Julia Extra Band 362
Mutter so etwas …“
Karmin stieß einen Fluch aus, dann zog er sie zu sich heran und küsste sie. „Habibti“ , flüsterte er. „Habibti. Ana behibek …“
„Was heißt das?“
Er schluckte schwer.
„Es heißt … es heißt, dass du sehr tapfer bist, Liebste. Und es heißt auch, dass ich mir nichts Schöneres vorstellen kann, als dich in meinen Armen zu halten.“
„Ich bin überhaupt nicht tapfer“, sagte sie mit zitternder Stimme.
Karim ließ sich wieder mit ihr aufs Bett sinken, um ihr zu beweisen, dass er wirklich meinte, was er eben gesagt hatte. Und das konnte er nur, indem er noch einmal Liebe mit ihr machte. Weil Reden die große Gefahr in sich barg, ihr die Wahrheit zu sagen.
Die Wahrheit, dass er ihr gerade auf Arabisch gestanden hatte, dass er sie liebte.
Sie schliefen eng umschlungen, bis die Sonne sie weckte. Karim schaute Rachel in die Augen und sagte weich: „Guten Morgen.“
Rachel lächelte. „Guten Morgen.“
„Hast du gut geschlafen?“
„Wundervoll. Genau gesagt …“ Sie stützte sich auf ihren Ellbogen auf und blickte an ihm vorbei auf die Uhr auf dem Nachttisch. „Oh! Schon nach sieben. Ethan …“
„Ethan ist versorgt.“
„Aber …“
„Nichts aber. Ich habe vor einer Weile nach ihm gesehen. Er ist mit Roberta unten. Als ich kam, hat sie ihn gerade gefüttert. Und nachher will sie mit ihm in den Park gehen.“
„Dann sollte ich jetzt wohl besser machen, dass ich unter die Dusche komme und …“
„Ich bin ein Mann der Wüste, habibti .“
„Soll heißen?“
„Soll heißen, dass ich etwas von Dingen verstehe, von denen du nichts verstehst.“
„Zum Beispiel?“
„Zum Beispiel von Wasser. Wasser ist eine wertvolle Ressource. Daraus folgt, dass man unbedingt sparsam damit umgehen muss.“ Seine Mundwinkel zuckten. „Und deshalb sollten wir wenigstens das Opfer bringen, gemeinsam zu duschen.“
„Oh, das wäre wirklich ein wundervolles Opfer“, sagte sie zärtlich. „Aber wenn Roberta mit Ethan in den Park geht …“
„Sie ist ganz vernarrt in den Jungen, Rachel.“
„Ich weiß. Sie geht wundervoll mit ihm um und …“
„Und sie hat an einer sehr renommierten Schule einen erstklassigen Abschluss gemacht.“
Rachel nickte.
„Ja. Eine Ausbildung, die du ihr finanziert hast.“
„Von wem hast du das denn? Von Mrs Jensen?“
„Na ja, sie hat … Karim! Du wirst ja rot!“
„Unsinn“, widersprach er und wurde noch röter.
„Die Nachhilfe, das College und dann die Ausbildung zur Kinderpflegerin.“ Sie tupfte ihm einen Kuss aufs Kinn. „Du bist wirklich ein sehr netter Mann.“
Karim lächelte.
„Vor allem bin ich ein sehr hungriger Mann.“
„Typisch. Immer wenn es unangenehm wird, wechselst du das Thema.“ Sie seufzte. „Ethan wird sich mit Roberta gut amüsieren. Und du brauchst ja wirklich etwas zwischen die Zähne. Wie ich auch.“
„Ich wüsste einfach zu gern, ob ich dir Appetit gemacht habe.“
Diesmal war es Rachel, die errötete. Sie stemmte die Handflächen gegen seinen Brustkorb und versetzte ihm einen sanften Schubs.
„Verschwinde! Ich mache uns Frühstück.“
„Und was machst du mit Mrs Jensen? Willst du sie aus ihrer eigenen Küche jagen?“
„Oh, daran habe ich gar nicht gedacht …“
„Ich fände es wirklich ganz entzückend, wenn du für uns beide Frühstück machst, Liebste.“
„Und Mrs Jensen …?“
Karim zog sie an sich. „Ach, die schicke ich einfach auf den Markt.“
Rachel klimperte mit den Wimpern. „Wie weise Hoheit doch ist!“
„Alles Training“, gab er leichthin zurück. „Ein Mann, dem es in die Wiege gelegt ist, König zu werden, lernt es, salomonische Urteile zu fällen.“
Ihr Lächeln erstarb. „Für einen Moment hatte ich es fast vergessen“, flüsterte sie.
Ja. Er auch. Aber jetzt holte die Wirklichkeit ihn wieder ein. Eine Wirklichkeit, die für ihn größtenteils aus Pflichten und Verantwortung bestand. So war diese Frau in sein Leben gekommen. Es gab nur ein Problem. Er hätte sich nie vorstellen können, dass er sich in sie verliebte. Und trotzdem war es passiert. Sie bedeutete ihm alles.
Wie war das möglich? Obwohl sie Rami gehört hatte. Nein. Kein Mensch konnte jemals einem anderen Menschen gehören. Das waren ihre eigenen Worte. Außerdem hatte er selbst gesagt, dass die Vergangenheit keine Rolle mehr spielte, und das war sein Ernst gewesen. Wichtig war nur, dass er Rachel liebte. Sie war ein guter Mensch, voller Empathie und aufrichtig. Und er
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