Julia Extra Band 364 (German Edition)
der Zeit. Die … die Sache zu beenden. Wir haben beide gesagt …“
Er küsste sie, ehe sie ihn zurückhalten konnte, drückte seinen Mund auf ihren und brachte sie zum Schweigen. Denn es war eine Lüge. Sie konnte sich selbst nicht länger etwas vormachen.
„Nicht“, flüsterte sie, löste sich von ihm und umklammerte seine Handgelenke. „Es ist vorbei. Akzeptier es einfach und geh zurück nach New York. Wir haben doch gesagt …“
„Dass unsere Beziehung beendet wird, wenn es an der Zeit ist. Aber die Zeit ist noch nicht gekommen, querida . Sicherlich weißt du das jetzt.“
„Es war keine Beziehung“, hielt Esmé ihm entgegen und hasste sich selbst dafür, dass ihre Stimme zitterte und Tränen in ihren Augen brannten. „Es war eine Affäre.“
Rio lächelte verhalten. „Warum hängen Frauen sich nur immer so an einem Wort auf?“
„Frauen“, sagte sie verbittert. „So denken Sie also von mir, Senor de Santos? Als eine von Ihren ‚Frauen‘?“
„Nein, natürlich nicht. Es war nur so dahergesagt, querida .“
„Ich möchte nicht, dass du mich so nennst. Was ist das – eine Sammelbezeichnung, damit du nicht erst versuchen musst, dich an den Namen der ‚querida‘ zu erinnern, mit der du gerade zusammen bist?“
„Esmé.“ Rio runzelte die Stirn und wirkte in diesem Moment, als hätte er ein Puzzlespiel vor sich, bei dem ein wichtiges Teilchen fehlte. „Was soll dieser ganze Unsinn? Müssen wir alles analysieren? Was zählt, ist doch nur, dass du mich immer noch willst …“
„Dass ich dich immer noch will?“
„Sí.“ Es war doch offensichtlich. Merkte sie das denn nicht? Er lächelte und legte einen Finger unter ihr Kinn. „Was könnte denn wichtiger sein als das?“
Sie holte aus, ein schneller, aus Wut geborener Schlag, dem er mit Leichtigkeit auswich. Trotzdem starrte er sie ungläubig an. Esmé? Seine kühle, kultivierte Esmé ballte ihre Hand zu einer Faust, um ihm einen Kinnhaken zu verpassen?
„Estàs idiota cretino!“ , sagte sie scharf. Ihr Zorn verblüffte ihn so sehr, dass er nicht einmal merkte, dass sie in seiner Sprache geflucht hatte. Dann stürmte sie davon, sprang auf ihr Pferd und war im nächsten Moment in scharfem Galopp verschwunden.
3. KAPITEL
Esmé öffnete die Tür mit dem Fliegengitter, die in die Küche der Barons führte, und ließ sie hinter sich zuschlagen.
Zur Hölle mit Rio, der sie so wütend machte! Was glaubte er eigentlich, wer er war, ihr erzählen zu können, dass sie ihn noch wollte? Nein, sie wollte ihn nicht. Nur hatte er es schon immer verstanden, sie so zu küssen, dass sie es bis in die Fußspitzen spürte. Nur dass ein Kuss nicht genügte, genauso wenig wie eine Berührung, das Gefühl seiner Hände auf ihrer Haut …
„Ich hasse ihn!“, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„ Por Dios , Abel!“ Die Haushälterin der Barons kam geschäftig aus der Vorratskammer. „Willst du die Tür aus den Angeln heben? Und dann beschwerst du dich wieder, wenn ich einen deiner Männer zum Reparieren brauche … Oh.“ Carmen starrte Esmé an. „Ich dachte, es wäre Abel. Der Vorarbeiter. Er schlägt immer …“
„Ich weiß, wer Abel ist, Mama“, gab Esmé trocken zurück.
Sie marschierte zum Kühlschrank, riss die Tür auf und schlug sie dann so fest wieder zu, dass es schepperte. Carmen hob eine Braue.
„Stimmt was nicht?“
„Und ob. Ich hatte gerade mit einem Idioten zu tun, der hergeflogen ist, um Pferde von Jonas zu kaufen.“ Esmé öffnete eine Tür, spähte in den Schrank, dann schlug sie sie wieder zu. „Ich dachte, hier gäbe es wenigstens eine Flasche Wasser, bei den Bergen, die du immer einkaufst, und dem Aufwand, den du beim Kochen betreibst.“
„Ich tue nur meine Arbeit“, sagte Carmen ruhig, „das ist alles. Und was das Wasser betrifft, wir sind hier nicht so pingelig wie die Leute aus der Stadt. Du weißt genau, dass unser Wasser aus dem Brunnen kommt.“ Sie drehte den Hahn auf, füllte ein Glas und reichte es ihrer Tochter. „Warum bist du denn so aufgebracht?“
„Ich bin nicht aufgebracht“, gab Esmé bissig zurück und trank das Wasser mit einem großen Schluck aus. Ein paar Tropfen hingen noch an ihren Lippen, die sie mit dem Handrücken wegwischte. „Ich bin müde, mir ist heiß und ich bin durstig.“
„Müde, heiß und durstig, sí .“ Carmen nahm das Glas, spülte es aus und stellte es auf das Ablaufgitter. „Seit du hier bist, bist du ständig müde.“
„Ich habe
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