Julia Extra Band 367
sich näher mit ihm einzulassen, mit romantischen Gesten reagiert. Er hatte ihr Blumen geschickt, oft mit witzigen Karten versehen. Am Valentinstag hatte er ihr eine liebevoll gestaltete Einladung zu einem zweiten Abendessen übersandt. Welche Frau wäre diesem Ansturm eines attraktiven Mannes nicht erlegen gewesen? fragte sich Erin jetzt wehmütig. Und so war sie denn auch ein weiteres Mal mit ihm ausgegangen und hatte den Abend genossen. So hatte es angefangen: Ein Treffen führte zum nächsten, aber mehr als geküsst hatten sie sich nicht. Natürlich protestierte der alles andere als enthaltsame Christo und verlangte eine Erklärung, warum sie zu mehr nicht bereit war. Eines Abends gestand sie ihm dann, dass sie noch Jungfrau war. Verwirrt von dem Geständnis sagte Christo ihr überraschenderweise, sie solle sich Zeit nehmen. Er wollte warten, bis sie soweit wäre. Dafür, dass er sie nicht unter Druck setzte, hatte sie ihn umso mehr geliebt.
Am Ende hatte sie mit ihm geschlafen, weil sie ihr eigenes Verlangen nicht länger zügeln konnte. Das Erlebnis echter Intimität und Vertrautheit war unsagbar schön. Bald darauf bot Christo ihr den Job als Managerin des Spas in seinem Londoner Edelhotel an. Eine Herausforderung für sie. Womit Erin nicht gerechnet hatte war, dass ihre neuen Kolleginnen ihr die Beziehung zu dem attraktiven Boss neiden würden.
Damals hatte sie die Pille genommen, wodurch sie allerdings erheblichen Stimmungsschwankungen ausgesetzt war. Nachdem sie mehrere Marken ausprobiert hatte, die Nebenwirkungen aber nicht nachließen, schlug Christo vor, sich selbst um die Verhütung zu kümmern. Nach sechs Monaten wohnte Erin praktisch in Christos Apartment, wenn er sich in London aufhielt. Doch auf seine Bitte, ihn auf Geschäftsreisen zu begleiten, reagierte sie ablehnend. Sie wies ihn darauf hin, dass sie nicht einfach ihre Arbeit im Stich lassen konnte. Christo zeigte dafür Verständnis, obwohl es ihm nicht behagte, dass Erin in seiner Abwesenheit allein war. Zur selben Zeit fing er an, ihr Verhältnis zu Tom zu beargwöhnen, was schließlich in einem fürchterlichen Streit endete.
„Wie würdest du dich fühlen, wenn ich mich mit einer anderen Frau so gut verstehen würde?“, wollte Christo wissen.
Tatsächlich wäre ihr das ebenfalls nicht recht gewesen, doch sie liebte Tom wie einen Bruder und wollte ihn nicht verlieren.
„Du bist mir zu besitzergreifend“, warf sie Christo an den Kopf.
„Du bist eine wunderschöne Frau – das weiß auch Tom. Rein platonische Freundschaften zwischen Mann und Frau gibt es nicht“, behauptete Christo. „Einer von beiden hat immer stärkere Gefühle für den anderen.“
„Entweder vertraust du mir oder du lässt es“, erwiderte Erin trotzig, obwohl sie ihm verschwieg, dass seine Eifersucht sie erschreckte.
„Christo ist verliebt in dich, obwohl ich nie damit gerechnet hätte“, hatte Erins Mitbewohnerin Elaine später gemutmaßt. „Meiner Erfahrung nach sind Männer nur so besitzergreifend, wenn sie ernsthaft interessiert sind.“
Aufgrund dieser ermutigenden Prophezeiung hatte Erin nach zweiwöchiger Sendepause Christo die Hand zum Frieden gereicht. Tom war in der Zwischenzeit sowieso von der Bildfläche verschwunden, da er Melissa kennengelernt hatte, die Frau, die er später heiraten sollte. Erin hatte eigentlich damit gerechnet, dass Christo sich ihr gegenüber verbindlicher verhalten würde, doch ihre Hoffnung war vergebens. Im Gegenteil: Weihnachten und sogar seinen Geburtstag verbrachten sie getrennt, da er geschäftlich in Griechenland zu tun hatte und sie nicht einmal bat, ihn zu begleiten. Nur eine Sache blieb gleichbleibend konstant: Bis zu ihrer letzten gemeinsamen Nacht begehrte Christo ihren Körper mit einer niemals abebbenden Leidenschaft. Und Erin war überzeugt, dass es eben jene letzte gemeinsame Nacht gewesen war, in der sie schwanger geworden war.
Eine Woche darauf, nachdem er nicht zu ihrer Geburtstagsfeier erschienen war, machte er dann mit ihr Schluss. Die Art und Weise, wie er es tat, war zutiefst verletzend. Er suchte sie in ihrem Büro im Spa auf, fragte, ob sie einen Augenblick Zeit hätte, und verschwand nach vollendeter Tat nur fünf Minuten später wieder. „Unsere Zeit ist abgelaufen“, hatte er trocken gesagt. „Ich möchte mich neu orientieren.“
Mit Überschallgeschwindigkeit hatte er sich neu orientiert und geheiratet, erinnerte sich Erin verbittert und kehrte schlagartig in die Gegenwart zurück. Sie
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