Julia Extra Band 364 (German Edition)
„Ich enttäusche dich nur sehr ungern, querida , aber ich bin nicht gekommen, um dich zurückzuholen.“
Die Hitze auf ihren Wangen brannte wie Feuer. „Da bin ich aber froh. Ich habe nämlich nicht die Absicht, zurückzukommen.“
„So selbstsicher?“ Sein Griff wurde fester, und er zog sie näher zu sich, sodass sie die goldenen Flecken in seinen Augen bemerkte und wie ein Muskel an seinem Kiefer zuckte. „Und diese selbstgerechte Empörung, querida . Als wärest du gekränkt worden, nicht ich.“
„Du und gekränkt?“ Sie lachte auf. „Es ist dein übersteigertes Ego, das Schaden genommen hat, Rio. Hör zu, wenn du dich damit besser fühlst, kannst du den Leuten gerne erzählen, dass du mich verlassen hast.“
„Hol dich der Teufel!“ Seine Augen funkelten gefährlich. „Glaubst du etwa, dass ich mir den Kopf darüber zerbreche, was andere denken?“
„Lass mich los!“ Ihr Mund wurde zu einer dünnen Linie, während sie versuchte, sich seinem festen Griff zu entwinden. „Ich habe dich verlassen, weil ich deiner müde war.“
„Lügnerin.“
„Ich weiß, dass es dir schwerfällt, das zu glauben, aber so war es. Ich wollte dich nie mehr wiedersehen. Und ich will dich auch jetzt nicht hier haben. Setz dich … setz dich einfach wieder in dein Flugzeug und …“
„Na so was? Warum denn so feindselig, junge Dame?“
Esmé wirbelte herum. Jonas Baron schlenderte auf sie zu, die buschigen weißen Augenbrauen fragend nach oben gezogen.
„De Santos“, er streckte die Hand aus, „schön, Sie zu sehen.“
Rio ließ ihre Hand los. „Danke gleichfalls, Sir.“
„Sie und die junge Dame hier sind wohl alte Freunde.“ Jonas grinste. „Umso besser, denn sie wird Sie an diesem Wochenende herumführen.“
„Nein!“ Esmé war wie entgeistert. „Nein!“
„Ja“, widersprach Rio, und das kurze Aufflackern in seinen Augen zeigte ihr, dass sie ihm nicht würde entkommen können …
Steif saß Esmé auf dem Pferd, ihr Rücken so gerade, als hätte sie einen Rohrstock verschluckt.
Rio, der hinter ihr herritt, fragte sich nun wohl schon zum tausendsten Mal, warum, in aller Welt, er ihr nachgereist war.
Was spielte es schon für eine Rolle, wer wen verlassen hatte? Es war Zeit gewesen, höchste Zeit, ihre Affäre zu beenden. Und er würde ganz sicher keine Begründung von ihr dafür fordern, was sie zu ihrem Schritt bewogen hatte.
Denn welcher Mann wollte diese Dinge schon von einer Frau aufgezählt bekommen?
Rio kniff ein wenig die Augen zusammen. Der Pfad schlängelte sich durch die Bäume, rechter Hand war ein langer Bergsturz, aber Esmé beachtete ihn nicht. Sie saß im Sattel, als wäre sie schon darin zur Welt gekommen.
Sein Mund verzog sich.
Das war die Frau, die er auf einem Wohltätigkeitsball im Plaza kennengelernt und mit der er im Four Seasons zu Abend gegessen hatte. Er hatte sie nach Monaco mitgenommen, wo sie mit der Fürstenfamilie genauso selbstverständlich und charmant geplaudert hatte wie mit den Regierungsmitgliedern bei einer Gala in Washington. Er kannte sie nur als elegante, wunderschöne und kultivierte Frau.
Jetzt trug sie ein Baumwollhemd, ausgewaschene Jeans und abgewetzte Stiefel. All seine Fragen über den Bestand der Barons hatte sie mit bewundernswerter Kenntnis beantwortet, während sie ihr großes Pferd mit nicht viel mehr als sanften Worten und noch sanfteren Berührungen lenkte – und ihn mit eisiger Missbilligung behandelte.
Er hatte das Gefühl, zwei völlig verschiedenen Frauen zu begegnen. Wie war das möglich? Und was noch bemerkenswerter war: Wie war es möglich, dass er nur die eine kennengelernt hatte?
Rios Pferd suchte sich vorsichtig seinen Weg durch ein Gehölz. Esmé war schon ein ganzes Stück vor ihm, als der Pfad sich zu einem weiten flachen Plateau öffnete. Er drängte seinen Hengst vorwärts und hatte gerade zu ihr aufgeschlossen, als sie ihr Pferd zügelte.
„Du wolltest die Stuten sehen“, sagte sie tonlos, ohne ihn dabei anzusehen. Stattdessen war ihr Blick auf die Weide am Fuß des Plateaus gerichtet. Weit unter ihnen grasten Pferde, die Mäuler tief in das duftende Sommergras vergraben. Die Tiere waren einzigartig und wunderschön, aber nicht so schön wie die Frau, die neben ihm auf ihrem Pferd saß.
„Es sind alles Araber“, erklärte sie. Er lächelte über ihre höfliche Erklärung, die ihm zeigte, dass sie ihm nicht viel Kenntnis über Pferde zutraute.
„Ja. Ich habe eine Schwäche für diese Tiere. Diese Aura von
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