Julia Extra Band 363
sie.
Spontan eilte sie zurück ins Wohnzimmer, und Cole, der gerade telefonierte, sah überrascht auf. „Was ist los?“
„Ich habe kein passendes Hochzeitskleid.“
„Dann kaufen wir eins in einer der Boutiquen im Hotel, und Sie ziehen sich in der Suite um, ehe wir zum Friedensrichter fahren.“
„Ich hatte gehofft, dass Zeit genug dafür ist. Ich werde mich beeilen.“
Catherine wusste, dass ihre Ehe eher ein Geschäft zwischen zwei vernünftigen Erwachsenen war und keine romantische Vereinigung von Liebenden. Trotzdem wollte sie Cole keine Schande machen. Er war ein bekannter Mann. Wenn sie seine Frau wurde, würde sie im Scheinwerferlicht stehen.
Sie hatten noch keine Zeit gehabt, um über ihr öffentliches Auftreten als Ehepaar zu sprechen. Catherine glaubte Cole jedoch schon so gut zu kennen, dass sie wusste, was er von ihr erwartete: Er wollte eine Frau, die so auftrat, dass er sie überall voller Stolz präsentieren konnte.
Sie könnte es nicht ertragen, wenn seine Familie und seine Freunde denken würden, er hätte mit seiner Ehe einen Fehler begangen und die Falsche zur Frau gewählt. Keiner sollte deswegen Mitleid mit ihm haben. Heute Abend würde sie alles tun, um für ihn schön zu sein.
Cole hatte sie vorhin gefragt, ob ihr klar war, dass sie eine Ehe „für die Ewigkeit“ eingehen würden, und sie hatte Ja gesagt. Da immer noch die Möglichkeit bestand, dass sie die Ehe würden annullieren lassen, hatte sie zu dem Zeitpunkt noch nicht über den Moment hinaus gedacht.
Jetzt allerdings schon.
Innerhalb der nächsten zwei Stunden würde sie Cole heiraten, und Catherine bemerkte erstaunt, dass sie wollte, dass ihre Ehe Bestand hatte – selbst dann, wenn sie Bonnie nicht adoptieren könnten.
7. KAPITEL
Die Suite im dreiundzwanzigsten Stock des Hotels besaß zwei Schlafzimmer, die von einem gemeinsamen Wohnzimmer mit Blick auf die Sierra Nevada abgingen. Cole kam aus seinem Zimmer, nachdem er sich umgezogen hatte. Er trug nun einen dunkelgrauen Anzug mit einem anthrazitfarbenen Hemd und silbern schimmernder Krawatte.
Als er das erste Mal geheiratet hatte, war er die Ruhe selbst gewesen.
Diesmal fühlte er sich anders. Er wünschte sich so sehr, dass Catherine ihm vertraute. Nur so konnte der Plan, den er im Sinn hatte, gelingen.
Bisher hatte Cole seine Entscheidungen stets für sich allein getroffen. Aber nun war das nicht mehr möglich. Catherine hatte sich ihren Platz im Leben selbst erkämpft und würde es nicht hinnehmen, dass sie ihm blind folgen sollte, egal, was er entschied.
Er hatte einen großen Fehler begangen, als er ihr gesagt hatte, dass sie kündigen solle. Sie hatte sich sofort gewehrt.
Als Catherine in der Hotelboutique das fantastische cremefarbene Seidenkleid und die passenden Schuhe mit ihrer Kreditkarte bezahlen wollte, waren sie erneut aneinandergeraten. Nur, weil er darauf bestanden hatte, zu zahlen. Er dachte daran, wie sie in einer trotzigen Geste das Kinn gehoben hatte. Er hatte schnell nachgegeben, denn er wusste nun, was ihr ihre Unabhängigkeit bedeutete.
Kleine Details konnten schnell für große Probleme sorgen. Er musste lernen, wann es sich zu kämpfen lohnte – und wann er besser nachgab. Sie würden bald Eltern sein, und jeder von ihnen brachte seine eigenen Vorstellungen mit, was die Erziehung anging. Cole wollte eine Ehe zwischen gleichberechtigten Partnern. Falls Catherine den Eindruck bekäme, dass er ihre Meinung nicht respektierte, würde sie emotional auf Distanz gehen. Das würde er nicht zulassen.
Sie waren noch nicht einmal verheiratet, und doch wusste Cole schon, dass Catherine die Richtige für ihn war, so, wie er es damals auch bei Jenny gewusst hatte. Er konnte ihre gemeinsame Zukunft kaum abwarten.
Egal, was du sonst tust, Farraday, pass auf, dass du das hier nicht kaputt machst.
Cole hörte ein Geräusch und drehte sich um. Catherine kam aus ihrem Zimmer, und ihre Augen leuchteten wie Saphire.
„Was hältst du davon?“, fragte sie ihn lächelnd. Angesichts ihrer gemeinsamen Zukunft waren sie zum Du übergegangen. „Zu viel? Zu wenig?“
Cole räusperte sich. „Du siehst aus wie eine Braut. Aber du weißt auch ohne mich, dass du einen untadeligen Geschmack besitzt.“
„Danke, Cole. Du gibst selbst einen sehr ansehnlichen Bräutigam ab. Jede Frau wird mich beneiden.“
Catherine war weder scheu noch affektiert noch musste sie sich verstellen. Falls er ihr jetzt sagen würde, was er tief in seinem Inneren dachte, würde
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