Julia Extra Band 363
angetroffen hatte, war er wieder gefahren. Es konnte gut sein, dass er bereits auf halbem Weg zum Flughafen war und sie ihn nie wiedersehen würde …
Wie bei einer Ertrinkenden zog ihr Leben an ihr vorüber und zeigte ihr Bilder, wie sie drei zusammen auf diesem herrlichen Fleckchen Erde in den Ruby Mountains gelebt hätten. Aber das Glück blieb ein kurzer Traum, der zerplatzt war. Sie war zu spät gekommen.
Catherine hatte sich zu sehr von alten Ängsten und von ihrem Misstrauen einschüchtern lassen. Sie hatte zu lange gebraucht, um sich zu entscheiden. Wenn sie Pech hatte, war jetzt alles verloren.
Verzweifelt brach sie über dem Lenkrad zusammen. Sie kannte Cole zwar erst seit wenigen Tagen, aber sie wusste jetzt schon, dass er ein Mann war, der nicht zögerte, wenn es darum ging, eine Entscheidung zu treffen.
Sobald er sich für etwas entschieden hatte, ließ er nicht mehr locker. Wer seinen hohen Ansprüchen dabei nicht genügte, blieb auf der Strecke. Auf die eine oder andere Weise würde er sich das Kind seines Bruders schon holen, nur dass Catherine dann keinen Anteil daran hatte, und das war ihre eigene Schuld.
Vielleicht konnte sie ihn noch einholen, egal, wo er jetzt war … Unglücklicherweise hatte er ihr seine Handynummer nicht gegeben. Falls sie ihn erreichen wollte, musste sie auf der Ranch anrufen und ihm eine Nachricht hinterlassen.
Doch das wagte sie nicht. Cole hatte sich dafür eingesetzt, dass die Geschichte mit Buck ein Geheimnis blieb. Wenn sie seine Familie anrief, machte sie sie damit nur misstrauisch, und das würde zu unerwünschten Fragen führen. Ein erneuter Besuch auf der Ranch kam aus demselben Grund nicht infrage.
Die ganze Situation war eine einzige Katastrophe. Sie wusste nicht, wie sie Cole kontaktieren konnte, ohne dass jeder mitbekam, worum es ging.
Catherine konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten, die über ihre Wangen strömten. Sie öffnete die Autotür und wollte so schnell wie möglich in ihre Wohnung laufen, ehe jemand sie so sah. Aber als sie die Beine aus dem Wagen schwang, verstellte ihr ein männlicher Körper den Weg.
„ Cole …“, schluchzte sie erleichtert auf.
Er ragte über ihr auf und studierte ihr tränennasses Gesicht mit einer Intensität, die ihr durch und durch ging.
„Wie soll ich diese Tränen deuten?“, fragte er.
Es war Zeit, die Wahrheit zu sagen. Sie würde keine zweite Chance bekommen.
„Ich b…bin spät dran, weil ich noch lange nachgedacht habe.“
Hoffnung schimmerte in seinen Augen auf. „Hauptsache, Sie sind gekommen.“
Catherine befeuchtete sich nervös die Lippen. „Ich konnte nicht anders. Ich liebe Bonnie zu sehr, um sie kampflos aufzugeben. Wenn ich Sie heirate, haben wir die besten Chancen, das Sorgerecht für sie zu bekommen.“
Catherine sah, wie sich Coles breite Brust unter dem braunen Seidenhemd erleichtert hob und senkte. Er verriet damit eine Verletzlichkeit, die sie nicht erwartet hatte. Dafür kontrollierte er seine Gefühle sonst viel zu sehr.
„Wir werden jetzt gleich das Ehegelübde ablegen“, warnte Cole. „Dann können Sie nicht mehr zurück.“ In seiner Stimme schwang eine stählerne Entschlossenheit mit, die ihr zeigte, dass hier der Chef der Ranch sprach. Ein Mann, der nicht zuließ, dass seine Pläne durchkreuzt wurden. Bei der Vorstellung, dass dieser Mann ihr Ehemann werden sollte, erschauerte Catherine.
„Wenn der Richter uns das Sorgerecht zuerkennt, dann werden wir eine richtige Ehe führen.“ Sein Blick ließ ihren nicht los. „Sind Sie sich darüber im Klaren?“
Catherine wusste, was er damit fragte. Der Atem stockte ihr. „Ja“, sagte sie dann.
Cole trat zurück. „Gut. Dann lassen Sie uns reingehen, damit Sie packen können.“
„Packen?“
„Nach der Hochzeit werden wir im ‚Atlantis-Reno-Hotel‘ die Flitterwochen verbringen. Nur Sie und ich wissen, was hinter der geschlossenen Hoteltür vorgehen wird. Wenn wir Glück haben, wird Bonnie in ein paar Tagen bei uns sein.“
Catherine erstarrte. „Aber ich dachte, es geht darum, dass alles heimlich passiert. Wenn wir in ein Hotel gehen, wird Sie sicher jemand erkennen.“
Ein Lächeln spielte um Coles Mund und ließ Catherine erbeben. „Schon möglich. Aber es kommt darauf an, dass Sie und ich das Ganze so romantisch wie möglich aussehen lassen. Deshalb habe ich auch die Luxussuite im Turm gebucht. Es macht die Geschichte glaubhafter, dass wir schon seit zwölf Monaten heimlich ein Paar sind. Meine Familie
Weitere Kostenlose Bücher