Julia Extra Band 363
Stimmung schwankt sehr stark. Ich wünschte, ich könnte sie zu mir holen, aber es geht einfach nicht. Im Moment ist sie gut untergebracht. Ich habe keine Ahnung, was ich machen soll, wenn sie dort nicht mehr bleiben kann. Und mein Vater vermisst Lyrebird Lake sehr.“
Montana umarmte sie. „Es ist keine leichte Entscheidung. Du weißt, dass wir immer für dich da sind.“
„Natürlich.“ Emma nickte tapfer und wechselte das Thema. „Wann soll ich Grace abholen?“
„Morgen ist Samstag. Schlaf dich ruhig aus. Grace kann mit uns zum Einkaufen fahren, danach bringe ich sie selbst vorbei.“
Dann betrat Louisa mit gepackter Tasche die Küche, und es herrschte eine allgemeine Aufbruchstimmung.
Emma beschloss, zu Fuß nach Hause zu gehen. Der Weg war nicht weit, und ein Spaziergang in der kühlen Abendluft würde ihr guttun.
Sie war erst wenige Schritte auf dem kleinen Pfad gegangen, der zu ihrem Haus führte, als das Geräusch eines zerbrechenden Zweiges sie zusammenfahren ließ. Dann hörte sie Schritte hinter sich, und ein Schatten fiel auf ihren Weg.
Sie fuhr herum und schlug die Hände vor den Mund, um nicht laut aufzuschreien. Lyrebird Lake war ihr Zuhause und der sicherste Ort der Welt. Trotzdem schlug ihr Herz wie wild, während sie versuchte, in der Dämmerung das Gesicht ihres Verfolgers zu erkennen.
„Sollte Sie nicht jemand begleiten?“, ertönte Giannis tiefe Stimme.
„Gianni. Sie sind das!“ Erleichtert stieß sie den Atem aus. Ihre Angst wich einem Gefühl der Verärgerung. „Sie haben mich zu Tode erschreckt. Vielen Dank, ich brauche keinen Aufpasser.“ Entschlossen ging sie weiter.
Er runzelte die Stirn. „Sie sollten nicht allein im Dunklen herumlaufen. Darf ich Sie nach Hause fahren?“
Emma rollte die Augen. „Ich dachte, man soll nicht zu Fremden ins Auto steigen“, gab sie schnippisch zurück. Mittlerweile war es fast vollständig dunkel geworden.
„Nun kommen Sie schon.“ Er streckte ihr die Hand entgegen.
Emma betrachtete seine kräftigen gebräunten Finger und zögerte. Sie sollte ihm besser nicht zu nahe kommen.
Abrupt drehte sie sich um und ging an ihm vorbei auf sein Auto zu. „Also gut.“ Sie wollte die Beifahrertür öffnen, aber er war schneller. „Darf ich?“
Emma ließ sich in den tiefen Sitz fallen und musterte verstohlen das Innere des Sportwagens. Sie hatte noch nie zuvor in einem Maserati gesessen. Vorsichtig lehnte sie sich zurück und spürte das butterweiche Leder an ihren Schultern. Ungewohnt, aber höchst angenehm.
Gianni stieg ebenfalls ein, ohne jedoch den Motor zu starten. Worauf wartet er denn noch?
„Darf ich Ihnen mit dem Sicherheitsgurt helfen?“ Sie biss sich auf die Lippen. Natürlich, sie hatte ganz vergessen sich anzuschnallen. Wo war sie bloß mit ihren Gedanken? Schnell tastete sie nach dem Gurt, bevor er auf die Idee kam, ihre Hand zu führen.
„Könnten Sie vielleicht das Dach öffnen?“, entfuhr es ihr. Plötzlich schien ihr die Enge im Auto unerträglich.
„Leider nein.“ Er drehte den Zündschlüssel, und der Wagen sprang mit einem satten Schnurren an. „Das ist ein Coupé. Ein Cambiocorsa, Baujahr 2007. Ich besitze das gleiche Modell.“
„Tatsächlich? Nur eines?“ Sie verzog keine Miene. Ganz offensichtlich lebten sie in unterschiedlichen Welten.
„Interessieren Sie sich für Autos?“, wollte er wissen.
„Nicht wirklich.“
„Dann müssen wir dieses Thema nicht vertiefen.“ Ende der Diskussion.
Emma ärgerte sich insgeheim über seinen bestimmten, fast herablassenden Tonfall. Sollte er doch ein besseres Gesprächsthema vorschlagen! Doch das tat er nicht. Schließlich war es wieder Emma, die das Schweigen brach. „Ich wohne gleich dort vorne, am Ende der Straße. Es lohnt sich wirklich kaum, mit dem Auto zu fahren“, sagte sie spitz.
„ Sì. Ich habe es auch nicht mehr weit. Ich habe ein kleines Chalet unten am See gemietet.“ Er warf ihr einen schnellen Blick zu. „Es gibt dort übrigens ein nettes italienisches Restaurant.“ Seine Stimme verriet ein Lächeln, auch wenn sie im Dunkeln seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen konnte. Umso besser, denn der Anblick seiner vollen, sinnlichen Lippen würde sie ansonsten vollends aus dem Konzept bringen.
„Also?“
Wovon zum Teufel redete er? „Was also?“
Er seufzte, als hätte er ein begriffsstutziges Kind vor sich. Allmählich kam sie sich in seiner Gegenwart genau so vor, und das passte ihr ganz und gar nicht. „Würden Sie mit mir zu Abend
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