Julia Extra Band 366
umwerfend sexy. Er rollte sich herum und stützte sich auf den Ellbogen. Jetzt konnte sie den Körper richtig sehen, den sie voller Lust erforscht hatte. Er sah genau so aus, wie er sich anfühlte: kräftig, glatt und schlank. Nicht übertrieben muskelbepackt, nur schön durchtrainiert.
Die Bettdecke war irgendwann in der Nacht auf den Boden gerutscht, nicht einmal ein Laken bedeckte sie beide. Dan betrachtete sie auch. Noch nie hatte ein Mann sie so angesehen. Unter seinem leidenschaftlichen, bewundernden Blick kam ihr überhaupt nicht in den Sinn, den Bauch einzuziehen oder ihre Makel aufzulisten. Bei Dan vergaß sie, dass sie welche hatte.
Er griff nach ihr, ließ die Hand sanft liebkosend von ihrer Hüfte bis zur Taille gleiten.
Und was nun? Wie ging man mit einer flüchtigen Affäre um? Gab es Regeln? Ein Händedruck am Morgen danach?
„Du denkst nach“, sagte Dan. „Das erkenne ich daran …“ Er tippte mit der Fingerspitze an ihren Mund.
Unbewusst hatte sich Sophie auf die Lippe gebissen. Jetzt ließ sie los und fuhr mit der Zunge über die Stelle, die Dan kurz berührt hatte.
Seine Augen wurden dunkler.
„Du darfst mich gern ablenken“, ermunterte Sophie ihn.
Sofort küsste er sie.
„Dan!“
Ihre Stimme klang laut und scharf. Nicht so schön leise und verführerisch wie vor ein paar Stunden. Verschlafen setzte er sich auf und sah Sophie nackt im Zimmer herumlaufen. Sie hob seine Jeans auf und warf sie beiseite. Dasselbe machte sie mit seinem T-Shirt, bevor sie aus dem Zimmer huschte.
„Was suchst du denn?“, rief er.
„Die Uhrzeit“, erwiderte sie, jetzt in zweifellos panischem Ton. „Wieso hast du keinen Wecker auf dem Nachttisch?“
Dan hörte das eilige Tappen ihrer nackten Füße auf seinen Holzdielen, als er aus dem Bett stieg und seine Boxershorts anzog. „Ich benutze mein Handy als Wecker.“ Wo hatte er es gelassen? Er hörte Sophie frustriert stöhnen.
„Das darf doch wohl nicht wahr sein! Du hast nicht einmal die Zeit an deiner Mikrowelle eingestellt. Was ist los mit dir?“ Eine Pause, dann ein gemurmeltes „Wo habe ich meine Handtasche hingelegt?“
Er entdeckte sein Telefon auf dem Boden, es musste ihm aus der Hosentasche gefallen sein. Im selben Moment hörte er aus dem Wohnzimmer einen spitzen Schrei.
„Oh nein! Es ist schon halb zehn!“
Schnell ging er aus dem Schlafzimmer und sah Sophie im Sonnenlicht stehen, das durch die Milchglasscheiben der Haustür schien. Der Inhalt ihrer Handtasche lag vor ihr auf dem Boden, und sie hielt ihm verzweifelt ihr Telefon hin. Als könnte er die Zeit zurückdrehen, indem er es ihr abnahm.
Endlich begriff er. „Dein Bewerbungsgespräch.“
„Ja. Um zehn.“
„In der Innenstadt?“
Sophie nickte.
„Dann beeil dich. Ich bringe dich rechtzeitig hin. Mit dem Auto braucht man zehn Minuten von hier. Das schaffst du locker.“
„Aber mein Kostüm ist im Haus meiner Mutter. Zwanzig Minuten entfernt.“
Dan zuckte die Schultern. „Du musst eben anziehen, was du gestern Abend anhattest.“
„Was ich gestern Abend anhatte?“
„Es sei denn, du sagst lieber dein Bewerbungsgespräch ab.“
„Das wäre noch schlimmer.“
Er zeigte den Flur entlang. „Die Dusche ist dort.“
Während Sophie Richtung Bad ging, bewunderte Dan ihre Rückansicht. Vielleicht war es ein bisschen herzlos, dass er den Anblick so genoss, während sie vollkommen geschockt davon war, zu spät dran zu sein. Aber er hatte gar keine andere Wahl – Sophie anzusehen war wie ein Zwang. Und das nicht erst seit letzter Nacht.
„Du hast nicht zufällig irgendwo Make-up?“, fragte sie.
„Sorry“, erwiderte Dan grinsend. „Alles aufgebraucht.“
„Das darf doch wohl nicht wahr sein!“, sagte sie, bevor laufendes Wasser zu hören war.
Zehn Minuten später saßen sie in Dans Auto. Sophie tupfte mit einem feuchten Geschirrtuch einen Soßenfleck von ihrem Kleid ab. „Das darf doch wohl nicht wahr sein!“, wiederholte sie. „Was für eine Katastrophe!“
Dan kam zu dem Schluss, dass es angesichts von Sophies Nervosität am besten war, den Mund zu halten.
„Du findest das lustig, oder?“
„Nein.“ Ein einzelnes Wort war vermutlich ziemlich sicher.
Oder auch nicht.
„Klar! Du meinst, zu spät zu kommen täte mir gut.“
„Natürlich nicht. Ich wünsche niemandem, zu spät zu einem Einstellungsgespräch zu kommen. Besonders dir nicht.“
Seufzend lehnte sich Sophie zurück. „Entschuldige, das war unfair.“
Damit verfielen sie in ein
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