Julia Extra Band 361
Sakrileg.
Sie streckte die Hand aus und berührte ihn leicht an der Schulter. Er schlug sofort die Augen auf … beinahe alarmiert, wie es schien.
Tariq ließ den Kopf noch einen Moment auf der Rückenlehne liegen, während er sich zu erinnern versuchte, was er hier machte.
Ja, richtig! Izzy hatte sich angeboten, für eine Woche seine Krankenschwester zu spielen.
„Wir sind da!“, sagte Isobel munter. „Willkommen in meinem zweiten Zuhause.“
3. KAPITEL
„Vorsicht!“, warnte Isobel.
„Ich bin doch nicht blind“, brummte Tariq und zog den Kopf ein, um sich nicht an dem niedrigen Türrahmen zu stoßen.
„Ich habe nur an Ihren ohnehin schon lädierten Kopf gedacht“, verteidigte sie sich, während er vor ihr das Haus betrat.
Aber hier wurde es nicht besser. Der Wohnraum war klein und mit allem möglichen Krempel vollgestopft, die rohen Dachbalken stellten für einen Menschen seiner Größe eine echte Gefahr dar. „Mal sehen, wie viele Beulen ich mir hier noch hole“, murmelte er. „Warum ist denn die verdammte Decke so niedrig?“
„Das Haus ist eben schon sehr alt, und früher waren die Leute kleiner“, gab sie zurück. Dieser Mann ist ja so undankbar, dachte sie verärgert. Musste er wirklich an allem herummäkeln? Obwohl er eigentlich froh sein sollte, dass sie bereit war, ihn eine ganze Woche lang zu versorgen.
Doch in dem Moment, in dem sie die Eingangstür geschlossen hatte und neben ihm in dem Raum stand, den sie bis eben noch als einen sicheren Hafen betrachtet hatte, war ihre Frustration das geringste Übel. Weil sie sich plötzlich überhaupt nicht mehr sicher fühlte …
Sie spürte, wie sich ihr Blut erhitzte. Irgendwie schien die Tatsache, dass Tariq hier neben ihr stand, einen höchst irritierenden Effekt auf ihre Sinne auszuüben. Was war plötzlich mit dem Raum passiert? War er auf magische Weise zusammengeschrumpft, hatten sich die Dimensionen verschoben? Oder lag es nur daran, dass Tariq so hoch in seiner Mitte aufragte und alles andere zu erdrücken schien?
Auch in Freizeitkleidung – in Jeans und Kaschmirpullover – war seine erotische Ausstrahlung so ungebrochen, dass im Moment nicht einmal Isobel sich ihr entziehen konnte. Die Jeans schmiegte sich an muskulöse Schenkel, und unter dem Pullover zeichnete sich ein breiter, wohldefinierter Brustkorb ab. Ihr Cottage wirkte plötzlich ganz unwirklich, wie ein Spielzeughaus. Und sie selbst? Kam sie sich nicht auch unwirklich vor?
Irgendetwas in der Art, wie er dastand, ließ ihr Herz hart gegen ihren Brustkorb schlagen und ihren Bauch schmerzlich kribbeln.
Isobel schluckte und bemühte sich, diese momentane Unzurechnungsfähigkeit zu ignorieren. Weil sie sich so etwas im Moment absolut nicht leisten konnte.
Obwohl sich dieses Kribbeln bis in ihre Brüste fortpflanzte, schaffte sie es, Tariq ein Lächeln zuzuwerfen. „Ich schlage vor, Sie machen es sich bequem, während ich uns einen Tee koche, einverstanden?“
„Ich will keinen Tee“, brummte er. „Aber erst recht will ich keine Frostbeulen. Hier drin ist es lausig kalt. Geben Sie mir Streichhölzer, damit ich den Kamin anzünden kann.“
Isobel schüttelte vehement den Kopf. „Kommt gar nicht infrage. Sie sind hier, um sich zu erholen. Legen Sie sich aufs Sofa und lassen Sie mich machen, ich komme prima allein zurecht.“
Doch Tariq wollte nicht. „Und was ist, wenn ich mich weigere?“, fragte er in sanftem Ton.
Als sie jetzt seinem Blick begegnete, machte sich wieder dieses idiotische Kribbeln in ihrem Bauch bemerkbar. Und bei dem fast übermütigen Grinsen, das sich gleich darauf auf seinem Gesicht zeigte, wurde ihr ganz flau im Magen. Entschlossen zertrampelte sie die Funken ihres aufflackernden Begehrens und schüttelte wieder den Kopf.
Oh, nein, sie würde sich von ihm ganz bestimmt nicht so manipulieren lassen!
„Das würde ich Ihnen nicht raten“, gab sie kühl zurück. „Und sollten Sie darauf bestehen, kann ich ja immer noch kündigen.“
„Das würden Sie mir nie antun, Izzy.“
„Glauben Sie?“ Sie sah, dass er wieder erschreckend blass geworden war. Gott, hoffentlich fiel er jetzt nicht in Ohnmacht! Was war, wenn sie sich, was ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse anbelangte, überschätzt hatte? Oder wenn sich bei ihm irgendwelche unerwarteten Nebeneffekte der Kopfverletzung zeigten? „Also, hätten Sie jetzt bitte die Güte sich hinzulegen?“
Tariq lachte leise auf. „Beeindruckend! Sie können ja fauchen wie eine Raubkatze.“
Isobel
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