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Julia Extra Band 361

Julia Extra Band 361

Titel: Julia Extra Band 361 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Kendrick , Jackie Braun , Melanie Milburne , Tina Duncan
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passiert, aber sie begriff nicht, was. Seit wann fühlte sie sich in Tariqs Nähe befangen und irgendwie seltsam? Warum starrte sie ihn fast zwanghaft immer wieder unauffällig von der Seite an … sein schönes Profil, die hochgewachsene schlanke Gestalt?
    Sie schüttelte, ungehalten über sich selbst, den Kopf. Was war das? Sie war schließlich nicht zum ersten Mal mit ihrem Chef unterwegs. Sie hatte schon im Flugzeug und im Taxi neben ihm gesessen, auf Konferenzen, bei Geschäftsessen, und im Büro waren sie ebenfalls oft allein. Aber heute fühlte sich alles irgendwie anders an, viel privater, fast so, als wären sie ein ganz normales Paar auf dem Weg in einen Kurzurlaub.
    Normal? Also, das war jetzt aber wirklich kein Wort, das auf Tariq passte. Er entstammte dem Königshaus von Khayarzah und war einer der reichsten Männer der Welt.
    Manchmal konnte Isobel es immer noch nicht glauben, dass Tariq ausgerechnet sie als seine persönliche Assistentin eingestellt hatte, obwohl seine Auswahl fast unbegrenzt gewesen war. Vielleicht hatte es ja etwas mit Vertrauen zu tun. Aber warum hätte er ihr mehr vertrauen sollen als anderen? Nur weil sie früher dieselbe Schule besucht hatten? Schwer vorstellbar, vor allem, weil er mindestens sieben Klassen über ihr gewesen war, und sie überhaupt nur ein einziges Mal miteinander geredet hatten.
    Isobel war damals zehn gewesen, ein einsames, viel zu ernstes Mädchen. Ihre Mutter hatte als Schulkrankenschwester an dem Elite-Internat gearbeitet. Anna, die als ledige Mutter allein für sich und ihre Tochter sorgen musste, war froh gewesen über die Stelle. Damals war ein uneheliches Kind noch ein ziemlich schlimmer Makel gewesen, und Isobel würde nie vergessen, wie sie jedes Mal zusammengezuckt war, wenn sie nach ihrem Vater gefragt wurde.
    Sie hatte sich immer irgendwie minderwertig gefühlt, zumal sie im Internat mit den Kindern der Reichsten und Privilegiertesten aufgewachsen war. Obwohl sie gemeinsam mit ihnen gelernt hatte, hatte sie nie wirklich dazugehört.
    Tariq mit seiner olivfarbenen Haut und den samtschwarzen Augen war schon allein durch sein Äußeres anders gewesen als alle anderen. Er hatte sich auch stets durch Bestleistungen hervorgetan, sei es beim Schwimmen, Reiten oder Tennisspielen, außerdem konnte er fünf Fremdsprachen fließend.
    Isobel hatte ihn oft aus der Ferne beobachtet. Eines Tages war er in die Krankenstation gekommen, um sich nach einer Malaria-Impfung zu erkundigen, die er für eine bevorstehende Reise brauchte. Da Isobels Mutter gerade noch mit einem anderen Schüler beschäftigt gewesen war, hatte sie Isobel gebeten, dem jungen Prinzen solange Gesellschaft zu leisten.
    Anfangs hatte Isobel kein Wort herausgebracht, so schüchtern war sie gewesen, doch schließlich war das Schweigen so unerträglich geworden, dass sie Tariq nach seinem Heimatland gefragt hatte. Er war sichtlich verblüfft gewesen, aber dann hatte er angefangen zu erzählen. Natürlich erinnerte sich Isobel längst nicht mehr an die Einzelheiten, sie wusste nur noch, dass seine Worte in ihren Ohren wie reine Poesie geklungen hatten. Hinterher hatten sie nie wieder ein Wort miteinander gewechselt, aber die kurze Begegnung war Isobel in Erinnerung geblieben.
    Erst nach über einem Jahrzehnt waren sie sich wiederbegegnet. Damals war die neue Bibliothek des Internats eingeweiht worden, und Tariq war ebenfalls unter den geladenen Gästen gewesen. Isobel, die zu jener Zeit als Sekretärin in einer verstaubten Anwaltskanzlei gearbeitet hatte, war eigentlich nur hingegangen, weil sie sich über die Einladung gefreut hatte. Da niemand da gewesen war, den sie gut genug kannte, um eine Unterhaltung zu beginnen, hatte sie erst eine Tasse Tee getrunken und sich dann die Bücher in den Regalen angesehen, wobei sie zu ihrer Überraschung entdeckte, dass das kleine Königreich Khayarzah eine eigene Rubrik für sich beanspruchte. Sie nahm einen schön gestalteten Bildband heraus und begann darin zu blättern. Schon nach ein paar Seiten war sie so gefesselt, dass sie alles um sich herum vergaß und sich von der Atmosphäre, die das Buch ausstrahlte, gefangennehmen ließ.
    Sie war eben dabei, etwas über die Quelle des Jamanah River zu erfahren, als eine tiefe Stimme hinter ihr sagte: „Das Buch scheint ja ziemlich interessant zu sein.“
    Als sie sich umdrehte, blickte sie Tariq in die dunklen Augen. Irgendwann war ihr flüchtig in den Sinn gekommen, dass er hier sein könnte, aber dann hatte sie

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