Julia Extra Band 367
Überall standen selbst getöpferte Pflanzenkübel und Statuen, Hauswände, Türen, Zäune und Balustraden, alles war farbenprächtig und fantasievoll bemalt.
Auch ihre Kochkünste waren beachtlich, auf dem Büfett neben dem riesigen Grill mit Spanferkeln und Spießbraten reihte sich Köstlichkeit an Köstlichkeit – das Ganze natürlich effektvoll in Szene gesetzt. Am auffallendsten waren die Desserts, bunt gefärbt und einfallsreich dekoriert.
So erlesen und doch unkonventionell wie die Umgebung waren auch die Gäste. Bei Pippa traf sich alles, was Rang und Namen hatte, sei es in Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst oder lediglich in den Klatschspalten der Illustrierten.
Während des Essens war die Stimmung zwischen Kim und Reith ganz entspannt gewesen und beide hatten viel gelacht. Doch jetzt, nach dem letzten Bissen Tiramisu, fiel Kims ausgelassene Feierlaune in sich zusammen. Die Realität hatte sie wieder eingeholt, ihr Lächeln verblasste und sie drehte den Kopf zur Seite.
Reith griff in den getöpferten, mit Eiswürfeln gefüllten Kühler und schenkte Kim Wein und sich selbst Bier ein.
„Cheers“, sagte er und stieß mit ihr an.
„Cheers.“ Kim hielt den Blick gesenkt.
Reith kniff die Augen zusammen. „Bisher war es doch gar nicht so schlecht, oder?“
„Nein.“ Kim schluckte. „Das heißt, ich weiß nicht, was du damit andeuten willst. Auf alle Fälle ist es eine herrliche Sternennacht.“ Wieder schluckte sie und runzelte die Stirn. „Hast du wirklich ernst gemeint, was du vorhin über Lachlan und mich gesagt hast?“
Reith ließ den Blick zu dem Tisch schweifen, an dem Lachlan saß – allein. Hatte er Pippa während des Essens bei ihren Pflichten als Gastgeberin betont charmant unterstützt, starrte er jetzt ausgesprochen schlecht gelaunt vor sich hin.
„Sicher.“
„Aber Lachlan ist den ganzen Abend nicht in meine Nähe gekommen! Außerdem hat er kein einziges Mal etwas zu mir gesagt, das man … das man …“
„Sehr vernünftig von ihm.“ Reith nickte zufrieden.
„Vernünftig?“ Kim runzelte die Stirn. „Soll das etwa bedeuten …“ Hilflos zuckte sie die Achseln.
„Genau das soll es bedeuten.“ Reith lächelte grimmig. „Meinst du, ich sehe tatenlos zu, wenn ein Gigolo wie er meiner Frau schöne Augen macht?“
„Reith, deine Fantasie geht mit dir durch!“
„Du bist wirklich naiv, Kim. Seine Blicke sind eindeutig.“
Ungläubig schüttelte sie den Kopf. „Sollte das wirklich zutreffen, verschwendet er seine Zeit. Ich mag ihn nicht und finde es abstoßend, wie er Pippa ausnutzt.“
„Pippa ist alt genug, um mit ihm fertig zu werden“, meinte er nur. „Aber ich bin erleichtert, dass er nicht dein Typ ist. Vielleicht bekommt er sogar irgendwann einmal deinen berühmten Theron-Hochmut zu spüren …“
Empört wollte Kim aufspringen, doch er legte ihr die Hand auf den Arm. „Bitte nicht, Kim! Ich entschuldige mich auch für meine Worte. Außerdem bezog sich mein ‚gar nicht so schlecht‘ weder auf diesen Grillabend noch auf Lachlan.“
„So? Und worauf sonst?“
Reith antwortete nicht sofort. Stattdessen ließ er die Hand von ihrem Oberarm zum Handgelenk gleiten und spielte mit dem Goldkettchen, das sie am Handgelenk trug. Als Kim seine Fingerkuppen zärtlich auf ihrem Puls fühlte, schauderte sie.
„Ich meinte uns .“ Reith hob den Kopf und sah ihr in die Augen. „Unseren letzten Abschied konnte man gut und gern als Katastrophe bezeichnen, doch heute Abend ist es doch ganz gut gelaufen, oder?“
Kim errötete, antwortete jedoch nicht.
„Damit gibt es in unserer Beziehung schon zwei dicke Pluspunkte: Wir können uns gut streiten und harmonieren bei offiziellen Anlässen.“
Kim schüttelte den Kopf. „Reith, was soll der Unsinn? Worauf willst du hinaus?“
Er zuckte die Achseln. „Ich erstelle eine Positivliste und suche bei uns nach Gemeinsamkeiten.“
Gegen ihren Willen musste Kim lächeln. „Armer Reith! Nennst du zwei Punkte eine Liste?“
„Nein, aber ich habe ja auch mit den Nebensächlichkeiten angefangen. Das alles Entscheidende gilt es natürlich noch zu klären. Aber dazu bräuchten wir eine Nacht ganz für uns allein – ohne Termine und Hubschrauber.“
Kim biss sich auf die Lippe. „Darauf bist du also aus! Deshalb hast du bei Tisch den vollendeten Gentleman gespielt!“
Immer noch spielte er mit ihrem Armband. „Kim, möchtest du wirklich weiterhin in deiner Schmollecke bleiben? Möchtest du nicht lieber etwas beitragen,
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