Julia Extra Band 363
um ihrer selbst willen.
„Das ist schon mal ein Anfang. Einen Mann oder eine Frau?“
Catherine wandte den Blick ab. „Ich habe Grund zu der Annahme, dass er vielleicht auf dieser Ranch arbeitet oder gearbeitet hat.“
„Ihr Freund?“, wollte Cole wissen. „Oder vielleicht ein wütender Verlobter?“
„Weder noch“, erwiderte Catherine ruhig, ohne sich provozieren zu lassen. Obwohl seine Fragen natürlich Sinn ergaben. Wahrscheinlich war es einfach seine unverblümte Art, die bei ihr den Eindruck erweckte, dass er sie reizen wollte. Schließlich tat der Mann nur seine Arbeit.
Cole sog scharf die Luft ein und verriet damit seine Ungeduld. „Was wollen Sie von ihm?“
Da kam sie auch schon, die Kernfrage.
Auch Catherine konnte unverblümt sein. „Dem Mann mitteilen, dass der Teenager, den er geschwängert hat, ein Kind bekommen hat.“
„Ah, das ist eine traurige Geschichte“, erwiderte Cole, nun sehr ernst. „Das mag jetzt gefühllos klingen, aber vielleicht will er ja gar nicht gefunden werden.“
„Natürlich nicht“, sagte sie bitter. „Das wollen sie nie. Die Geschichte wird sogar noch trauriger. Terrie, die junge Mutter, ist bei der Geburt gestorben, sodass das Kind nun weder Mutter noch Vater hat.“
Aus den Augenwinkeln konnte Catherine erkennen, wie Coles Brust sich unter seinen Atemzügen hob und senkte. Er schwieg eine Weile. „War der Teenager zufällig Ihre Schwester?“, fragte er dann.
Eine logische Frage, nachdem sie so deutlich ihre Gefühle verraten hatte, und sie kam der Wahrheit recht nahe. Er konnte schließlich nicht wissen, dass sie und Terrie nicht miteinander verwandt waren. Aber sie hatten einander – wahrscheinlich aufgrund ähnlicher Kindheitserlebnisse – so nahegestanden wie Schwestern.
Catherine riss sich zusammen und zwang sich zur Ruhe. „Nein“, erklärte sie. „Wir sind nicht verwandt.“
„Also eine Freundin?“
„Ja“, bestätigte Catherine mit leicht zitternder Stimme. Das war die Wahrheit, aber sie verlor langsam die Fassung, was Cole nicht entging.
„Ich sehe an Ihrem Nummernschild, dass Sie aus Reno kommen. Wohnen Sie dort?“
Dem Mann entging nichts. Egal, was sie ihm jetzt erzählte, ein Anruf bei der Behörde genügte, um ihn alles wissen zu lassen, was er wissen wollte. In seinem Beruf hatte er wahrscheinlich Beziehungen, die er nutzen konnte. Nun, sie würde ihm die Mühe sparen.
„Ja.“
„Und dort hat besagter Teenager auch das Kind zur Welt gebracht?“
„Ja.“
Er bewegte sich ein wenig, und Catherine war auf der Hut. Dieser Mann schien ihr unberechenbar zu sein. „Hat dieser Cowboy auch einen Namen?“
Catherine wandte den Kopf und sah ihn an.
„Ich gehe davon aus, dass er einen falschen Namen benutzt hat, damit Terrie ihm nicht auf die Spur kommen konnte.“
„Raus damit, Ms Arnold.“ Cole war offensichtlich am Ende seiner Geduld angelangt, und auch Catherine war die Lust auf weitere Wortgefechte vergangen.
„Wenn ich Ihnen den Namen nenne und Sie ihn kennen, müssen Sie mir versprechen, dass Sie niemandem davon erzählen …“, beschwor ihn Catherine und wünschte gleich darauf, sie hätte nicht so flehend geklungen.
„Wie komme ich nur auf die Idee, dass Sie ihn beschützen möchten?“, fragte Cole mit seidenglatter Stimme.
Catherine biss die Zähne zusammen. „Glauben Sie mir, für den Mann hege ich keinerlei Sympathien. Aber selbst er hat Rechte, die ich respektieren muss.“
Cole sah sie verblüfft an. „Wenn das so ist, warum machen Sie sich dann überhaupt die Mühe, ihn zu suchen?“
„Weil ich es Terrie versprochen habe. Ihr letzter Wunsch war, dass er erfährt, dass er eine Tochter hat. Was er mit der Information anfängt, ist seine Sache.“ Catherine war sich sicher, dass er gar nichts damit anfangen würde, und darauf setzte sie. „Das geht niemanden sonst etwas an.“
„Und was ist mit Ihnen?“, wollte Cole wissen.
„Was meinen Sie?“, fragte Catherine, um Zeit zu gewinnen, auch wenn sie nicht wusste, wie sie das vor seinem Verhör retten sollte.
„Schluss mit den Spielchen.“ Cole verzog spöttisch den Mund. „Ich habe so ein Gefühl, dass deutlich mehr hinter der Sache steckt. Sie sind nicht nur die Überbringerin dieser Nachricht.“
Catherine wusste, dass sie jetzt gelassen bleiben musste. Gerade vor diesem scharfsinnigen Wachmann, dem nichts entging, und der sich aufführte wie ein Staatsanwalt, kam es auf Beherrschung an. Sie musste kühl und gefasst erscheinen.
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