Julia Extra Band 362
heimgekehrt. Er sagte ihr nur, dass er mit einer alten „Freundin“, die in der Nähe von Florenz lebe, zu Abend esse, und wenn Zara daraufhin versuchte, mehr von ihm zu erfahren, machte er völlig dicht. Sie vermutete, dass die Freundin in der Villa lebte, deren Garten sie gestaltet hatte, doch er äußerte sich nicht dazu.
„Du musst lernen, mir zu vertrauen. Du magst zwar meine Frau sein, aber das heißt nicht, dass ich dir alles erzählen muss!“, hatte er noch vor einer Woche zu ihr gesagt.
Zara wusste ganz genau, dass er wieder grimmig und distanziert sein würde, sobald er nach Hause kam, und dass es mindestens zwei Tage dauern würde, bis er sie wieder berührte. Seine Freitagabende schienen ihn in keine gute Stimmung zu versetzen.
Verbrachte er die Zeit damit, eine andere Frau zu besänftigen, die ihm wichtig war? Eine Frau, die er nur widerwillig aufgegeben hatte, weil Zara schwanger geworden war? Genau das war ihre größte Angst, denn was sonst konnte seine Bedrückung nach diesen Freitagabenden erklären? Vitale zeigte alle Anzeichen eines Mannes, dessen Loyalität zu zwei Seiten hin auf eine harte Probe gestellt wurde.
Trotzdem lebte sie nun schon seit acht Wochen mit ihm in der Toskana und fühlte sich glücklicher und geborgener denn je. Die ersten drei Wochen hatte er sich ganz ihrer Ehe gewidmet, doch danach musste er sich wieder um die Bank kümmern und regelmäßig verreisen. Während er fort war, flog sie mehrfach zurück nach London, um bei Blooming Perfect nach dem Rechten zu sehen und Kunden zu treffen.
Um den Hals trug sie eine Kette mit einem tränenförmigen Diamanten. Vitale sah es nicht gern, wenn sie ihn abnahm. Er behauptete, das Funkeln des Diamanten im Sonnenlicht erinnere ihn an ihr Haar und ihr strahlendes Lächeln. Er sagte ganz viele romantische Dinge wie diese – Worte, die ihr guttaten, Komplimente, die sie analysierte, wann immer sie allein war und sich besorgt fragte, wie tief seine Bindung ihr gegenüber wirklich ging. Er war sehr großzügig und machte ihr unzählige Geschenke, von Schmuck über Blumen bis zu Kunstwerken und Möbeln. Außerdem hatte er einen Lerntherapeuten engagiert, der ihr half, ihre Legasthenie besser in den Griff zu bekommen.
Alles in allem war Vitale zu Zaras Lebensmittelpunkt geworden, ohne dass sie das überhaupt gemerkt hätte – bis sie schließlich anfing, an jedem Freitagabend in Panik zu verfallen. Sie machte sich Sorgen, wo er war und mit wem er sich traf. Dadurch erkannte sie, dass ihr Herz stärker involviert war als gedacht. Himmel, sie hatte sich hoffnungslos verliebt in den Mann, den sie geheiratet und dem sie dummerweise vorgeschlagen hatte, die Ehe nur drei Monate probeweise zu versuchen.
Drei Monate? Was für eine hirnrissige Idee war das nur gewesen? Sie wusste bereits jetzt, dass sie Vitale niemals freiwillig aufgeben würde – nicht mal nach tausend Monaten. Was würde sie nach Ablauf der drei Monate sagen, wenn er die eingebaute Hintertür benutzen und seine Freiheit zurückhaben wollte? Allein bei dem Gedanken setzte ihr Herz einen Schlag aus.
In diesem Moment klingelte sein Handy. Vitale kam aus dem Bad, ein Handtuch gefährlich tief um die Hüften geschlungen. Mit einem Stirnrunzeln nahm er den Anruf entgegen und sprach mehrere Minuten lang in schnellem Italienisch. Dann beendete er das Gespräch und blickte zu ihr hinüber. „Ich muss leider heute Abend noch nach Bahrain fliegen und mich mit einem wichtigen Investor treffen. Deshalb werde ich erst morgen Abend wieder zu Hause sein.“
Die Information löste ein Lächeln bei Zara aus. Wenn er nach Bahrain flog, konnte er nicht gleichzeitig mit der unbekannten Freundin in der Nähe von Florenz essen. Doch wenn er es heute nicht schaffte, würde er sie vielleicht später besuchen. Er ging ans Fenster, um einen weiteren Anruf zu tätigen. Diesmal klang seine Stimme sehr sanft, so als würde er sich entschuldigen. Zara wusste instinktiv, dass er mit einer anderen Frau sprach, und es verletzte sie ungemein. Sofort war wieder die ganze Unsicherheit da.
Was genau trieb Vitale an seinen Freitagabenden? Hielt er eine Geliebte in der teuren Luxusvilla?
Plötzlich war sie wild entschlossen, diese Fragen zu beantworten. Sobald er sich auf den Weg zum Flughafen gemacht hatte, würde sie unter dem Vorwand, nachsehen zu wollen, wie der Garten geworden war, zu der Villa hinüberfahren. Sie musste einfach wissen, wer dort lebte. Wenn es ihm nicht gefiel, dass sie hinter
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