Julia Extra Band 365
brauchte sie ja wirklich, und dass sie Markos ein angemessenes Dankeschön schuldete, stimmte auch … obwohl sie das Gefühl hatte, dass ihre und seine Vorstellung von einem angemessenen Dankeschön meilenweit auseinanderlagen! Doch wie auch immer, auf jeden Fall war er ihr heute Abend eine große Hilfe gewesen, deshalb war sie ihm zumindest eine Erklärung schuldig.
„Kaffee, Wein oder lieber etwas Hochprozentiges?“, fragte Markos trocken, nachdem sie wieder in seinem langweilig wirkenden Wohnzimmer waren.
„Oh, ich glaube, die Situation schreit förmlich nach einem Brandy, meinst du nicht auch?“ Eva ließ sich mit einem erschöpften Aufseufzen in einen der cremefarbenen Sessel sinken.
„Obwohl ich nicht genau sagen könnte, worin die Situation eigentlich besteht.“ Markos zog sein Jackett aus und warf es über eine Stuhllehne, bevor er zur Bar am anderen Ende des Raums schlenderte, um ihnen einen Brandy einzuschenken.
Eva verzog das Gesicht, als sie ihr Glas entgegennahm. „In so einer peinlichen Lage ist man nicht jeden Tag.“ Sie trank einen Schluck und spürte, wie ihr der Alkohol scharf durch die Kehle rann. „Dass Letzte, was ich von Jack gehört habe, war, dass er in Frankreich lebt und arbeitet.“
„Wo er offensichtlich Yvette kennengelernt und geheiratet hat.“
„Scheint so, ja.“ Eva starrte auf den beigen Teppich.
„Liebst du ihn immer noch?“
Sie hob überrascht den Kopf, während das Glas in ihrer Hand bedenklich zu zittern begann. „Wie bitte?“
Er lächelte freudlos. „Die Umstände legen diese Vermutung zumindest nahe.“
Bevor sie antwortete, trank Eva ihr Glas aus, wobei sie hoffte, die Wärme, die der Brandy in ihr entfachte, möge den Eisblock zum Schmelzen bringen, der sich in ihrer Brust geformt hatte. „Was denn für Umstände?“
Markos verzog keine Miene. „Immerhin ist dir erst schlecht geworden, nachdem Cabot Greys zweite Frau aufgetaucht ist. Oje, Eva bitte … bitte nicht weinen!“ Markos sah entsetzt, dass Eva die Tränen in die Augen schossen. Eilig stellte er sein Glas ab und ging zu ihr. Er kniete sich neben ihren Sessel und griff nach ihrer kalten Hand. „Bitte sag etwas, Eva. Erzähl mir, warum du weinst.“
„Ich weine ja gar nicht“, widersprach sie, obwohl ihr die Tränen bereits über die wachsbleichen Wangen liefen. „Ich … ich … du hast recht. Yvette zu sehen … es war ein Schock …“ Jetzt brach sie ab und begann herzzerreißend zu schluchzen.
Es war wie ein Dammbruch. Der ganze Schmerz und die Trauer, die sich tief in ihrem Innern aufgestaut hatten, als vor fünf Jahren ihr Traum von einer eigenen Familie, von einem eigenen Kind zerbrochen war, brachen jetzt hervor. Dabei war es völlig unerheblich, auf welche Weise Yvette Cabot Grey schwanger geworden war, entscheidend war, dass sie überhaupt schwanger war. Mit dem Kind, das Jack Eva vor fünf Jahren verweigert hatte.
Markos war völlig hilflos und wusste nicht, was er tun sollte. Eva schluchzte, als ob ihr das Herz bräche. Und vielleicht war das ja auch wirklich der Fall.
Weil Jack Cabot Grey ihre Liebe nicht erwiderte?
Markos stand kein Urteil zu, da es ihm auf diesem Gebiet an eigenen Erfahrungen mangelte. Für ihn war nur klar, dass Jack Cabot Grey alle Eigenschaften in sich vereinte, die er selbst verabscheute: Der Mann war oberflächlich, egoistisch und, so weit er mitbekommen hatte, ekelhaft rachsüchtig. Was allerdings alles nichts daran änderte, dass Eva einfach nicht mehr aufhören konnte zu weinen.
Markos streckte die Hände aus und zog sie in seine Arme, dann hob er sie hoch und setzte sich mit ihr in den Sessel. Es dauerte nicht lange, bis sein Hemd nass von ihren Tränen war. Er fuhr ihr tröstlich mit den Fingerspitzen über ihre Schläfe und dachte darüber nach, was für eine Ironie des Schicksals es war, dass er versuchte, die Frau zu trösten, die er begehrte, während sie um einen anderen Mann weinte.
Wenn sein Cousin Drakon ihn jetzt so sehen könnte …
„Es war, weil sie schwanger ist“, stieß Eva schließlich mühsam hervor. „Ich … wir … wir haben so lange versucht, ein Kind zu bekommen, bis … bis wir schließlich erfahren mussten, dass es nicht möglich ist. Der Spezialist, den wir irgendwann aufgesucht haben, eröffnete uns, dass wir keine Kinder bekommen können.“
Oh Gott! Und jetzt war dieser gewissenlose Schuft nicht davor zurückgescheut, Eva seine schwangere zweite Frau vorzuführen, obwohl er ganz genau wusste, wie sehr
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