Julia Extra Band 362
erklärte sie geheimnisvoll.
Diese entspannte, fröhliche Stace gefiel ihm ausnehmend gut. Immer wieder war er überrascht, welche charakterlichen Facetten diese bildhübschen Frau noch hatte. „Darf ich wenigstens die Tüte tragen? Ich verspreche auch, keinen Blick zu riskieren.“ Er hielt drei Finger hoch. „Pfadfinderehrenwort.“
„Wehe, wenn du schummelst!“ Drohend hob sie den Zeigefinger.
„Was passiert dann?“, erkundigte er sich gespannt.
„Das willst du gar nicht wissen.“ Lachend knickte sie das obere Ende um, bevor sie ihm die Tüte aushändigte. Sicher ist sicher, dachte Stace vergnügt.
Auf dem Wasser neben dem Uferweg von Rowes Wharf schaukelten Boote. Stace und Riley waren nicht die einzigen Menschen, die hier unterwegs waren und die frische Meeresbrise und die friedliche Atmosphäre genossen.
Riley beobachtete, wie eins der Boote ablegte, auf denen Gäste während einer Hafenrundfahrt dinieren konnten. „Hätte ich gewusst, dass wir herkommen, hätte ich dich auf so ein Boot eingeladen. Festliches Diner, erlesene Weine, das stelle ich mir sehr romantisch vor. Ich wollte dir wirklich einen unvergesslichen Abend bereiten. So unvergesslich, wie es mein bescheidenes Budget erlaubt.“
Stace blieb stehen und musterte ihn. „Darin liegt vielleicht das Problem.“
„Meinst du meinen Geldmangel?“
„Nein. Dass du tust, woran du gewöhnt bist. Ich habe dich vorhin im Club beobachtet. Besonders glücklich hast du nicht gerade ausgesehen.“
Ein verliebtes Pärchen kam ihnen entgegen. Fast beneidete Riley die beiden um ihre Liebe. Doch sowie er den Blick abwandte, war das Gefühl verflogen.
„Es war mir dort zu laut und zu voll“, behauptete er. Insgeheim gestand er sich ein, dass die wilde Clubszene ihn nach all den Jahren langweilte. Stace hatte ihm die Augen geöffnet! „Mir ist wohl auch plötzlich bewusst geworden, wie öde ich es dort finde.“
„Und wieso gehst du trotzdem hin?“
„Weil es von einem Playboy erwartet wird.“ Er lächelte zerknirscht.
Fast verletzlich, dachte Stace und fragte sich, was Riley ihr verheimlichte. Was er vielleicht sogar vor sich selbst verheimlichte und stets hinter einem sonnigen Lächeln verbarg.
„Da ist was Wahres dran. Aber du bist ja jetzt Kellner in einem Lokal.“
„Ja, und so ein Playboyleben ist teuer.“ Er schaute ihr tief in die Augen.
Wieder lief ihr ein Schauer über den Rücken. „Dann sollte ich dir wohl beibringen, wie man sich mit dem Gehalt eines Kellners amüsieren kann.“ Sie zeigte auf eine Bank am Ufer.
„Nach Ihnen, Madam.“ Mit großer Geste bot er ihr einen Platz an.
Lachend setzte Stace sich, Riley setzte sich ans andere Ende und platzierte die Tüte dazwischen.
Über ihnen funkelten die Sterne, ab und zu blitzten die Lichter landender oder startender Flugzeuge auf, die Wellen schwappten leise ans Ufer, Jachten schaukelten an den Anlegern. Draußen auf dem Ozean war ein Boot unterwegs, dessen Motorengeräusch vom Wind ans Ufer getragen wurde. Hinter ihnen war gedämpft der Lärm vom Highway zu hören. Eigentlich sehr romantisch, wenn man bedachte, dass sie sich in einer Millionenstadt befanden.
„Wenn man wenig Geld hat, muss man kreativ sein. Das war ich lange nicht mehr.“ Nachdenklich ließ Riley den Blick übers Wasser schweifen. „Vielleicht sollte ich mich wirklich wieder auf meine kreativen Fähigkeiten besinnen. Wie im Morning Glory.“
„Hast du vor, dir Rezepte auszudenken?“
„Nein“, wehrte er lachend ab. „Aber eine PR-Kampagne, um den Umsatz anzukurbeln. Wir brauchen eine außergewöhnliche Veranstaltung, um das Interesse der Leute zu wecken. Das Morning Glory muss in aller Munde sein.“
„Das wäre schön. Aber so etwas erfordert eine genaue Planung. Außerdem ist es schwierig, in einer Großstadt wie Boston auf sich aufmerksam zu machen.“
„Schon, aber uns wird schon was einfallen.“ So schnell gab er nicht auf.
„Klingt gut. In der Zwischenzeit stärken wir uns.“ Sie griff in die Tüte und zog eine Flasche Weißwein heraus. Es folgten Plastikbecher, Käse und Taschenmesser.
„Nicht schlecht“, befand Riley.
Stolz zauberte Stace noch ein appetitlich duftendes, ofenfrisches Baguette aus der Tüte und Weintrauben. „Die gehören einfach zu einem romantischen Dinner“, erklärte sie.
Riley zeigte auf die Flasche. „Sind da nicht genug Trauben drin?“, witzelte er.
„Trauben kann man nie genug haben“, antwortete Stace neckend. „So, jetzt noch jede Menge
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