Julia Extra Band 368
sah in einer Ecke der Veranda ein älteres Paar, das sich gerade leidenschaftlich küsste. Selbst auf die beträchtliche Entfernung konnte man deutlich sehen, wie die beiden förmlich aneinander klebten und wie der Mann provokativ nach dem Po der Frau griff.
„Um Himmels willen!“, stöhnte Katie.
„Dann ist das wohl nicht Alex’ Mutter, was?“, erkundigte Jackson sich sarkastisch.
„Nein. Das ist definitiv Tante Tully. Was sollen wir tun?“
„Sie sind erwachsen.“
Katie sah ihn an. „Du meinst, es ist nicht unsere Angelegenheit?“
„Ganz genau.“
„Dann machen wir uns unauffällig aus dem Staub?“
„Eine großartige Idee!“ Jackson nahm ihre Hand und zog sie mit sich fort.
Doch anstatt ins Hotel zurückzugehen, führte er sie um das Gebäude herum in den Rosengarten auf der anderen Seite. Ein kleiner Pavillon mit zierlichen Stühlen und einer Bank lud zum Verweilen ein.
Jackson wartete, bis Katie sich auf die Bank gesetzt hatte, und holte sich dann einen Stuhl heran. Er legte ihre Füße auf seinen Schoß, zog ihr die Schuhe aus und begann, ihre Zehen zu massieren.
„Wie geht es deinem Knie?“
„Gut. Es tut noch ein bisschen weh und ist etwas steif, aber es geht schon.“ Besorgt warf Katie einen Blick über Jacksons Schulter hinweg in Richtung Hotel. „Ich weiß nicht, ob es richtig war, Tully und Bruce sich selbst zu überlassen.“
„Willst du dich wirklich in diese Angelegenheit einmischen?“
„Nein. Aber Alex’ Mutter wird furchtbar wütend sein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, nicht wütend. Sie wird verletzt sein.“
„Glaubst du, es ist das erste Mal?“
Katie sah ihn an. „Also für Tully definitiv nicht. Sie ist die fleischgewordene Femme fatale und verführt ständig irgendwelche Männer.“
„Verführen würde ich das nicht nennen. Denn das hört sich so an, als seien die Männer ihre Opfer – aber das sind sie nicht. Sie lassen sich alle bereitwillig darauf ein und sollten folglich auch die Verantwortung dafür übernehmen.“
Aus diesem Blickwinkel hatte Katie es noch nie betrachtet. „Du hast recht. Wir sagen immer alle, dass Tully so eine Art Naturkatastrophe ist, der kein Mann sich entziehen kann.“
„Also mir ist das ganz gut gelungen.“
„Du bist eben anders.“
„Nein, ich hatte nur Angst vor ihr.“
Katie lachte. „Willst du damit sagen, dass sie nicht dein Typ ist?“
„Sie machte den Eindruck, als wollte sie mich mit Haut und Haaren verspeisen. Ich wäre ihr einfach nicht gewachsen.“ Er massierte noch immer sanft Katies Füße.
Nur zu gern hätte Katie ihm gesagt, wie es um sie stand. Doch es war unmöglich, ihm zu gestehen, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Bestimmt wäre er völlig schockiert und würde vor Schreck die Flucht ergreifen. Und das war nun wirklich das Letzte, was sie wollte.
„Ich bin überzeugt davon, dass du mit Tully fertig werden würdest“, erklärte sie.
„Vielen Dank für dein Vertrauen in meine Fähigkeiten, aber ich bin nicht interessiert. Ich bleibe lieber bei dir.“
„Sehr gute Antwort!“
10. KAPITEL
Nachdem er ihr einige wundervolle Minuten lang die Füße massiert hatte, streifte Jackson Katie die Schuhe wieder über und setzte sich neben sie auf die Bank. Er legte seinen Arm um ihre Schultern, und sie kuschelte sich eng an ihn.
Er war so schön warm, und sie fühlte sich wunderbar geborgen.
„Erzähl mir, wo du lebst“, bat sie.
„Ganz in der Nähe von Los Angeles.“
„Nicht im Silicon Valley?“
„Nein, dieses Klischee wollte ich vermeiden. Das Angebot an hoch qualifizierten Leuten ist in L.A. einfach besser; deshalb ist mein Firmensitz dort.“
„Lebst du schon lange da?“
„Seit sieben Jahren. Aber wir denken gerade darüber nach, die Firma in eine ruhigere Gegend umzusiedeln. Fast alle meiner Mitarbeiter haben inzwischen Kinder und möchten deshalb lieber im Grünen leben. Früher haben wir uns über die neuesten Entwicklungen auf dem Computerspiel-Markt unterhalten, doch heute geht es fast nur noch um die besten Schulen und Kindergärten.“
In Katie regte sich eine leise Hoffnung. Würde er Fool’s Gold wohl auf die Liste der potenziellen Standorte setzen?
„Und welche Städte stehen in der engeren Wahl?“
„Bis jetzt noch keine. Wir haben gerade erst angefangen, uns umzusehen. Was ist mit dir? Du hast gesagt, du seist sehr heimatverbunden. Willst du für immer hierbleiben?“
„Ja. Ich bin zwar zum Studieren fortgegangen, aber ich wollte immer
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