Julia Extra Band 362
Mutter es so oft getan hatte, doch Zara rührte sich nicht von der Stelle.
„Hör ein einziges Mal auf deinen Vater“, drängte Ingrid. „Du kannst dieses Baby einfach nicht bekommen! Sei vernünftig. Sobald du erst mal ein Kind am Rockzipfel hast, ist dein Leben ruiniert.“
„Haben Tom und ich dein Leben ruiniert?“, fragte Zara bitter. Es verletzte sie zutiefst, dass ihre Mutter die Aussicht auf ihr erstes Enkelkind derart leichtfertig abtat.
„Wag es ja nicht, den Namen deines Bruders in den Mund zu nehmen, du dumme kleine Gans!“, herrschte Monty Blake sie an. Dann holte er weit aus und schlug sie hart ins Gesicht.
Zaras Augen füllten sich mit Tränen. Der Schlag war so heftig, dass sie beinahe das Gleichgewicht verlor und einen Schritt zurücktreten musste. Automatisch presste sie die Hand gegen ihre brennende Wange. „Wenn du mich noch einmal schlägst“, rief sie zornig, „dann rufe ich die Polizei!“
„Sei doch nicht albern“, ging ihre Mutter dazwischen, entsetzt über die Drohung ihrer Tochter. „Du hast es doch herausgefordert.“
„Genauso wie du es immer herausforderst?“, schoss Zara zurück, ehe sie den Blick wieder auf ihren Vater richtete. „Ich werde dieses Haus nie wieder betreten.“
„Das werden wir überleben“, höhnte er verächtlich. „Du bist kein großer Verlust!“
Schockiert und traumatisiert kehrte Zara in ihr Apartment zurück. Als sie aus dem Auto stieg, spürte sie, wie etwas ihre Wange hinabrann. Rasch wischte sie es fort und sah Blut an ihren Fingern. In ihrem Kosmetikspiegel sah sie die Stelle, an der der Siegelring ihres Vaters die Haut aufgerissen hatte.
Es war eine traurige Tatsache ihrer Kindheit, dass Monty Blake über ein unberechenbares Temperament verfügte und mit den Fäusten um sich schlug, wann immer er die Kontrolle verlor. Normalerweise bezahlte Ingrid den Preis für die Gewalttätigkeit ihres Ehemanns, der so seinem Zorn oder seinem Frust Luft machte. Mit zehn Jahren hatte eine total verängstigte Zara einmal miterleben müssen, wie er ihre Mutter zusammenschlug. Daraufhin hatte sie die Polizei gerufen, doch was danach geschehen war, hatte sie ihre Lektion gelehrt. Ihre Eltern bezeichneten sie als „bösartige Lügnerin“, und selbst ihr Zwillingsbruder warf ihr vor, die Familie „im Stich zu lassen“. Als Konsequenz wurde sie ins Internat gesteckt. In dieser Nacht hatte sie gelernt, dass alles, was hinter den Türen des eleganten Stadthauses ihrer Eltern vor sich ging, streng geheim war. Sie konnte es nicht einmal mit Bee teilen.
Als sie endlich ihre Wohnung betrat, hatte der Stress üble Kopfschmerzen ausgelöst. Außerdem tat ihre Wange verdammt weh. Am liebsten hätte sie eine Schmerztablette genommen, aber das war womöglich nicht gut für das Kind. Sie schaute in den Spiegel und betastete dabei vorsichtig ihre Wange. Die Haut um das Auge herum verfärbte sich bereits. Am nächsten Morgen würde sie vermutlich einen ordentlichen Bluterguss haben. Als es an der Tür läutete, griff sie schnell nach ihrer Sonnenbrille und setzte sie auf.
Es war Vitale, der bereits ungeduldig ein zweites Mal klingeln wollte. Als er sie sah, sank seine Hand nach unten.
„Warum trägst du drinnen eine Sonnenbrille?“, fragte er und schob sich ohne Einladung an ihr vorbei in die Wohnung.
Als Zara nur die Stirn runzelte, zog er ihr die Sonnenbrille kurzerhand von der Nase und erstarrte beim Anblick ihres malträtierten Gesichts. „Was in aller Welt ist dir denn passiert?“, fragte er zornig.
„Ich bin gestürzt … in der Gärtnerei“, schwindelte sie.
„Lüg mich nicht an. Eine Lüge erkenne ich auf hundert Meter Entfernung“, entgegnete er und betastete sanft die Schwellung in ihrem Gesicht. „Das hier sieht eher danach aus, als hätte dich jemand geschlagen.“
„Sei doch nicht albern“, erwiderte sie mit leicht brüchiger Stimme. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Warum bist du hier?“
Vitale warf die Zeitung, die er mitgebracht hatte, in stummer Geste auf den Tisch. Es war die Ausgabe, in der die Vermutung geäußert wurde, dass sie schwanger sei.
„Oh, das …“, murmelte sie zerstreut. Obwohl sie die Klatschspalte erst an diesem Morgen gelesen hatte, kam es ihr bereits so vor, als wären hundert Jahre vergangen.
„Ich glaube dir nicht, dass du gestürzt bist. Ich will wissen, wer das war. Wer hat dich geschlagen?“, fragte er leise, aber sein Blick wirkte absolut unerbittlich. „Ich fürchte, morgen früh hast
Weitere Kostenlose Bücher