Julia Extra Band 363
Schließlich war sie ein Profi.
Catherine holte tief Luft. „Ich bin wegen Bonnie hier.“
Cole verzog keine Miene, aber ein kurzes Aufblitzen in den silbergrauen Augen verriet Catherine, dass sie einen Nerv getroffen hatte. „Bonnie …“, wiederholte er langsam und fast ein wenig gequält.
„Ja, so hat Terrie ihr Baby genannt.“
Nach ein paar Sekunden unbehaglichen Schweigens fragte Cole: „Und wie heißt der Vater?“
„D…der hat einen dieser Spitznamen, wie viele Männer in der Gegend hier ihn haben.“
„Und der wäre?“ Cole war unerbittlich, und Catherine lief ein Schauer über den Rücken. Wer wusste, zu welchen Mitteln er greifen würde? Sie musste den Namen preisgeben.
„Terrie sagte, er habe sich … als Buck vorgestellt.“
Kaum hatte sie den Namen genannt, herrschte Totenstille. Catherines Herz raste. Cole schloss bedächtig die Wagentür, als ob er zu einer schwerwiegenden Entscheidung gekommen wäre.
Seine nächsten Worte verblüfften Catherine. „Fahren Sie los, Ms Arnold. Fahren Sie zurück nach Elko. Ich folge Ihnen. An der ersten Abfahrt fahren Sie hinter mir her in die Stadt.“
Also kannte er Buck und hatte offenbar entschieden, sie zu ihm zu bringen.
Ein Triumphgefühl durchströmte Catherine, als ihr bewusst wurde, dass sie einen von Terries Wünschen erfüllen konnte. Was sie selbst anging, hatte sie Monate auf die Gelegenheit gewartet, diesen verantwortungslosen Mann zur Rede zu stellen, der zuerst Terries Jugend und Unerfahrenheit ausgenutzt und sie dann grausam im Stich gelassen hatte, ohne sich je Gedanken über die Folgen zu machen.
„Dann sehen wir uns dort“, antwortete sie ruhig.
Aufregung und Anspannung, was sie wohl gleich erfahren würde, kämpften in Catherines Brust, als sie den Motor anließ. Sie war bereit, mit diesem rätselhaften Mann zusammenzuarbeiten, wenn er sie zu Buck führen konnte.
Sobald sie sich vergewissert hatte, dass es Buck völlig egal war, wie viele Kinder er bei seiner egoistischen Jagd nach Vergnügen gezeugt hatte, konnte sie Terries zweiten Wunsch erfüllen.
Den Wunsch, der zu Catherines Lebensziel geworden war.
Die Dämmerung hatte sich über die Berge gesenkt, und Cole schaltete die Scheinwerfer an. Die Frau vor ihm fuhr zügig und zwang ihn dazu, sich zu konzentrieren, während er ein paar Telefonate erledigte. Als Letztes rief er seinen Bruder an.
„John? Halt die Stellung, ja? Ich bin in einer wichtigen Angelegenheit auf dem Weg nach Elko.“
„Ich habe gesehen, wie du weggefahren bist. Kann ich irgendwie helfen?“
Coles Bruder war zweiunddreißig Jahre alt, mit Rosemary verheiratet und ein Fels in der Brandung, wenn es darauf ankam. Bislang hatte es nie Geheimnisse zwischen ihnen gegeben. Aber Cole wollte ihm erst etwas sagen, wenn er sich sicher war, dass ihr kleiner Bruder wirklich ein Kind gezeugt hatte.
„Wir reden später.“
Cole konnte die Fragen, die sein Bruder gern stellen würde, die er sich aber verkniff, förmlich hören, aber er wusste, dass er sich auf John verlassen konnte.
„Wann kommst du zurück?“
„Weiß ich noch nicht.“
„Na gut. Brenda wartet auf dich. Sie wird enttäuscht sein, wenn ich ihr sage, dass du geschäftlich weg musstest.“
Geschäftlich …
Cole rieb sich das Kinn. Brenda war sehr hübsch, und er war gern mit ihr zusammen, aber das war auch alles. Unglücklicherweise wollte sie mehr. Jetzt war ein genauso guter Zeitpunkt wie jeder andere, um mit ihr Schluss zu machen. Sie musste doch verstehen, dass er Zeit brauchte, um Buck zu betrauern. Wenn sie das nicht einsah, konnte er es auch nicht ändern. Catherine Arnolds Nachricht war wie eine Bombe in sein geordnetes Leben geplatzt.
„Ich rufe sie nachher an.“ Cole beendete das Gespräch und konzentrierte sich auf die Frau vor ihm, die ihn schon lange vor ihrer eigentlichen Nachricht aufgewühlt hatte wie lange keine Frau zuvor.
Bei der ersten Abfahrt überholte er sie und fuhr voraus zum „Midas Inn“ im Stadtzentrum. Er parkte an seinem privaten Eingang und verließ schnell seinen Wagen, um Catherine beim Aussteigen behilflich zu sein.
Ihre langen, schlanken Beine lenkten ihn ab.
„Treffen wir hier Buck?“
„Nein.“ Mit einem Wort hatte Cole die Hoffnung in den schönen blauen Augen ausgelöscht. „Wir müssen reden.“ Als sie ihn fragend ansah, erläuterte er: „Das ‚Midas‘ ist eine Investition des Ranchbesitzers.“ Er zog ihre Reisetasche vom Rücksitz. „Ich habe telefonisch ein Zimmer für
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