Julia Extra Band 363
kam.
Kristie stieß eilig ihren Schlüssel ins Schloss, bevor sie sich umdrehte. „Danke fürs Heimfahren.“ Dann ließ sie vor seiner Nase die Haustür zufallen.
4. KAPITEL
Montag früh fuhr Kristie angespannt zu ihrem neuen Arbeitsplatz. Das ganze Wochenende hatte sie ständig darüber grübeln müssen, ob sie nicht einen Riesenfehler beging, und ein- oder zweimal hatte sie schon den Telefonhörer in die Hand genommen, um die ganze Sache abzublasen.
Doch ein solch sensationelles Angebot bekam man nur einmal im Leben. Und Radford würde ja nach London zurückkehren – also weshalb machte sie sich dann solche Sorgen?
Sie drückte die Fernbedienung, als sie sich den gewaltigen Eisentoren näherte, und die Tore schoben sich langsam auf. Kristie parkte ihren Wagen so nahe wie möglich bei den hohen Fenstern ihres Arbeitszimmers. Wenn sie sich auf diese Weise hereinschlich, war die Wahrscheinlichkeit wesentlich geringer, dass Radford sie entdecken würde, sofern er noch hier war.
Kristies Schreck war groß, als sie einen ganzen Haufen brandneuer Büroausstattung erblickte. Computer, Laserdrucker, Scanner, Kopierer – sogar ein Laptop war hier. Dazu nagelneues Briefpapier, Kugelschreiber, Bleistifte, ein Zeichenbrett … Sie konnte es kaum glauben! Kristie fühlte sich sehr unwohl bei dem Gedanken, dass man so viel Geld für sie ausgegeben hatte, wo sie doch nicht einmal Miete zahlte. Nein, das konnte sie nicht annehmen. Sie würde auf ewig in der Schuld der Mandervell-Smythes stehen.
Kristie hatte gerade beschlossen zu gehen, als sie ein leichtes Klopfen an der Tür vernahm. „Kristie. Ich bin es, Peggy.“
Sie lächelte säuerlich und drehte den Schlüssel um.
„Was sagen Sie?“, fragte die ältere Dame mit strahlendem Lächeln. „Ich habe Radford gebeten, alles zu installieren, was Sie brauchen könnten. Aber falls er etwas vergessen hat …“
„Peggy, das ist zu viel! Ich kann nicht …“
„Unsinn! Es macht mir so viel Freude!“
„Aber das muss doch schrecklich viel Geld gekostet haben …“
„Und wenn schon! Ich kann es mir ja leisten. In meinem Alter hat man nicht mehr viele Möglichkeiten, Geld auszugeben. Es gibt mir ein gutes Gefühl, Ihnen ein wenig unter die Arme zu greifen. Sie mögen das seltsam finden, Kristie, aber ich fühle mich Ihnen verbunden … Ich denke, wir könnten gute Freundinnen werden.“
Nun, Kristie mochte Peggy ebenfalls. Sie war eine warmherzige, einnehmende Dame. Aber was würde Peggy wohl sagen, wenn sie herausfand, wie Radford ihre Schwester behandelt hatte? Auf wessen Seite würde sie sich dann stellen? Es war eine überaus heikle Situation, und das hätte sie alles bedenken müssen, bevor sie dieses Angebot angenommen hatte.
„Das ist sehr liebenswürdig von Ihnen, Peggy“, meinte Kristie, „aber wir kennen einander ja kaum …“
„Ich habe Sie schon von Anfang an sympathisch gefunden. Eine Frau wie Sie sollte Radford heiraten! Ich glaube allerdings kaum, dass er jemals heiraten wird … um Himmels willen, er ist achtunddreißig, und noch immer ist keine Ehefrau in Aussicht. Nun, Radford ist sehr glücklich mit seinem Unternehmen, er liebt London, den Rummel der Großstadt … Er hat ein Apartment mit Blick auf die Themse, also genügend Bewegungsfreiheit. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich jemals hier niederlassen wird.“
Peggys Worte beruhigten Kristie ungemein. „Und als Kind hat er hier gewohnt?“
„Oh, ja, dieses Haus ist seit Generationen im Besitz der Familie meines Mannes. Radford liebte die Freiheit hier. Vor Felicitys Unfall waren die beiden unzertrennlich.“
„Was ist denn mit Ihrer Tochter geschehen?“ Diese Frage quälte Kristie schon seit Langem.
Peggy blickte sehr traurig. „Sie ist vom Pferd gefallen. Felicity war eine richtige Draufgängerin. Eines Tages wollte sie über eine Hecke springen, die viel zu hoch war. Das Pferd bäumte sich auf, sie fiel herunter und brach sich die Wirbelsäule. Damals war sie erst elf Jahre alt. Aber sie ist sehr tapfer, sie lässt sich nicht unterkriegen.“
„Das sehe ich“, antwortete Kristie. „Sie ist eine bemerkenswerte Frau.“
„Und jetzt hat sie einen wundervollen Mann gefunden, der bis an ihr Lebensende für sie sorgen wird.“
„Er ist ein Hauptgewinn“, pflichtete Kristie bei. „Es ist mir eine Ehre, die Hochzeit der beiden organisieren zu dürfen.“
„Also sind Sie damit einverstanden, dass ich Ihr Büro ausstatte?“
„Sie sind mehr als großzügig,
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