Julia Extra Band 364 (German Edition)
mir irgendeinen Virus eingefangen, das ist alles.“
„So lange hält sich kein Virus, chica .“
„Bitte, Mama. Mir geht einiges durch den Kopf.“
„Und das bringt dich völlig durcheinander. Erzähl mir jetzt nicht, dass ich damit falschliege.“
„Herrgott noch mal, Mama …“
„Lass Gott aus dem Spiel, Esmerelda. Und seit wann nennst du mich eigentlich wieder ‚Mama‘?“
Esmé seufzte schwer. „Fangen wir noch mal von vorne an, okay? Ich will nicht, dass wir uns streiten.“ Ihr Mund verlor den harten Zug und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „Ob Mama oder Mutter, jedenfalls liebe ich dich.“
Carmen seufzte ebenfalls und streckte die Arme aus. Esmé ging zu ihr und ließ sich an Carmens Brust drücken.
„Ich will doch nur das Beste für dich“, sagte ihre Mutter weich. „Und du sollst es mal besser haben als ich, das weißt du doch.“
„Ja, ich weiß.“
„Du bist kein naives Mädchen aus einem Dorf in Mexiko, das sich von den Lügen eines Mannes verführen lässt. Du bist eine gebildete junge Frau mit Köpfchen. Und du hättest sogar einen Abschluss als Lehrerin, wenn du dein Studium nicht hingeworfen hättest, um als Model zu arbeiten.“
Esmé löste sich aus der Umarmung ihrer Mutter. „Das haben wir doch längst geklärt, Mama“, gab sie ruhig zurück. „Du hast davon geträumt, Kinder zu unterrichten, nicht ich.“
„Aber es ist ein anständiger Beruf, im Gegensatz zum Modeln.“
„Als Lehrerin zu arbeiten ist gut und schön, aber ich wollte reisen und die Welt sehen, bevor ich mich irgendwo häuslich niederlasse. Und als Model zu arbeiten gibt mir die Gelegenheit dazu.“
„Dieser Job kann dir aber auch Ärger einhandeln.“ Carmen stieß die Luft aus. „Die Männer werden dich ausnutzen, meine Liebe. Wirst du stark genug sein, ihnen zu widerstehen?“
Esmé spürte, dass sie rot wurde, und wich dem fragenden Blick ihrer Mutter aus.
„Ich bin nicht dumm, Mama. Und ich kann sehr gut auf mich aufpassen.“
„Das glaubst du jetzt. Aber wenn dann ein Mann dich mit netten Worten umschmeichelt und du deswegen dermaßen aufgewühlt bist …“
„Ich bin nicht du, Mama, das haben wir doch eben geklärt. Kein Mann kann …“
Die Fliegengittertür flog auf. Beide Frauen wirbelten herum, als Rio in die Küche marschierte, die Augen dunkel vor Zorn auf Esmé gerichtet.
„Da bist du also“, sagte er schneidend. „Hast du wirklich geglaubt, dass du mir so einfach davonkommst?“
Carmens Blick wanderte von der wütenden Miene des Fremden zu dem aschfahlen Gesicht ihrer Tochter.
Und mit einem Mal begriff sie. Warum Esmé so plötzlich nach Espada zurückgekommen war. Weshalb sie die vergangenen Wochen in nervösem Schweigen verbracht hatte.
Und warum sie jetzt so aufgebracht war.
Der Grund war dieser Mann, der gefährlich aussehende Fremde mit dem zornigen Blick.
Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Dummes Mädchen, dachte sie verärgert. Dumme, dumme chica . Am liebsten hätte sie Esmé genommen und geschüttelt. Nein, besser noch wäre, sie zu packen und verschwinden zu lassen, irgendwo eingesperrt … aber das war nicht möglich. Esmé war eine erwachsene Frau, kein Kind mehr.
Außerdem hatte ihr ein Blick auf diesen Mann genügt, um zu wissen, dass sie diesen Mann nicht würde aufhalten können, egal, was er vorhatte. Trotzdem, eine Mutter sollte ihre Kinder beschützen, solange sie dazu in der Lage war.
Also stellte Carmen sich vor ihre Tochter, sah den Fremden an und sprach so ruhig wie möglich.
„Ich bin Carmen Bennett.“
Sie sah, wie Erstaunen sich auf seinem harten, attraktiven Gesicht abzeichnete.
„Bennett?“ Sein Blick ging an ihr vorbei zu Esmé. „Sie sind Esmés Mutter?“
„Ich bin Esmereldas Mutter, sí . Und Sie sind …?“
„Mein Name ist Rio de Santos, Senora.“
Rio de Santos? dachte Carmen überrascht. Ein heißblütiger Spanier und kein Mexikaner, dem Aussehen nach. Und jetzt, wo sie darüber nachdachte, überraschte es sie nicht einmal. Denn wer anders hätte ihre ebenso heißblütige Tochter bändigen können?
Als er nun lächelte, bemerkte sie an ihm den trägen Charme eines Tigers, der darauf lauerte, von der Kette gelassen zu werden. „Ich bin bei den Barons zu Gast.“
Er nahm ihre Hand und führte sie an die Lippen, während Carmen sich einredete, zu vernünftig und zu alt dafür zu sein, um sich von Tigern einwickeln zu lassen.
„Perdone, Senor, aber die Gäste der Barons …“
„Vielleicht hätte ich mich
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