Julia Extra Band 363

sehr angetan zu sein, was ihn nach der kurzen Bekanntschaft wunderte. Normalerweise war Abuela Maria Fremden gegenüber wesentlich förmlicher und zurückhaltender. Stacey hatte ihr Herz und die Herzen seiner Kinder im Sturm erobert.
    Luis dachte an die vielsagenden Blicke, die seine Cousins und Cousinen untereinander getauscht hatten. Dachten sie, er hätte vor, wieder zu heiraten?
    Er konnte sich nicht vorstellen, eine andere Frau so zu lieben wie Melissa. Sollte er trotzdem jemals wieder heiraten, musste es jemand sein, der seine Zwillinge liebte und von ihnen ebenso geliebt wurde.
    Als Staceys Bild sich plötzlich vor sein geistiges Auge schob, gab er einen unwilligen Laut von sich. Nein, ganz sicher wäre diese Frau nicht Stacey Williams! Er würde sich seine Frau selbst suchen und sich nicht von einer hübschen Blondine einwickeln lassen!
    Er überlegte, wie er mehr Zeit mit seinen Söhnen verbringen konnte. Hatte er sich das als Kind von seinem Vater nicht ebenso gewünscht? Sein Vater war beruflich viel unterwegs gewesen, deshalb waren Isabella und er jeden Sommer zu den Großeltern nach Spanien geschickt worden. Ansonsten hatte sein Vater sich höchstens mal danach erkundigt, wie er in der Schule vorankam. Hatte er jemals mit ihm Ball gespielt? Selbst an Feiertagen war für ihn die Arbeit an erster Stelle gekommen.
    Luis wurde bewusst, dass er auf dem besten Wege war, wie sein Vater zu werden – eine Vorstellung, die ihn entsetzte. Er musste schleunigst etwas ändern. Programmieren war seine Leidenschaft, aber es war eine Arbeit, die er auch zu Hause machen konnte. Zum Beispiel am Abend, wenn die Zwillinge im Bett waren. Vormittags konnte er im Büro arbeiten, den Nachmittag wollte er in Zukunft mit den Zwillingen verbringen. Das sollte problemlos zu schaffen sein.
    Einem plötzlichen Impuls folgend ging er nach oben zum Zimmer der Jungen. Sie schliefen selig. Sein Herz quoll über vor Liebe, als er die niedlichen Gesichter betrachtete.
    Gleich morgen wollte er damit anfangen, seine Zeit so einzuteilen, dass seine Söhne auch etwas von ihm hatten. Mit Staceys Unterstützung würde er trotzdem die wichtigsten Arbeiten erledigen können, bevor sie nach New York zurückkehrten.
    Womit auch gleichzeitig der Abschied von ihr kommen würde. Doch daran wollte er jetzt noch nicht denken.

4. KAPITEL
    Stacey und Anna saßen unter dem großen Sonnenschirm am Strand und schauten den Kindern zu, wie sie schwammen und Sandburgen bauten.
    „Sie kennen die Familie noch nicht sehr lange, nicht wahr?“, fragte Anna in ihrem gebrochenen Englisch.
    „Nein. Ich habe Luis erst vor ein paar Tagen kennengelernt.“
    War es wirklich erst vier Tage her?
    „Erzählen Sie mir ein wenig von Ihrer Firma“, bat Anna. „Es scheint ein ziemlich ungewöhnliches Konzept zu sein.“
    „Ja, das stimmt. Aber es macht eine Menge Spaß! Ich liebe Kinder, und Reisen ist meine große Leidenschaft – Vacation Nannies bietet mir beides.“
    Stacey erzählte von ihren Aufträgen und in welche Winkel der Welt diese sie bereits geführt hatten. Anschließend wollte Anna ein wenig über die Vereinigten Staaten wissen, denn sie und ihr Mann hatten vor, einen Urlaub dort zu verbringen, sobald die Kinder etwas größer waren.
    Der Vormittag verging wie im Flug. Bevor sie sich versahen, war es schon wieder Mittagessenszeit. Stacey und Anna kehrten mit den Kindern in die Villa zurück, um zu duschen und sich zum Lunch umzuziehen.
    Als Stacey später auf die Terrasse kam, winkte Maria sie zu sich. „Die Kinder können sicher allein essen. Bitte setzen Sie sich zu uns.“
    Stacey wusste nicht, wie sie ablehnen sollte, ohne unhöflich zu sein. Also stimmte sie zu und setzte sich auf den Platz, an dem sie gestern Abend schon gesessen hatte.
    Wenig später erschienen Luis und Sebastian.
    „Konnten Sie heute Vormittag einiges schaffen?“, fragte Stacey, als Luis sich neben sie setzte.
    „Ja, ich habe einiges aufgearbeitet. Von Hannah ist eine E-Mail für die Zwillinge gekommen. Sie hofft, dass die beiden sich nicht langweilen. Was man wirklich nicht behaupten kann …“, fügte er mit einem Blick zum Kindertisch hinzu.
    „Wir hatten wieder eine Menge Spaß am Strand“, berichtete Stacey. „Bis wir nach New York zurückfliegen, werden sie schon recht gut schwimmen können.“
    Theresa und ihr Mann waren die Nächsten, die sich an den Tisch setzten. Mit strahlenden Gesichtern verkündeten sie die Neuigkeit, dass sie ein weiteres Baby erwarteten.