Julia Extra Band 364 (German Edition)
„Angela Bartholomew scheint ein ganz persönliches Interesse an der Familie Lyonedes zu haben“, fügte er süffisant hinzu. „Sie hat mich für heute Abend zum Essen eingeladen und dabei angedeutet, dass wir nicht unbedingt nur ‚essen‘ müssen.“
Das stimmte so perfekt mit dem Bild überein, das Gemini von ihrer Stiefmutter gezeichnet hatte, dass Drakon ungläubig den Kopf schüttelte. „Und? Hast du die Einladung angenommen?“
„Na, was glaubst du denn? Bist du der Frau überhaupt schon mal begegnet?“ Sein Cousin war verärgert, weil Drakon sich so unüberhörbar lustig über ihn machte. „Das ist ein Barrakuda in Designerseide.“
Drakon lachte auf. „Ich hatte bisher nur ein einziges Mal das Vergnügen mit ihr. Das war bei der Unterzeichnung des Vorvertrags, wenn ich mich nicht irre.“
„Und?“
„Ein Barrakuda in Designerseide“, wiederholte Drakon mit todernstem Gesicht.
„Das ist nicht lustig, Drakon!“ Markos war nicht zu Scherzen aufgelegt. „Anfangs nahm ich an, dass sie noch irgendetwas Geschäftliches besprechen will, aber dann dämmerte mir rasch, dass sie ganz ungeniert versucht, mich anzugraben.“ Er machte eine Pause und stieß einen tiefen Seufzer aus, bevor er fortfuhr: „Und da ist es dann passiert.“
Drakons Belustigung verflog im Nu. „Passiert? Was ist passiert, Markos?“
Markos schnaubte verärgert. „Im ersten Moment wusste ich nicht, was ich ihr antworten soll, deshalb habe ich versucht abzulenken, indem ich erwähnt habe, dass sie wirklich eine sehr charmante Stieftochter hat. Woraufhin sie wissen wollte, wo und wie ich Gemini denn kennengelernt hätte.“
„Und? Hast du es ihr erzählt?“, fragte Drakon scharf.
„Na ja, in dem Moment dachte ich mir einfach nichts dabei.“
„Was genau hast du erzählt, Markos?“, bohrte Drakon nach.
„Na was schon. Wie es war, natürlich. Dass Gemini letzte Woche hier war und dich unbedingt sprechen wollte und so. Da hättest du mal ihr Gesicht sehen sollen.“ Markos schnitt eine Grimasse. „Sie wurde für einen Moment richtig unangenehm, und als sie ging, hat sie irgendwas in sich hinein gemurmelt, von wegen, dass sie dieses Biest erwürgen könnte, oder so ähnlich.“
Jetzt war Drakon sichtlich alarmiert. „Wann war das?“
„Vor zehn Minuten ungefähr … was denn … was hast du vor?“, fragte Markos, als Drakon schon mit langen Schritten zur Tür ging. Auf der Schwelle drehte er sich noch einmal um und sagte: „Verhindern, dass sie Gemini erwürgt, natürlich.“
Sein Cousin zog fragend die dunklen Augenbrauen hoch. „Ich dachte, du wolltest in Kürze fliegen?“
Drakon machte eine wegwerfende Handbewegung. „Schlimmstenfalls verschiebe ich es auf morgen. Im Moment scheint es mir vordringlicher, mich um Geminis Unversehrtheit zu kümmern.“
Markos wirkte schockiert. „Aber du willst damit doch nicht allen Ernstes behaupten, dass du befürchtest, Angela Bartholomew könnte Gemini etwas antun?“
Drakon lächelte bitter. „Nach allem, was ich weiß, braucht diese Frau Gemini kein einziges Härchen zu krümmen, um sie zu verletzen.“
„Willst du, dass ich mitkomme? Wahrscheinlich nicht.“ Markos hob besänftigend eine Hand, als Drakon sich noch einmal umdrehte und ihm einen finsteren Blick zuwarf.
„Ich finde, du hast für heute schon genug Mist gebaut, meinst du nicht?“
„Ich hatte doch keine Ahnung, was da los ist“, verteidigte sich sein Cousin kleinlaut.
Nun, fairerweise musste Drakon zugeben, dass Markos natürlich nicht wissen konnte, wie tief der Graben zwischen Gemini und ihrer Stiefmutter war. Drakon hatte nämlich beschlossen, seinem Cousin nur das Nötigste über Geminis Besuch von letzter Woche zu erzählen. Einfach nur, um noch einmal zu unterstreichen, dass es allein um Geschäftliches gegangen war, weil Markos es natürlich nicht geschafft hatte, sich einen lockeren Spruch zu verkneifen.
Auch wenn Drakon es eigentlich nicht zugeben wollte, war es doch so, dass er sich in den vergangenen vier Tagen immer wieder gewünscht hatte, Gemini zu sehen. Sehr gewünscht sogar … so sehr, dass er sich manchmal nicht anders zu helfen gewusst hatte, als kalt zu duschen. Jawohl, Drakon hatte sich wirklich gewünscht, Gemini wiederzusehen. Und jetzt hatte er die Chance dazu, auch wenn die Umstände alles andere als erfreulich waren …
„Was hast du dir dabei eigentlich gedacht?“
Gemini hatte eine kleine Flaute im Laden zum Anlass genommen, um sich ins Büro
Weitere Kostenlose Bücher