber. Zart legte er die Hand an ihr Gesicht und rieb mit dem Daumen über ihre Unterlippe. Seine trockene Haut auf ihrer feuchten … es war ein unglaublich erotischer Moment, der Sienna bis ins Innerste traf und an etwas Ursprüngliches tief in ihr rührte.
„Ich will dich“, flüsterte sie.
Sein Blick tauchte in ihre Augen, ernst, dunkel, intensiv. „Ist das die Betäubung, die da aus dir spricht, oder bist du das?“
„Ich bin das.“ Sie strich über seine Bartstoppeln. „Ich will mit dir schlafen.“
Er zog ihre Hand an seine Lippen, ließ seine Zungenspitze in ihrer Handfläche kreisen. „Ich
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