Julia Extra Band 368
„Ich hole die Einwilligung der Eltern.“
Als sie ins Wartezimmer trat, sprangen Chris’ Eltern sofort auf. Rasch erklärte Kiki die Situation. „Dr. Hobson und Dr. Mykonides müssen sofort operieren, um den Druck zu mindern. Es ist so kritisch, dass leider keine Zeit ist, auf den Helikopter zu warten.“
Erschrocken schlug Chris’ Mutter sich die Hand vor den Mund, und der Vater nickte. „Dann machen Sie das.“ Rasch unterschrieb er das Einwilligungsformular.
„Bei der OP werden kleine Löcher in den Schädel gebohrt, um den Druck zu mindern und die Arterie zu flicken“, erklärte Kiki. „Es geht um Leben und Tod, und es ist jetzt vielleicht schon zu spät. Ist Ihnen das klar?“
„Retten Sie ihn. Wie geht es dann weiter?“
„Bis dahin ist der Hubschrauber hier, um ihn ins Krankenhaus zu bringen, wo es eine Neurologie gibt.“ Kiki drückte der Mutter die Hand. „Haben Sie noch Fragen?“
Beide Eltern schüttelten den Kopf.
Kiki ging in den OP, wo Chris schon für die Operation vorbereitet worden war. Ginger hatte ihm den Kopf rasiert. „Ich habe die Einwilligung, ihr könnt anfangen.“
Der Junge war bewusstlos und wurde beatmet. Kiki beobachtete den Monitor, und Stefano reichte Will eine Spritze, um eine lokale Betäubung zu setzen. Der Junge lag in einer so tiefen Bewusstlosigkeit, dass er die Operation nicht merken würde.
Will zögerte, und Stefano machte eine ungeduldige Handbewegung. „Wir müssen anfangen. Machen Sie einen Drei-Zentimeter-Schnitt durch die Hautschichten, und legen Sie den Knochen frei.“
Will gehorchte, der Junge regte sich nicht. Seine Atmung wurde jetzt mechanisch geregelt, und Kiki war froh, dass sie ihn hatten intubieren können, ehe die OP begann.
Sie hatte so einer Operation noch nie beigewohnt, und Will führte sie aus, während Stefano die Anweisungen gab.
„Dämmen Sie die Blutung ein. Ja. Jetzt die Haken benutzen.“ Will zitterten die Hände, aber Stefanos Stimme klang ganz ruhig. „Sehr gut, genau so. Jetzt mit dem Handbohrer zwei Zentimeter über und hinter dem Frontalknochen bohren.“
Wills Hände zitterten stärker, und Stefano beugte sich vor und stützte ihn.
„Sie machen das gut, Sie werden bald ein alter Hase auf dem Gebiet sein.“ Er sah Kiki an. „Wie geht es dem Jungen?“
„Kritisch. Puls unter vierzig, Blutdruck einundfünfzig zu vierzig.“
„Wir haben höchstens noch zwei Minuten. Bohren Sie schneller.“
Stefano sah so ernst aus, dass Kiki sich fragte, ob er mit Will unzufrieden war. Ob er auf alle Vorschriften pfeifen und selber übernehmen würde?
Will fing an.
„Passen Sie auf den Druck auf.“ In dem Moment schoss ein Blutstrahl aus dem Loch und verebbte schließlich zu einem Rinnsal. „Gut“, murmelte Stefano, „der Druck ist weg.“
Will zitterte. „Kein Wunder, dass sein Blutdruck im Keller ist.“
„Jetzt kommt es auf Tempo an, wir müssen die Blutungsquelle finden.“ Stefano zeigte auf eine Stelle unterhalb der Haken. „Da ist es, binden Sie es ab.“
Will beugte sich vor, damit kannte er sich aus.
„Gut. Jetzt die Kompresse für den Transport.“
Eine halbe Stunde später lud das Helikopterteam Chris in den Hubschrauber ein. Sein Zustand hatte sich stabilisiert.
Stefano ging zu Mikey, der zusah. Sein Gesicht war tränenverschmiert. Stefano wusste, was ihm bevorstand, und musste schlucken.
Mikey sah auf. „Ich bin schuld. Ich hätte ihn nicht ärgern dürfen, dann wäre er nicht so wütend geworden.“
Fürsorglich berührte Stefano den Jungen an der Schulter. Er musste gegen seine eigenen Erinnerungen ankämpfen. Er wollte nicht, dass der Junge so leiden musste wie er.
„Ich habe mit meinem Bruder dasselbe erlebt. Ich kann dir sagen, dass es nicht deine Schuld ist, dass dein Bruder sich am Kopf verletzt hat. Alle Jungs rennen und jagen einander, und solche Dinge passieren eben. Es hättest genauso gut du sein können.“
Hoffnungsvoll sah Mikey ihn an. „Wirklich?“
„Du hast alles getan, was du tun konntest. Du hast deine Eltern geholt, ohne ihre Einwilligung hätten wir nicht so schnell operieren können.“
Mikey schniefte und rieb sich über das Gesicht. „Ich bin gerannt, ich sollte schnell Hilfe holen.“
Stefano nickte und klopfte ihm auf die Schulter. „Gut gemacht. Dein Bruder ist stark, und er hat dich.“
Sie sahen zu, als der Hubschrauber abhob. Chris’ Eltern kamen und bedankten sich bei Kiki, Will und Stefano und gingen dann an Land, wo ein Taxi wartete, um sie ins
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