Julia Extra Band 367
teuer.“
„Für meine beste Angestellte ist mir nichts zu teuer“, gab Sam mit fröhlicher Sorglosigkeit zurück. „Immerhin haben Sie mir gezeigt, wie wichtig das Image meiner Firma ist. Und so ein kleiner Sportflitzer schlägt doch nicht sonderlich zu Buche.“
„Ich kann ihn einfach nicht annehmen“, erklärte Erin unbehaglich.
„Sie haben keine andere Wahl“, sagte ihr Boss gut gelaunt und drückte Erin den Autoschlüssel in die Hand. „Ihr alter Fiesta ist weg. Sagen Sie einfach Danke.“
Erin starrte auf den Schlüssel. „Vielen Dank, aber das ist wirklich zu viel.“
„Werfen Sie nur mal einen Blick auf die Gewinne, die unsere Spas einfahren, seit Sie die Leitung übernommen haben. Sie sind für die Firma bestimmt zehnmal so viel wert wie der Preis dieses Autos. Also kein Wort mehr.“
„Sam …“, seufzte Erin, als er den Schlüssel aus ihrer Hand nahm, zum BMW ging und die Fahrertür öffnete.
„Nun steigen Sie schon ein“, drängte er. „Machen wir eine Probefahrt. Vor dem wichtigen Termin heute Nachmittag muss ich noch etwas Zeit totschlagen.“
„Was für ein wichtiger Termin?“, fragte sie, als sie auf dem Fahrersitz Platz nahm, den Rückwärtsgang einlegte und aus der Einfahrt fuhr.
„Ich denke daran, mich zur Ruhe zu setzen“, gestand ihr Boss.
Erin unterdrückte einen Seufzer. Sam Morton redete ständig davon, die drei Hotels zu verkaufen und in den Ruhestand zu gehen. Doch sie glaubte längst nicht mehr, dass er diesen Plan wirklich in die Tat umsetzen wollte. Mit zweiundsechzig Jahren arbeitete er immer noch bis spät in die Nacht. Seit mehr als zwanzig Jahren war er verwitwet, Kinder hatte er keine. Seine Hotelkette war sein Lebenswerk, dem er seine gesamte Zeit und Energie schenkte.
Eine halbe Stunde später, nachdem sie Sam bei seinem Golfclub abgesetzt und die Einladung zum Mittagessen dort ausgeschlagen hatte, war Erin zurück in Stanwick Hall und ging in das Büro von Sams Sekretärin Janice, einer dunkelhaarigen, modisch gekleideten Frau von Anfang fünfzig.
„Haben Sie das Auto gesehen?“, fragte Erin die Sekretärin und zuckte verlegen die Schultern.
„Ich war sogar mit im Schauraum, um Sam bei der Entscheidung zu helfen – habe ich ihn nicht gut beraten?“, zog die ältere Frau Erin auf.
„Und Sie haben nicht versucht, ihn davon abzuhalten, ein so teures Modell zu nehmen?“, fragte Erin überrascht.
„Im Moment freut sich Sam so sehr über die Gewinne des letzten Quartals, dass er mit dem Geld einfach um sich wirft. Ihnen ein neues Auto zu kaufen, war ein guter Vorwand. Ich habe gar nicht erst versucht, es ihm auszureden. Wenn Sam sich etwas in den Kopf gesetzt hat, wird es ebenso gemacht. Sehen Sie es doch einfach als Prämie für die vielen neuen Kunden, die wir hinzugewonnen haben, seit Sie die Leitung der Spas übernommen haben“, riet Janice. „Sie haben bestimmt bemerkt, dass Sam momentan etwas durcheinander ist.“
Erin sah die Frau hinter dem Schreibtisch fragend an. „Wie meinen Sie das?“
„Seine Laune wechselt ständig, und er wirkt rastlos. Ich glaube, dieses Mal will er wirklich verkaufen und sich zur Ruhe setzen. Das Ganze ist eine neue Herausforderung für ihn.“
Die Einschätzung der Sekretärin überraschte Erin, denn sie hatte sich angewöhnt, Sams Andeutungen, die Hotels verkaufen zu wollen, nicht ernst zu nehmen. In den zwei Jahren, die sie nun schon für ihn arbeitete, waren verschiedene Kaufinteressenten gekommen, aber nach zähen Verhandlungen von Sam allesamt wieder fortgeschickt worden. „Glauben Sie wirklich? Und bedeutet das etwa, dass die Hälfte von uns im nächsten Monat zum Arbeitsamt rennen muss?“
„Nein, da kann ich Sie beruhigen. Im Falle eines Eigentümerwechsels ist gesetzlich geregelt, dass die Angestellten ihren Job behalten. Das weiß ich, weil Sam sich informiert hat“, erklärte Janice.
Die zierliche Erin, heute in einen braunen Hosenanzug gekleidet, ließ sich auf den Stuhl in der Nähe des Fensters fallen. In ihrem Inneren wechselten sich Erleichterung und Misstrauen ab, da sie aus Erfahrung wusste, dass man sich auf solche Aussagen nicht unbedingt verlassen konnte. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass es ihm wirklich ernst ist.“
„Sein sechzigster Geburtstag war der Wendepunkt, wie er selbst sagt. Er ist gesund und vermögend und möchte das jetzt genießen“, meinte Janice. „Ich kann ihn verstehen. Seitdem ich für ihn arbeite, hat sich sein Leben nur um die Firma
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