Julia Extra Band 362
fühlte sich mit ihr … vollständig. Dass er jemals so fühlen könnte, war für ihn bis vor Kurzem noch unvorstellbar gewesen, und doch war genau dies mit Rachel der Fall.
Sie ergänzten sich … Ihm stockte der Atem.
Weil er plötzlich einen Weg sah, der es ihm ermöglichte, seine Verantwortlichkeiten wahrzunehmen und die durch seinen Bruder befleckte Familienehre zu retten. Darüber hinaus könnte er so ein Versprechen einlösen, das er Rachel gegeben hatte: Dass er einen Weg finden würde, wie sie Ethan behalten konnte.
„Karim?“
Er schrak aus seinen Gedanken auf und blickte in das Gesicht der Frau, die er liebte, wie er inzwischen wusste. Sie wirkte besorgt.
„Karim. Bitte, sag was. Was ist?“
„Nichts, gar nichts“, versicherte er. Gleich darauf begann er laut zu lachen, während er sie auf die Füße zog und mit ihr durchs Zimmer tanzte, zu einer Musik, die nur in seinem Kopf spielte. Und als sie atemlos war und ebenfalls lachte, blieb er stehen und schloss sie ganz fest in seine Arme.
„Erinnerst du dich, dass ich dir versprochen habe, eine Lösung für unser Problem zu finden?“
Unser Problem. Oh Gott! In ihrem Glück der vergangenen Stunden hatte Rachel es tatsächlich geschafft, die Realität völlig auszublenden, aber jetzt war diese mit voller Wucht zurückgekehrt.
„Ja“, sagte sie langsam. „Ich erinnere mich. Du willst Ethan.“
Er nickte und zog sie noch enger an sich. „Aber das ist nicht alles.“
„Du sagtest … du hast gesagt …“
„Liebste.“ Karim räusperte sich. Er umrahmte ihr Gesicht mit den Händen, hob es sich entgegen. „Die Antwort auf unser Problem lautet, dass es gar kein Problem gibt.“
„Oh doch. Ich wünschte wirklich, es wäre anders, aber …“
„Ich liebe dich, habibti .“
Seine Stimme klang schroff, und doch waren seine Worte das Schönste, was sie jemals gehört hatte. In ihren Augen brannten Tränen. Er küsste sie weg und belegte dann unendlich sanft und zärtlich Rachels Mund mit Beschlag.
„Rachel.“ Er holte tief Atem. „Ich habe bisher allein gelebt, und zwar weil ich es so wollte. Vielleicht sagt man mir ja deshalb nach, dass ich kein Herz habe.“ Er lachte leise.
Rachel schüttelte den Kopf. „Oh nein, das stimmt nicht!“, widersprach sie vehement. „Du bist ein wunderbarer Mann mit einem großen Herzen.“
„Aber das weiß ich erst, seit ich dich getroffen habe, habibti .“ Er küsste sie wieder zärtlich. „Ich habe noch nie zuvor einem Menschen gesagt, dass ich ihn liebe.“ Er machte eine Pause. „Und ich habe noch nie einem Menschen wirklich vertraut. Noch nie.“ Er lächelte. „Bis du mir begegnet bist.“
Rachel schossen die Tränen in die Augen. Das war’s dann. Jetzt musste sie die Karten offen auf den Tisch legen, egal, ob sie wollte oder nicht.
„Rachel.“ Karim schaute ihr tief in die Augen. „Ich möchte dich fragen, ob du meine Frau werden willst. Ich möchte Kinder mit dir haben, so wie du Ethan hast, den ich bereits wie meinen eigenen Sohn liebe. Ich möchte, dass er meinen Namen trägt, deshalb will ich ihn adoptieren.“
Rachel begann zu weinen.
„Rachel, Liebste, was ist? Ich liebe dich über alles und eigentlich … eigentlich war ich mir sicher, dass du mich genauso liebst.“
Sie legte ihm die Arme um den Hals und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn mit der ganzen Liebe zu küssen, die er in ihr einsames Herz gebracht hatte. „Ich liebe dich“, flüsterte sie zwischen den Küssen. „Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich …“
„Dann sag mir, dass du mich heiraten willst.“
Tu’s nicht, flüsterte eine innere Stimme.
Rachel?“
„Aber Rachel warf alle Bedenken über Bord und sagte: „Ja, ich will.“
11. KAPITEL
Wer hätte gedacht, dass dieses hektische, überfüllte Haifischbecken namens Manhattan ein Paradies für Liebespaare war? Karim bestimmt nicht. Er kannte die Stadt so gut, wie er London, Paris und Istanbul kannte. Und obwohl er kein romantisch veranlagter Mensch war, musste er doch zugeben, dass diese Städte alle eine romantische Atmosphäre hatten. Paris war einzigartig in seiner Schönheit und seinem Charme. Istanbul war geheimnisvoll, ein Schmelztiegel der Kulturen aus Ost und West. Und in Londons verwinkelten Gassen wurde jahrhundertealte Geschichte lebendig.
Aber New York? Die Stadt wirkte hektisch, fiebrig. Rastlos. Überfüllt. Ordinär. Wild. Großartig. All das waren Beschreibungen, die auf Karims Wahlheimat trefflich passten. Aber
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