Julia Extra Band 364 (German Edition)
wie eh und je. Unvorstellbar, dass er eben noch drauf und dran gewesen war, Sex mit ihr zu haben. Während sie selbst sich dessen überdeutlich bewusst war, weil alle körperlichen Merkmale der sexuellen Erregung bei ihr immer noch unübersehbar präsent waren.
Kaum überraschend, dass Drakon Lyonedes auf Anhieb ein Taxi bekam, und dann natürlich auch noch ein schwarzes! Kein Wunder, wo sich die ganze Welt doch nur um ihn drehte.
Im Gegensatz zu Gemini, die keine andere Wahl hatte, als zähneknirschend hinzunehmen, dass Bartholomew House für sie auf ewig verloren war. Sie fühlte sich immer noch wie betäubt, als sie sich hinten ins Taxi setzte und nur mit halbem Ohr zuhörte, wie Drakon dem Fahrer ihre Adresse gab.
„Falls nötig, kannst du dich über meinen Cousin mit mir in Verbindung setzen.“
Gemini blinzelte überrascht. Warum sollte sie? „Am Ende hat mir leider auch der direkte Draht zur Familie Lyonedes nicht weitergeholfen“, gab sie zurück, jetzt nur noch erpicht darauf, möglichst schnell nach Hause zu kommen, wo sie sich in Ruhe ihre Wunden lecken konnte. Und zwar alle. Dass sie Bartholomew House endgültig verloren hatte und dass sie sich in so beschämender Art und Weise hatte gehen lassen. Über welchen der beiden Tatbestände sie schneller hinwegkommen würde, wagte sie im Moment noch nicht zu entscheiden.
„Ich werde im Sekretariat Anweisung geben, dass man dich jederzeit durchstellt“, ergänzte Drakon.
Gemini schaute ihn erstaunt an. „Warum?“
Gute Frage. Und Drakon war sich nicht sicher, ob er eine logische Antwort darauf hatte. Außer dass er es inakzeptabel fand, dass Gemini seit dem Tod ihres Vaters keinen Menschen mehr hatte, der ihr wirklich nahestand. „Nur so. Auf jeden Fall kannst du dir überlegen, ob du von diesem Privileg Gebrauch machen willst oder nicht.“
Sie lehnte sich in den Sitz zurück. „Ich bin mir sehr sicher, dass es so weit nicht kommen wird.“
Zu seinem Leidwesen musste sich Drakon eingestehen, dass er diese Antwort provoziert hatte, aber das ging nicht anders. Irgendwie brachte ihn diese junge Frau völlig aus dem Konzept, und das konnte er sich nicht leisten.
„Na, dann wünsche ich dir alles Gute. Und dass es morgen für dich nicht allzu stressig wird.“ Nach diesen Worten trat er einen Schritt zurück und warf die Tür zu, bevor das Taxi mit einer Gemini auf dem Rücksitz davonfuhr. Drakon schaute dem Wagen nach, bis die Rücklichter im nächtlichen Großstadtverkehr verschwunden waren. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und kehrte in den Lyonedes Tower zurück, in der Gewissheit – oder der Hoffnung –, dass er Gemini Bartholomew eben zum letzten Mal gesehen hatte.
„Wir könnten ein Problem bekommen.“
Drakon war eben dabei, in Vorbereitung auf seinen Flug nach New York am frühen Abend die letzten Unterlagen in seinem Aktenkoffer zu verstauen. Jetzt schaute er auf. Sein Cousin Markos, der gerade die Treppe heraufgekommen war, wirkte alles andere als glücklich.
„Was gibt’s?“ Drakon, der ein geruhsames Wochenende in seinem Penthouse verbracht und sich auf die anstehenden Verhandlungen mit Thompson Oil vorbereitet hatte, sah nicht ein, warum er sich von irgendwelchen Nichtigkeiten die Stimmung verderben lassen sollte.
Markos schnitt eine Grimasse. „Heute Nachmittag war Mrs Bartholomew bei mir …“
„Miss Bartholomew“, korrigierte Drakon, wobei er sich fragte, warum Gemini es vorgezogen hatte, mit Markos zu reden, obwohl er selbst doch auch immer noch in London war. Und was hatte sie überhaupt gewollt? „Gemini ist nicht verheiratet.“
„Wenn ich Gemini gemeint hätte, hätte ich Gemini gesagt“, konterte Markos übellaunig.
Drakon musterte seinen Cousin forschend. „Du meinst ihre Stiefmutter?“
Markos nickte. „Eigentlich wollte sie dich sprechen, aber dann konnte ich sie überzeugen, mit mir vorliebzunehmen.“
Drakon hatte an den zurückliegenden Tagen versucht, nicht an Gemini zu denken … wenn auch leider nicht besonders erfolgreich. Immer wieder hatte er sich fast zwanghaft vorstellen müssen, wie er Sex mit ihr hatte … meistens auf ziemlich ausgefallene Art und Weise.
„Was wollte sie? Gibt es Probleme mit dem Verkauf?“ Wie wäre es zum Beispiel, wenn von Miles Bartholomew ein Testament neueren Datums aufgetaucht wäre? Das würde Geminis Probleme garantiert lösen, während es für Lyonedes Enterprises ein juristischer Albtraum wäre.
„Nicht, dass ich wüsste“, erwiderte Markos.
Weitere Kostenlose Bücher