Julia Extra Band 363
sagen.
„Warum?“
Cole sog den Atem ein. Ganz offensichtlich wollte sie die Chance nicht, was nur bedeuten konnte, dass sie wirklich nicht wusste, wer er war. Und doch …
„Sagen wir, es gehört zu meinem Job. Von jetzt an müssen Sie ihm Rede und Antwort stehen.“ Er öffnete die Wagentür und freute sich auf den Moment, in dem sie merken würde, dass er ihr kleines Spiel durchschaute – worum auch immer es ihr gehen mochte.
Ihr geschmeidiger Körper versteifte sich. „Das ist lächerlich. Ich habe nichts Unrechtes getan.“
Cole hob die dunklen Brauen. „Betrachten Sie es einmal so: Der Besitzer hat heute seinen jüngsten Bruder zu Grabe getragen und ist zur Ranch zurückgekommen, um mit seinen engsten Freunden und der Familie zusammen zu sein und seiner verzweifelten Schwägerin Trost zu spenden. Und plötzlich taucht wie aus dem Nichts eine wildfremde Frau auf und weigert sich zu sagen, was sie hier will.“
Er beobachtete, wie sie bei seinen Worten zunehmend beunruhigt aussah, und war sich plötzlich sicher, dass sie nicht schauspielerte.
Nervös rutschte sie in ihrem Sitz herum. „Aber die Tatsache, dass ich Sie angesprochen habe, beweist doch sicher, dass ich keine bösen Absichten hatte.“ Ihre Antwort klang so ehrlich, dass sie ihn fast überzeugt hätte.
„Ganz im Gegenteil“, erwiderte er kühl. „Das macht Ihr Benehmen gerade verdächtig. Kommen Sie freiwillig mit, oder muss ich Mittel anwenden, die Sie vor jedermann in Verlegenheit bringen?“
Sie errötete. „Sie würden doch nicht …“, begann sie leise, sprach aber nicht weiter.
Nein, heute nicht … Er würde sich etwas anderes ausdenken. Aber das konnte sie nicht wissen.
„Wollen Sie es darauf ankommen lassen, Ms Arnold?“ Cole sah auf seine Uhr. „Sie haben genau dreißig Sekunden, um sich zu entscheiden.“
2. KAPITEL
Catherine war sich sicher, dass Cole nur bluffte. Aber der zwingende Blick seiner grauen Augen ließ sie nicht los, und sie wollte lieber kein Risiko eingehen.
Der Wachmann war gut einen Meter fünfundachtzig groß, vielleicht sogar eins neunzig, und auch der teuer aussehende, mitternachtsblaue Anzug, den er wohl wegen der Beerdigung trug, konnte seinen muskulösen Körper nicht verbergen. Dieser Mann war es eindeutig gewohnt, viel körperlich zu arbeiten.
Catherine schätzte ihn auf Mitte dreißig. Widerwillig gestand sie sich ein, dass er mit seinen schwarzen Haaren und den dunklen Zügen ausgesprochen gut aussah. Nur der Name Cole klang zu sehr nach Westernheld, um zu einem so weltgewandt wirkenden Mann zu passen.
Catherine hatte schon viele anziehende Männer gesehen. Als Studentin hatte sie nebenbei in einem erstklassigen Hotel in Reno an der Rezeption gearbeitet, und dort waren reiche, gut aussehende Männer aus aller Welt ein- und ausgegangen. Aber selbst der Attraktivste von ihnen konnte Cole Farraday nicht das Wasser reichen.
Cole konnte man einfach nicht ignorieren – er kam Catherine vor wie eine lebendige, atmende, dynamische Naturgewalt. Er strahlte eine männliche Präsenz aus, die ihn von allen anderen abhob. Catherine musste sich eingestehen, dass sie in ihm einen mehr als ebenbürtigen Gegner gefunden hatte. Vielleicht hätte sie eine Chance, wenn sie an sein Ehrgefühl appellierte …
Irgendetwas in Coles Auftreten sagte Catherine, dass er ein Mann mit Prinzipien und großer Intelligenz war, der sich selbst wahrscheinlich mehr Disziplin abverlangte als allen anderen.
Sie wusste nicht, wie sie zu dieser Einschätzung gelangt war, aber sie wusste genau, warum der Besitzer der Ranch Cole Farraday angeheuert hatte. Ihr blieb keine Wahl. Sie musste ihm gestehen, warum sie gekommen war.
„Na gut“, seufzte Catherine resigniert und fühlte sich sehr verletzlich, weil sie im Auto saß und seinen Blicken ausgeliefert war, während er über ihr aufragte. Andererseits wollte sie auch nicht aussteigen und im Gespräch mit einem Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes gesehen werden, falls jemand aus dem Haus kam.
Solange sie im Auto sitzen blieb, sah es so aus, als würden sie sich nur harmlos unterhalten. Himmel noch mal, sie hatte keine andere Möglichkeit, außer die Sache so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.
„Die Wahrheit ist, dass ich jemanden suche.“
Cole ließ seine Hand auf der Wagentür ruhen, und Catherine registrierte nebenbei, dass er keinen Ehering trug, aber das musste nichts heißen. Was spielte das auch für eine Rolle? Sie war wegen Bonnie hier – und
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