Julia Extra Band 367
in meinem riesigen Bett in diesem unglückseligen Haus verbringen zu müssen.“
Kim rang nach Atem. „Ich … Es tut mir leid, wenn du das falsch verstanden hast, ich …“
„Dir kann es doch egal sein, ob ich mit anderen Frauen schlafe oder nicht. Du verachtest mich doch“, unterbrach er sie.
Kim stellte das Glas auf den Tisch und sprang auf, um im Zimmer auf und ab zu gehen. Schließlich blieb sie vor Reith stehen, die Arme vor der Brust verschränkt.
„Reith“, begann sie vorsichtig. „Es gibt wirklich Zeiten, ziemlich häufig sogar, in denen ich dich aus tiefstem Herzen verabscheue.“
Ein kleines Äderchen pochte an seiner Schläfe. „Ich habe deine Familie vor dem Ruin gerettet. Zählt das nicht?“
„Aber auf welche Art und Weise!“
„Ich hatte wirklich keine andere Wahl, wenn du das auch nicht verstehst. Ich weiß, was du mir vorwirfst. Deiner Meinung nach hätte ich deinen Vater als Geschäftsführer einsetzen sollen. Das wäre niemals gut gegangen, Kim, glaube es mir. Und was deinen Bruder betrifft, er besitzt jede Menge Pferdeverstand, für den ich ihn aufrichtig bewundere. Als Verwalter für Saldanha und Balthazar ist er jedoch die schlimmste Fehlbesetzung, die man sich vorstellen kann.“
Kim senkte den Kopf. „Mag sein, aber …“
Reith ließ sie nicht ausreden. „Damien hat keinerlei wirtschaftliches Gespür. Selbst die kleinsten unternehmerischen Entscheidungen überfordern ihn.“
Kim ging zurück und setzte sich wieder in ihren Sessel. Sie nahm ihr Glas in die Hand und ließ die bernsteinfarbene Flüssigkeit darin kreisen. „Trotz allem ist Frank mein Vater und Damien mein Bruder“, meinte sie schließlich leise.
Auch Reith griff zu seinem Glas und blickte hinein, als könne er dort die Lösung seiner Probleme finden. „Es ist wahrscheinlich wirklich schwer, die eigene Familie objektiv zu beurteilen. Während du nicht die geringste Kritik an deinen Eltern duldest, bin ich in das entgegengesetzte Extrem gefallen: Ich war nicht in der Lage, ihnen zu verzeihen.“ Er trank einen Schluck. „Doch kommen wir zum eigentlichen Thema zurück. Deiner Formulierung nach zu urteilen, gibt es also auch Zeiten, in denen du mich nicht verabscheust?“
Kim zögerte. Sie rückte ihr Glas umständlich genau in die Mitte des runden Tisches, atmete einmal tief durch und sagte, was ihr auf der Seele lag.
„Reith, ich weiß einfach nicht, was ich von dir halten soll. Während du mich genau zu kennen scheinst, habe ich nicht den blassesten Schimmer, was in dir vorgeht. Erzähl mir von deiner ersten Frau.“
Erstaunt zog er die Brauen hoch. „Was willst du wissen?“, fragte er abwehrend.
Kim machte eine vage Geste. „Wie ihr euch getroffen habt, wie lange ihr euch schon kanntet … all diese Dinge eben.“
„Kim, das ist Schnee von gestern, es ist schon über zehn Jahre her! Was soll das mit uns zu tun haben?“
„Reith, bitte erzähl es mir! Ich habe das Gefühl, mit einem Fremden verheiratet zu sein, und das ist schrecklich.“ Tränen ließen ihr sein Gesicht vor den Augen verschwimmen. „Wenn du es genau wissen willst, werfe ich mir vor, mit offenen Augen in eine Falle gelaufen zu sein.“
„Also gut.“ Er schob das Kinn vor. „Sie war ein einfaches Mädchen aus dem Outback, hatte von der Welt nichts weiter gesehen als die Farm, auf der sie geboren worden war. In deiner Gesellschaft hätte sie sich nicht getraut, auch nur ein einziges Wort über die Lippen zu bringen, aber sie hatte ein unglaubliches Talent im Umgang mit Pferden. In diesem Bereich war sie eine Klasse für sich. Ein halbes Jahr nach unserer Hochzeit hatten wir uns allerdings im Grunde nichts mehr zu sagen. Dann wurde Darcy geboren, und plötzlich war sie nicht mehr da. Ich bin ganz sicher, sie wäre Darcy eine gute Mutter gewesen, hätte all ihre Liebe auf ihn konzentriert, weil …“ Reith verstummte.
„Weil sie genau wusste, dass du sie nicht mehr geliebt hast“, flüsterte Kim kaum hörbar. „Und du bildest dir wirklich ein, diese Erfahrungen wären spurlos an dir vorübergegangen?“
Er sah sie an, und wieder pochte das Äderchen an seiner Schläfe. „Selbstverständlich hat mich meine Vergangenheit geprägt! Mit dir jedoch hat das alles nichts zu tun.“
„Das behauptest du ! Von Anfang an hast du eine Mauer um dich gezogen, hast mich nicht an deinen Gefühlen teilhaben lassen – endlich weiß ich den Grund.“
„Das ist kompletter Unsinn!“, widersprach er heftig. „Ich …“
„Glaub
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