Julia Extra Band 362
Servietten, und das Abendessen ist angerichtet.“
„Du hast an alles gedacht. Ich bin beeindruckt.“
„Das ist ja keine große Sache.“
Für ihn schon. Der unglaublichen Stace Kettering war es nämlich gelungen, praktisch aus dem Nichts ein romantisches Dinner an einem unvermutet idyllischen Ort zu organisieren. Ganz ohne unauffälligen Ober im Hintergrund, dezente Musik und opulentes Interieur. Schlicht und wundervoll!
Danach hatte er sich eigentlich immer gesehnt. Allerdings wurde ihm das erst in diesem Moment bewusst.
„Wärst du so nett, uns Wein einzuschenken?“, bat sie.
„Oje, du hast doch etwas vergessen: den Korkenzieher.“
„Hast du schon vergessen, dass dies ein Dinner für den kleinen Geldbeutel ist?“, fragte sie lachend. „Die Flasche hat einen Schraubverschluss.“
Darauf hätte er auch selbst kommen können! Leicht verlegen grinsend öffnete er die Flasche Chardonnay und füllte die beiden Becher. Dann brach er ein Stück von dem Brot ab, das Stace ihm hinhielt, und schnitt sich ein Stück Käse ab. Noch viel lieber hätte er sie an sich gezogen und geküsst. Doch er wollte nichts überstürzen.
„Manchmal ist ein einfaches Essen am schmackhaftesten, oder?“, schwärmte sie.
Er konnte ihr nur zustimmen. Begeistert hob er den Becher. „Auf Kreativität und Improvisation.“
„Und auf anpassungsfähige Freunde.“ Fröhlich trank sie ihm zu.
Riley stellte den Becher wieder ab und rückte näher an Stace heran. „Bin ich dein Freund, Stace?“, fragte er leise.
„Nein, natürlich nicht. So habe ich das nicht gemeint.“ Schnell wandte sie sich ab.
„Warum tust du das?“
„Was?“
„Sowie ich versuche, dir näherzukommen, weist du mich ab.“
Langsam wandte sie sich ihm wieder zu und schaute ihn mit ihren großen grünen Augen forschend an. „Warum versuchst du denn mit aller Macht, mir nahezukommen?“
„Eins zu null für dich.“ Stace Kettering war nicht auf den Mund gefallen. Sie war ganz anders als die Frauen, mit denen er sonst ausging. Und genau das reizte ihn an ihr. Deshalb setzte er alles daran, sie zu beeindrucken, immer ehrlich zu ihr zu sein und ihr Herz zu erobern.
Nachdenklich lehnte er sich zurück und ließ den Blick über den Ozean schweifen. „Eigentlich war ich noch nie jemandem nahe. Ich habe auch nicht zugelassen, dass mir jemand zu nahe kommt.“
So offen und ehrlich hatte Riley McKenna noch nie über seine Gefühle gesprochen. Lag es an der friedlichen Umgebung? An seiner Begleiterin? Er wusste es nicht. Aber irgendetwas veranlasste ihn, seine Verschlossenheit aufzugeben. Wenigstens bis zu einem gewissen Punkt.
„Warum nicht?“
Sollte er wirklich wagen, sich von der Seele zu reden, was ihn all die Jahre bedrückt hatte? In letzter Zeit war ihm zunehmend bewusst geworden, wie oberflächlich und sinnentleert sein Leben verlief. Erst durch die Arbeit im Morning Glory und durch Stace hatte er darüber nachgedacht, wie er das ändern könnte. Ihm war nämlich klar, dass er so nicht weitermachen wollte. In den letzten Tagen hatte er ja hier und da schon damit begonnen, von sich zu erzählen. Also atmete er tief durch und gab sich einen Ruck.
„Vermutlich, weil ich meine Eltern verloren habe, als ich noch ein kleiner Junge war. Die Angst vor dem Verlust von Menschen, die mir nahestehen, ist tief in mir verwurzelt“, erklärte er ernst.
„Das kann ich nur zu gut verstehen, Riley. Man fühlt sich so schutzlos. Es spielt keine Rolle, wie alt man ist, wenn man seine Eltern verliert, man hat immer das Gefühl, dass niemand mehr schützend die Hand über einen hält und vor drohender Gefahr warnt.“
So hatte er das noch gar nicht gesehen. Seine Großeltern und seine beiden älteren Brüder waren ja für ihn dagewesen. Doch so gern sie ihn auch hatten, die Eltern konnten sie ihm nicht ersetzen. „Du hast recht, Stace.“
„Wir sind Waisenkinder.“
Riley lachte leise. „Ich bin zu alt, um adoptiert zu werden.“
„Ich auch.“
Impulsiv zog er sie an sich und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf den Scheitel. „Dann werde ich dich adoptieren, Stace Kettering.“
„Bist du sicher? Ich kann aber ganz schön schwierig sein“, gab sie amüsiert zu bedenken.
„Ich auch.“
Sie schmiegte sich an ihn und hielt ihn ganz fest. „Wir adoptieren uns gegenseitig“, schlug sie vor.
Immer füreinander da zu sein? Das klang verlockend. Also spann er den Faden weiter. „Liest du mir auch Gutenachtgeschichten vor?“
Stace lachte. „Dabei
Weitere Kostenlose Bücher