Julia Extra Band 362
ausschütten vor Lachen. „Die Topflappen liegen rechts von dir auf der Arbeitsfläche, falls du dir nicht die Finger verbrennen willst.“
Erleichtert zog er die Ofenhandschuhe über. „Rosa. Die hast du wohl extra für mich herausgesucht“, witzelte er.
„Klar.“ Beim Anblick des großen Mannes mit den riesigen rosa Ofenhandschuhen musste sie sich das Lachen verkneifen. Dieser Riley McKenna faszinierte sie immer mehr.
Er zog die Auflaufform heraus und stellte sie auf die Warmhalteplatte auf dem Tisch, bevor er die Ofentür schloss und mit Salatschüssel und Auffülllöffel zum Tisch zurückkehrte. „Das Abendessen ist serviert, gnädige Frau.“
„Daran könnte ich mich gewöhnen.“ Entspannt lehnte sie sich zurück, während er ihr Salat ins Schälchen füllte. „Langsam, aber sicher hast du den Bogen raus, was das Servieren betrifft.“
„Auf die Dauer ist das aber kein Job für mich.“ Riley setzte sich an den Tisch.
„Hast du denn schon etwas in Aussicht?“, fragte sie neugierig.
„Noch nicht.“
„Dann sollte ich wohl das Schild wieder ins Fenster hängen, dass wir eine Aushilfe suchen. Auf dich kann ich ja nicht mehr lange zählen.“
„Etwas länger bleibe ich schon noch.“
„Fragt sich bloß, wie lange.“ Es hatte wirklich keinen Sinn, sich an ihn zu gewöhnen. Er war auch nicht besser als die anderen. Je eher sie das einsah, desto besser. Sowie sie mit dem Abendessen fertig waren, würde sie ihn hinauskomplimentieren und sich wieder voll und ganz auf ihre Ziele konzentrieren: das Morning Glory über Wasser zu halten und Jeremy auf den rechten Pfad zurückzubringen.
Wo bleibt der Junge eigentlich so lange? überlegte sie beunruhigt.
Beruhigend fasste Riley nach ihrer Hand auf dem Tisch. Hatte er ihre Gedanken gelesen?
„Mach dir keine Sorgen, Stace. Jeremy taucht spätestens wieder auf, wenn er Hunger hat.“
„Hoffentlich.“ Seufzend griff sie nach der Salatsauce, verteilte sie auf ihrem Salat und reichte Riley die Flasche. Dann schnitt sie ein Stück Lasagne für ihn ab, bevor sie sich selbst etwas auf den Teller füllte.
„Wieso musst du dich eigentlich um deinen Neffen kümmern? Oder geht mich das nichts an? Tut mir leid, ich bin einfach neugierig.“ Entschuldigend zuckte er mit den Schultern. „Meine Großeltern haben meine Brüder und mich nach dem Tod meiner Eltern aufgenommen. Deshalb interessiere ich mich wohl dafür, wie es anderen Kindern mit ähnlichem Schicksal ergeht.“
So offen war er ihr gegenüber bisher noch nie gewesen. Vielleicht hatte sie sich durch die Lektüre der Klatschspalten und Bemerkungen, die sie aufgeschnappt hatte, wenn Riley telefonierte, doch ein falsches Bild von ihm gemacht. Oder wollte er durch seine plötzliche Offenheit erreichen, ihr näherzukommen? Womöglich sogar in ihr Bett?
Statt ausweichend zu antworten, erzählte sie ihm die Geschichte. Es tat gut, sich mal alles von der Seele zu reden. „Jeremy ist vor einem Monat zu mir gezogen, nachdem seine Mutter ihn verlassen hatte.“
„Wie meinst du das?“
„Sie war völlig überfordert und hat sich aus dem Staub gemacht“, erklärte sie leise.
„Jeremy hat erwähnt, dass sie drogenabhängig ist.“
Sein besorgter Tonfall öffnete die Tür zu ihrem Herzen. „Ja, das stimmt leider.“ Stace kamen die Tränen. „Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich versucht habe, Lisa zu helfen. Sie ist jünger als ich und hat wohl noch mehr unter dem viel zu frühen Tod unserer Mutter gelitten als ich. Als dann auch noch mein Vater starb, ist sie in die falschen Kreise geraten. Immer wieder habe ich versucht, sie da herauszuholen. Leider vergeblich. Im vergangenen Monat wurde sie in einen Verkehrsunfall verwickelt. Jeremy saß auch im Wagen. Offenbar war das der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Lisa hat per Anhalter die Stadt verlassen. Seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört.“
Riley bot ihr den Korb mit Knoblauchbrot an. „Vielleicht kommt sie bald zurück.“
„Vielleicht.“ Stace wurde bewusst, dass sie ständig darauf wartete, dass jemand zu ihr zurückkehrte. Langsam müsste sie doch klüger geworden sein, oder?
Traurig schlug sie gerade die Leinenserviette zurück, die das Brot warmhielt, als die Haustür aufging und Jeremy hereingestürmt kam. „Ich habe Hunger. Hast du Abendessen gemacht, Tante Stace?“
Erleichtert lächelte sie Riley zu. „Du hattest recht.“
„Ja, ausnahmsweise.“ Aufmunternd zwinkerte er ihr zu.
„Ich bin sehr
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