Julia Extra Band 362
als hätten sie schon immer zusammen hier gewohnt, – ein Gefühl, das Riley fast ein wenig unheimlich war – räusperte er sich und schlug vor: „Da wir uns jetzt gestärkt haben, sollten wir uns nun Gedanken darüber machen, wie man den Umsatz des Lokals erhöhen könnte.“
„Wozu?“ Abwehrend verschränkte sie die Arme. „Du bist doch sowieso schon auf dem Sprung zu einem besser bezahlten Job. Lass das also mal meine Sorge sein. Frank und ich haben das Lokal vor dir am Laufen gehalten und werden das auch tun, wenn du längst über alle Berge bist.“
„Wieso fällt es dir so schwer, Hilfe anzunehmen, Stace?“
Ein krachender Donnerschlag, gefolgt von einem heftigen Wolkenbruch, verhinderte eine Antwort. Der Regen prasselte nur so aufs Dach und schlug gegen die Fensterscheiben. „Oh nein!“, rief Stace entsetzt und zog hastig große Töpfe und Plastikschüsseln hervor. Zwei davon drückte sie dem verblüfften Riley in die Hände. „Die eine stellst du rechts von der Treppe auf den Boden, die andere in die Mitte des Wohnzimmers.“
Die Frage nach dem Warum konnte er sich sparen, denn schon fing es an, durch die Küchendecke zu tropfen. Blitzschnell stellte Stace einen großen Kochtopf darunter.
Innerhalb von Minuten ertönte eine wahre Sinfonie von auf Metall und Plastik fallenden Regentropfen, heulendem Wind und krachendem Donner.
„Du brauchst ein neues Dach“, stellte Riley überflüssigerweise fest.
„Und einen neuen Herd, neue Fenster, eine neue Küche und so weiter. Aber woher nehmen und nicht stehlen?“ Resigniert zuckte Stace die Schultern.
Heftige Böen rüttelten an dem Haus und bliesen durch Fensterritzen. Töpfe und Schüsseln füllten sich zusehends.
„Am besten verkaufst du dieses feuchte, zugige Haus“, schlug Riley vor.
„Kommt nicht infrage. Mir gefällt es hier. Solange es nicht regnet.“
In diesem Moment krachte es heftig in der Diele, gefolgt von zwei dumpfen Aufschlägen und einer Flutwelle. Entsetzt liefen Riley und Stace los und gerieten ins Rutschen. Erst vor Staces Schlafzimmer fanden sie wieder Halt und entdeckten die Bescherung.
„Ich wusste gar nicht, dass du ein Dachfenster einbauen lässt“, bemerkte Riley trocken und fing sich dafür einen Klaps auf den Arm ein.
„Das ist gar nicht witzig.“ Bedrückt betrachtete Stace ihr hübsches blau, weiß, gelb dekoriertes Zimmer und das gemütliche Bett mit der butterblumengelben Daunendecke, die unter zerbrochenen Dachziegeln und morschem Gebälk hervorlugte und vom nun ungehindert herabprasselnden Regen völlig durchnässt wurde. „Was soll ich denn jetzt tun?“, fragte Stace verzweifelt.
„Hier kannst du heute Nacht jedenfalls nicht schlafen. Ich werde das Loch im Dach mit einer Plane abdecken und gleich morgen früh einen Dachdecker anrufen.“
Ungläubig musterte sie ihn. „Du wirst was?“
„Ich bin geschickter, als du denkst“, antwortete er gekränkt.
„Nie im Leben.“
„Traust du mir etwa keine handwerklichen Fähigkeiten zu?“
„Nein. Du bist viel zu …“ Sie errötete verlegen. „Du siehst viel zu gut aus.“
Riley grinste vergnügt. War es möglich, dass Stace Kettering ihn mochte? Das wollte er genauer wissen. „Du findest, dass ich gut aussehe?“
„Zumindest hältst du dich für attraktiv. Wie ein Bauarbeiter siehst du jedenfalls nicht aus.“ Sie umfasste eine seiner Hände, drehte sie um und führ prüfend darüber. „Keine Schwielen. Das habe ich mir doch gleich gedacht.“
Die sanfte Berührung versetzte ihm einen elektrischen Schlag. Einen Moment lang vergaß Riley alles um sich herum. Behutsam drehte er Staces Hand um und strich über die zarte Haut. Am liebsten hätte er Stace an sich gezogen, sie geküsst und jeden Millimeter ihrer Pfirsichhaut erforscht. Stattdessen sagte er nur leise: „Und ich sehe hier, dass du zu hart arbeitest.“
Sie blickte auf ihre Hände und schaute auf, die wunderschönen grünen Augen wirkten plötzlich noch größer. „Ich … muss hart arbeiten, um meine Rechnungen zu bezahlen.“
„Und ein neues Dach.“ Zärtlich streichelte er ihre Hände. Wie weich sie waren. Und wieso fiel ihm erst jetzt auf, wie leuchtendgrün Staces Augen waren? Er hätte darin versinken mögen.
„Ja, das Dach.“ Der verzauberte Moment war Geschichte. Stace wich zurück und ließ den Blick über die Bescherung schweifen. „Was soll ich denn jetzt bloß tun?“
„Darum kümmere ich mich. Du hast doch sicher eine Plane in der Garage? Vermutlich
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