Julia Extra Band 368
schmalen Augen sah Stefano sie an. „Du bist wütend? Auf mich?“
„Weißt du, was ich ihnen erzählt habe?“
Er schüttelte den Kopf, und Kiki traten die Tränen in die Augen. Schnell wandte sie sich ab und sagte nichts mehr, die Worte wollten ihr einfach nicht über die Lippen kommen.
Stefano folgte ihr zum Ausgang. Er wusste nicht, was er tun sollte. Er sah, dass Kiki aufgebracht war. Hatte er zu viel von ihr verlangt? Aber er hatte einfach operieren müssen. Natürlich war sie an solche Auftritte nicht gewöhnt. Und doch meisterte sie alles, worum er sie bat, vorzüglich. Aber zu welchem Preis?
Fluchtartig verließ Kiki die Klinik. Während Stefano einigen Bekannten zunickte, hielt er nur mühsam mit ihr Schritt. An seinem Auto blieb sie stehen und drehte sich zu ihm um. Der Ausdruck in ihren Augen ließ ihn zurückweichen.
„Weißt du, was du heute von mir verlangt hast?“
Er wollte es jetzt gar nicht wissen, weil es bestimmt nicht schön werden würde. Stefano öffnete ihr die Tür. „Steig erst mal ein.“
Kiki zögerte, aber zu seiner Erleichterung gehorchte sie. Dann saßen sie dort, und er konnte ihre Erregung spüren.
„Lass uns noch ein paar Minuten warten, dann sind wir unter uns. Ich will mich auf dich konzentrieren können.“
Kiki nickte, und Stefano fuhr los, bis sie eine Aussichtsbucht mit Blick auf die Olivenhaine erreichten. Dort stellte er den Motor aus und drehte sich zu Kiki um.
Endlich fand sie die richtigen Worte, und die trafen ihn wie Pistolenkugeln.
„Seit gestern Morgen gehört mein Leben nicht mehr mir.“ Kiki holte tief Luft. „Du hast mir viele Dinge vorgeworfen, alle zu Unrecht, und setzt mich ständig ungewohnten Situationen aus.“
Sie hatte recht. Am Abend zuvor war ihm bewusst geworden, was er ihr zumutete, und doch hatte sie alles für ihn getan. Je mehr er darüber nachgedacht hatte, desto deutlicher hatte er erkannt, wie sehr er sie im Stich gelassen hatte.
Er hatte alle Vorwürfe verdient. Am liebsten hätte er sich entschuldigt, sie in die Arme genommen und getröstet, aber die Eiseskälte zwischen ihnen hielt ihn zurück.
„Was ist da drin passiert?“
Kiki deutete auf seinen Kopf. „Was ist da drin passiert? Warum kannst du mir nicht vertrauen?“ Frustriert schüttelte sie den Kopf. „Du schätzt mich so gering …“
„Nein.“
„Doch“, beharrte Kiki. „Du denkst lieber, dass ich eine Frau bin, die scheitert, als eine, die Erfolg hat. Ich schaffe alles.“ Traurig sah sie ihn an. „Ich schaffe alles ohne dich, Stefano.“
„Das hast du bewiesen.“ Stefano sah sie an. „Du hast meine Hoffnungen nie enttäuscht. Es ist genau andersrum.“
„Warum?“
Stefano wusste es nicht. Kiki rutschte so weit von ihm weg wie möglich. Er durfte sie jetzt nicht anfassen, das machte sie mehr als deutlich.
Blicklos sah Kiki durch die Scheibe. „Ich war heute für fremde Frauen in einer Weise da, wie du es nie für mich warst. Da ist mir bewusst geworden, wie sehr du mich enttäuscht hast. Was für eine Verschwendung. Das macht mich wütend.“ Frustriert schüttelte sie den Kopf. „Ich habe mehr gegeben, als ich mir je hätte träumen lassen. Ohne jede Hilfe von dir. Wieder und wieder musste ich meinen Schmerz öffentlich machen – und weißt du was? Ich kann nicht mehr.“
Kiki hatte recht.
„Das werde ich auch nicht mehr von dir verlangen.“
Tränen traten ihr in die Augen, und er spürte ihren Schmerz wie seinen eigenen. Schließlich hob sie das Kinn. Ihre Stärke erstaunte ihn immer wieder.
„Du hast überhaupt nicht gemerkt, was ich von dir brauche. Gerade heute.“
Stefano war verwirrt. „Warum heute?“
Erst antwortete sie nicht, und fast hätte er nicht gemerkt, dass es um etwas Wichtiges ging.
„Weil es herzzerreißend ist, ein Baby zu verlieren. Heute hätte es auf die Welt kommen sollen.“
„Heute?“ Endlich verstand Stefano. Er sah Kiki an, und ihm wurde bewusst, dass es seine Schuld war, dass er nicht nur das Kind, sondern auch diese Frau verlor. Und das, obwohl ihm gerade klar geworden war, wie sehr er sie brauchte.
Er wollte Kiki nicht verlieren.
Er konnte es nicht. Stefano hatte Angst, dass er sie damit endgültig von sich gestoßen hatte. Vielleicht war es an der Zeit, sich seinen eigenen Ängsten zu stellen, sonst verlor er das Beste, was ihm je im Leben passiert war. Er streckte die Arme nach ihr aus, und zu seiner Erleichterung wich sie diesmal nicht zurück.
Sanft umfasste Stefano ihr Gesicht und sah
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