Julia Extra Band 362
sie gefangen nahmen. Verträumt atmete sie seinen würzigen Duft ein und stellte sich vor, wie Riley sie streichelte. „Danke.“
„Das sagtest du bereits.“
Ein goldbraunes Fellbündel rannte draußen vorbei. „Hast du einen Hund?“
„Das ist Heidi. Sie gehört meinem Bruder. Er ist mit seiner Frau im Urlaub. Meine Großmutter hütet Heidi solange.“
„Ach so.“ Stace zeigte auf den Wandschrank. „Dann werde ich jetzt mal meine Sachen auspacken und ins Bett gehen. Das wird ein anstrengender Tag morgen, weil Zahltag ist. Da kommen mehr Gäste als sonst.“ Rileys Nähe machte sie sichtlich nervös. Sie brachte ja kaum einen zusammenhängenden Satz zustande. Gleichzeitig war sie enttäuscht, als Riley zur Tür ging.
„Dann will ich dich nicht länger stören“, sagte er, ging hinaus und machte die Tür hinter sich zu.
Statt jedoch ihre Sachen in den Schrank zu hängen und schlafen zu gehen, blickte Stace sehnsüchtig aus dem Fenster. Vielleicht fand sie beim Schwimmen eine Lösung, wie sie Jeremy davon überzeugen konnte, weiter zur Schule zu gehen, und wie sie die Dachreparatur bezahlen sollte.
Zögernd öffnete sie die Terrassentür und huschte durch den Regen zum Pool. Die Tür war unverschlossen. Feuchtwarmer Dunst schlug Stace entgegen und umhüllte sie wie eine wärmende Decke. Stace schlüpfte aus den Schuhen und lief zum Beckenrand, wo sie einen Zeh ins Wasser steckte und wohlig seufzte.
„Warm wie in der Badewanne, oder?“
Erschrocken wich sie zurück und verlor das Gleichgewicht. Verzweifelt ruderte sie mit den Armen und wäre in den Pool gefallen, wenn Riley sie nicht geistesgegenwärtig umschlungen und festgehalten hätte. „Riley! Hast du mich aber erschreckt!“
„Tut mir leid.“ Seine Augen glitzerten im Lichtschein. „Willst du schwimmen?“
„Ich habe leider keinen Badeanzug mitgebracht.“
„Wie dumm von mir, den Pool nicht zu erwähnen. Aber ich hatte ihn ganz vergessen.“
„Wirklich? Das könnte mir nicht passieren. Ich würde jeden Tag hier schwimmen.“
„Dann bist du wohl eine richtige Wasserratte.“
„Allerdings. In der Schule war ich sogar Mitglied der Schwimmstaffel.“ Wieso sprach sie plötzlich über ihr früheres Leben? Das hatte sie seit Jahren verdrängt, denn an der Vergangenheit ließ sich ja nichts ändern. „Aber das ist lange her. Seit dem Tod meines Vaters bin ich gar nicht geschwommen.“
„Warum?“, fragte Riley.
„Weil ich seinen Job im Lokal übernehmen und mich um meine Schwester, meinen Neffen und das Haus kümmern musste.“ Das hatte ihre Energie verbraucht.
„Und für dich und deine Interessen blieb keine Zeit mehr“, vermutete Riley hellsichtig.
Stace nickte traurig.
„Damit ist ab sofort Schluss.“ Aufmunternd lächelte er ihr zu. „Meine Großmutter geht gern auf Schnäppchenjagd. Im Umkleideraum liegt ein ganzer Stapel ungetragener Badesachen. Sicher ist was Passendes für dich dabei. Und dann kannst du nach Herzenslust schwimmen.“
„Ich weiß nicht. Es ist schon nach neun, und morgen früh muss ich spätestens um vier aufstehen.“ Sehnsüchtig betrachtete sie den lockenden Pool.
„Keine Ausflüchte, Stace.“ Mit sanfter Gewalt schob er sie Richtung Umkleideraum. „Du musst dich auch mal amüsieren.“ Als sie ihn noch immer unsicher ansah, fügte er hinzu: „Ich komme auch nach. Das Wasser ist wirklich angenehm warm.“
Mit wenigen Schritten war er wieder am Beckenrand, schöpfte Wasser und ließ es auf Staces Hand tröpfeln. „Kannst du dem wirklich widerstehen?“
Zwei Minuten später watete Stace ins tiefe Wasser. Der dunkelblaue Einteiler saß wie angegossen. Bevor sie es sich anders überlegen konnte, stieß sie sich vom Boden ab und tauchte kopfüber bis auf den Grund, bevor sie wieder an die Wasseroberfläche kam.
„Bravo!“ Riley nickte ihr begeistert zu. Er war mit einer schwarz-roten Badehose bekleidet und hatte zwei Badetücher mitgebracht.
Wow, dachte Stace fasziniert. In fast unbekleidetem Zustand sah er noch unwiderstehlicher aus. Sein Körper war perfekt: breite Brust, schmale Taille, flacher Bauch. Am liebsten hätte sie die Hände über den sexy Körper gleiten lassen. Bevor dieser Impuls übermächtig wurde, tauchte sie wieder und schwamm die erste Bahn. Sowie das Wasser sie umspülte, spürte Stace inneren Frieden und entspannte sich. Sie hatte das Gefühl, endlich zu Hause zu sein.
Einige Bahnen später legte sie eine Pause ein. Riley, den sie völlig vergessen hatte, ließ
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