Julia Extra Band 363
ein!“
„Wieso? Ihre Abneigung gegen mich haben Sie ja ziemlich unverblümt zum Ausdruck gebracht. Obwohl es Momente gegeben hat, in denen Ihre Maske etwas verrutscht ist und ich eine Frau voller Leidenschaft erblickt habe.“
„Bevor ich so etwas wie Leidenschaft für Sie empfinde, geht die Welt unter“, gab Kristie zurück.
„Sie bestreiten also, dass Sie auf meine Berührung unter dem Tisch reagiert haben? Vergessen Sie nicht, ich habe Sie genau beobachtet …“ In der Tat so genau, dass ihm ihr leicht begehrlicher Blick nicht entgangen war, der allerdings schnell von einem Ausdruck der Wut abgelöst worden war.
„Und wenn schon?“
„Ein Schritt in die richtige Richtung …“, behauptete Radford.
Kristie zog scharf die Luft ein. „Vergessen Sie’s. Ich werde keinen einzigen Schritt auf Sie zu machen.“
Er lächelte. „Sie hätten keine Chance, schöne Lady, gegen meine Überzeugungskraft …“ Er hatte zwar versichert, dass er nichts gegen ihren Willen unternehmen würde, doch Kristie Swift war einfach anders … Sie stellte eine echte Herausforderung dar. Ihr Anblick allein erregte Radford derart, dass er nicht eher ruhen wollte, bis er sie ins Bett gebracht hatte. Doch es war nicht nur erotisches Verlangen. Sie war in so vielerlei Hinsicht interessant: Kristie war gebildet, intelligent, charmant, besaß Humor … Er hatte mitbekommen, wie sie Daniel und Felicity zum Lachen brachte, und es hatte ihn geärgert, dass er nicht wusste, worüber sie sich amüsierten.
„Ich glaube, Sie überschätzen sich, Mr Smythe“, schleuderte ihm Kristie entgegen. „Sie können alles Mögliche mit mir versuchen, ich werde sicher nicht schwach werden.“
„Ist das eine Aufforderung?“
Ihre Augen funkelten eisig. „Nein, Mr Smythe. Ich erwarte, dass Sie sich wie ein Gentleman verhalten.“
„Und Sie denken, ich könnte jemandem widerstehen, der so aufregend sexy ist wie Sie?“
„So sehen Sie mich, ja?“, erwiderte Kristie aufgebracht. „Als Lustobjekt? Warum überrascht mich das nicht? Sie sind mit dem goldenen Löffel im Mund groß geworden. Sie haben alles bekommen, was Sie wollten. Und wahrscheinlich ist es dasselbe mit dem weiblichen Geschlecht. Ein Lächeln hier, ein Fingerschnippen dort … Nun, ich weiß es Gott sei Dank besser.“
Das waren deutliche Worte! Radford hätte sie gern darüber aufgeklärt, dass sie sich irrte – in Wahrheit hatte er sich selbst seinen Weg nach oben gekämpft. Doch er wusste genau, dass sie ihm jetzt nicht glauben würde.
„Sie streiten es ja nicht einmal ab“, meinte sie geringschätzig.
„Würden Sie mir denn glauben?“
„Natürlich nicht.“
„Eben. Ich denke, wir sollten einander erst langsam kennenlernen. Auf diese Weise werden Sie selbst herausfinden, dass ich kein solcher Unhold bin, wie Sie glauben.“ Er schaltete einen Gang zurück, als sie sich einer roten Ampel näherten, und blickte Kristie fragend an.
„Um ehrlich zu sein, möchte ich nichts mehr mit Ihnen zu tun haben“, verkündete diese.
„Wie zur Hölle können Sie so reden, wenn Sie mich gar nicht kennen?“
„Ich will Sie gar nicht kennen“, konterte sie schlagfertig.
Er schnaufte ärgerlich. „Nun, dann haben Sie Pech gehabt, denn Sie werden einiges von mir zu sehen bekommen, während Sie bei meiner Mutter arbeiten.“ Nun ja, zunächst würde er nach London fahren müssen. Aber er würde zurückkommen, das wusste Radford genau.
„Wenn das so ist“, erwiderte Kristie, „werde ich das Angebot nicht annehmen. Ich erwarte einen friedlichen Arbeitsplatz, nicht die Hölle auf Erden. Und Sie können Ihrer Mutter ruhig den Grund nennen …“
Wütend trat Radford aufs Gaspedal. Die ganze Situation lief schlecht für ihn, was ihm nicht ähnlich sah. Er war bekannt für sein Taktgefühl und seine Diplomatie. Aber anscheinend half das bei Kristie alles nichts. Sie drehte ihm bei jeder Gelegenheit das Wort im Mund um.
„Es gibt keinen Grund, meine Mutter zu verstimmen“, meinte er leise.
„Also halten Sie sich von mir fern?“
„Morgen kehre ich nach London zurück.“
Kristies Erleichterung war förmlich greifbar. Nun, sie sollte ruhig glauben, dass er für lange Zeit fort sein würde.
Als sie an Kristies Haus angelangt waren, schaltete er den Motor ab und stieg aus dem Wagen.
„Sie müssen mich nicht hineinbegleiten“, meinte Kristie hastig.
„Oh, doch, ganz wie ein echter Gentleman.“ Er wartete auf ihre Retourkutsche und war überrascht, als nichts
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