Julia Extra Band 363
Cowboy‘ auf, wie Terrie sich ausdrückte, und interessierte sich für sie. Der Fairness halber muss ich dazu sagen, dass sie sich so zurechtmachen konnte, dass sie eher wie zwanzig aussah. Er konnte nicht wissen, dass sie erst siebzehn Jahre alt war. Nach der Arbeit ging er mit ihr tanzen, lud sie ein und verwöhnte sie. Er sagte ihr, dass sie schön sei, und das war sie wirklich.“ Catherines Stimme schwankte, als sie an das Mädchen mit den haselnussfarbenen Augen und den langen dunklen Haaren dachte …
Bonnie war mit einem Schopf dunkler Haare und einem Rosenknospenmund zur Welt gekommen. Und sie war das süßeste, liebste kleine Baby der ganzen Welt.
Catherine räusperte sich. „Schon bald hat Terrie sich mit Buck eingelassen. Sie war zu unerfahren, um zu wissen, dass diese Beziehung keine Zukunft haben konnte. Dass sie schon gar nicht zu einem Ehering an ihrem Finger führen würde. Ende September machte er sich aus dem Staub und ließ sie schwanger zurück. Terrie litt unter morgendlicher Übelkeit, da musste die Chefin des Cafés sie entlassen, gab ihr aber die Adresse des ‚Girl’s Haven‘, einem Heim für ledige junge Mütter, das aus Spendengeldern finanziert wird.“
„Sie arbeiten da als Sozialhelferin?“
„Ja, seit drei Jahren. Geschichten wie die von Terrie sind dort an der Tagesordnung. Terries Freundin hat sie noch mit dem Lieferwagen hergefahren und ist dann verschwunden. Terrie hat weder sie noch Buck je wiedergesehen.“
„Und dieser Buck sagte ihr, dass er auf Bonnibelle arbeitet?“
„Er hat ihr gar nichts über sich verraten, außer, dass er Cowboy ist. Aber am Abend, ehe er verschwand, wartete er während ihrer Nachtschicht auf Terrie. Jemand kam ins Café, um ihn zu suchen, und Terrie hörte, wie der andere Mann zu Buck sagte, er solle besser mal Bonnibelle anrufen. Terrie glaubte daraufhin, dass damit eine andere Frau gemeint wäre, von der Buck ihr nichts erzählt hatte. Sie glaubte, Buck hätte sie wegen dieser Frau verlassen. Das alles erzählte sie mir allerdings erst, als sie nach der Geburt durch eine Infektion schon sehr geschwächt war. Ich konnte ihr immerhin sagen, dass Bonnibelle nicht der Name einer Frau, sondern der einer bekannten Ranch in Nevada ist.“
Sie sahen einander an, und Catherine spürte eine Spannung zwischen ihnen, die nichts mit dem Thema zu tun hatte.
„Damals hat Terrie entschieden, dass ihr Kind Bonnie heißen soll. Sie hat mich gebeten, Buck zu finden und ihm zu sagen, dass er eine Tochter hat.“
Es mochte am Licht liegen, aber Coles hartes Gesicht zeigte plötzlich tiefe Linien, und er sah erschöpft und traurig aus. Catherine hatte vergessen, dass er eben noch auf einer Beerdigung gewesen war. Als sie von Terries Tod sprach, hatte sie sicher Emotionen bei ihm wachgerufen, die dicht unter der Oberfläche geschlummert haben mussten.
Catherine wusste, wie er sich fühlte. Auch sie trauerte immer noch zutiefst um das junge Mädchen, dem sie im Laufe eines Jahres so nahegekommen war, und das nun nie seine kleine Tochter in den Armen halten würde. Manchmal war das Leben grausam und ungerecht …
„Wie heißt das Krankenhaus, in dem sie entbunden hat?“
„Reno Regional.“
„Wann war das?“
„Am 20. Juni.“
„Dann ist das Kind schon fünf Wochen alt?“
Catherine nickte.
„Sie ist nur noch nicht zur Adoption freigegeben worden, weil sie fünf Wochen zu früh zur Welt gekommen ist. Sie musste noch eine Weile im Brutkasten liegen und hatte zusätzlich eine ziemlich starke Gelbsucht.“
Catherine hatte jede freie Minute bei Bonnie verbracht, sie im Brutkasten gestreichelt und ihr das Fläschchen gegeben, als sie endlich selbst trinken konnte. Sie liebte das Kind, als wäre es ihr eigenes.
„Wo ist das Baby jetzt?“
„Vorübergehend bei einer Pflegefamilie untergebracht, bis es adoptiert wird.“ Catherine spürte bei ihren Worten den vertrauten Schmerz. „Alle wollen kleine Babys haben. Wahrscheinlich kann Bonnie schon innerhalb einer Woche in eine Adoptivfamilie vermittelt werden. Deshalb muss ich unbedingt sofort mit Buck reden.“
„Vorausgesetzt, dass er der Vater ist“, wandte Cole ein.
„Das kann durch einen DNA-Test geklärt werden, die Ergebnisse für Bonnie liegen schon vor. Das ist Routine bei Adoptivkindern.“
Cole rieb sich den Nacken. Catherine spürte seine Erschöpfung, und er tat ihr leid. Der Verstorbene musste ihm sehr nahegestanden haben.
Cole seufzte und setzte sich wieder aufrechter hin.
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