Julia Extra Band 362
du ein blaues Auge.“
Nervosität schnürte Zara die Kehle zu. Sie war erschöpft und traurig. „Das ist nicht wichtig.“
„Du bist angegriffen worden. Wie kann das nicht wichtig sein?“, versetzte er. „Wen versuchst du zu schützen?“
Zara wurde blass. Wie konnte es sein, dass er prompt den Nagel auf den Kopf traf? Die Angewohnheit, die dunkle Seite ihrer Familie zu verheimlichen, war so stark, dass sie sich nicht so einfach durchbrechen ließ. „Ich schütze niemanden.“
„Du bist schwanger. Welcher Mensch greift eine schwangere Frau an?“, fragte er harsch. „Er hätte dich in den Bauch schlagen können anstatt ins Gesicht. Vielleicht hättest du das Baby verloren – würdest du ihn dann immer noch schützen?“
Seine Worte lösten riesige Schuldgefühle in ihr aus. Natürlich hatte sie eine Verantwortung gegenüber ihrem ungeborenen Kind. Dennoch zerriss sie der Loyalitätskonflikt beinahe. Erst als die Verzweiflung überhandnahm, gab sie ihren Widerstand auf. „Also gut, es war mein Vater … okay?“, rief sie schließlich. „Aber er hat es nicht so gemeint – manchmal verliert er einfach die Beherrschung und schlägt um sich …“
„Dein … Vater ?“ Seine Stimme zitterte vor Wut, seine Augen sprühten Feuer, und schon war er an der Tür und riss sie auf.
„Wohin willst du?“ Konsterniert rannte sie hinter ihm her und packte seinen Arm, um ihn aufzuhalten. „Was hast du vor?“
Vitale schaute sie zornbebend an. „Ich werde dafür sorgen, dass so etwas nie wieder passiert.“
„Aber wie willst du das tun? Ich will nicht, dass du dich mit meinem Vater anlegst … Ich will nicht, dass das an die Öffentlichkeit gerät – es ist eine Privatsache!“, rief sie hektisch und klammerte sich an seinem Arm fest.
Sanft löste er ihre Hände von seinem Arm. Sein Gesichtsausdruck wirkte vollkommen unnachgiebig. „Ich habe nicht vor, mich mit deinem Vater anzulegen. Ich habe auch nicht vor, sonst irgendjemand davon zu erzählen – das ist allein deine Entscheidung. Aber ich werde dafür sorgen, dass er es nie wieder wagt, dir auch nur ein Haar zu krümmen“, erklärte er grimmig. „Ich sehe dich später.“
Zara blieb allein zurück. Sie zitterte am ganzen Körper, so heftig waren all die Emotionen, die sie zu kontrollieren versuchte. Der Stress setzte ihr gehörig zu. Ihr Vater würde erneut die Beherrschung verlieren, wenn Vitale ihn konfrontierte und ihm Vorwürfe machte. Natürlich würde Monty Blake wissen, dass seine Tochter mal wieder geredet hatte. Ihre Kopfschmerzen waren jetzt so heftig, dass sie auf die Bettkante sank und mehrmals tief einatmete. Vitales Eingreifen entsetzte sie, aber noch mehr schockierte sie die Tatsache, dass sie kapituliert und ihm die Wahrheit gesagt hatte. Seit so vielen Jahren hielt sie ihre Familienschande nun schon geheim. Jetzt würde die Hölle ausbrechen, weil sie einem Mann, der ihren Vater ohnehin schon hasste, einen weiteren Grund geliefert hatte, ihn zu verachten und zu attackieren.
Sie fühlte sich zu elend, um etwas zu essen, weshalb sie sich einfach ins Bett legte und nach einer Weile einschlief. Erst Vitales Rückkehr weckte sie. Barfuß und mit zerzausten Haaren öffnete sie die Tür und blinzelte ihn verschlafen an. Überrascht stellte sie fest, dass ihr Vater neben ihm stand. Neben dem um einen Kopf größeren und deutlich muskulöseren Italiener wirkte Monty Blake blass, jämmerlich und klein.
„Dein Vater hat dir etwas zu sagen“, verkündete Vitale grimmig.
„Es tut mir leid, dass ich dich geschlagen habe – es wird nicht wieder vorkommen“, murmelte ihr Vater wie ein lebloser Roboter.
„Ich bin nicht zu einer Abtreibung bereit“, wiederholte Zara fest, denn ihr Vater sollte wissen, dass sie nicht willens war, für seine Vergebung einen derart hohen Preis zu zahlen.
Als Vitale ihre Aussage hörte, bekam sein Blick etwas Mörderisches. „Wir werden so schnell wie möglich heiraten“, erklärte er.
Seine Worte überrumpelten sie. Verwirrt schaute sie ihn an. Er wusste doch, wie sie zu diesem Thema stand! Was war plötzlich in ihn gefahren? Doch Vitale begegnete ihrem Blick mit kühler Herausforderung. Zara wollte gerade den Mund öffnen und protestieren, doch dann entschied sie, damit zu warten, bis ihr Vater fort war.
„Du musst tun, was du für richtig hältst“, sagte Monty Blake tonlos und wandte sich dann an Vitale. „Sind Sie jetzt zufrieden?“
„Für den Moment schon, aber halten Sie sich in
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