Julia Extra Band 368
Pferdes verschmolz er mit dem Tier zu einer unschlagbaren Einheit.
Die Sonne versank langsam hinter der Bergkette, und der Himmel färbte sich in glühendem Orange und Violett. Zahir konnte Katherine klar vor sich erkennen. Sie wirkte fast zerbrechlich auf der großen Stute, doch der Eindruck täuschte. Katherine war alles andere als zerbrechlich, sie erschien ihm wie die personifizierte Stärke.
Dieses Rennen würde sie dennoch nicht gewinnen.
Zahir überholte sie in letzter Minute, und mit einem scharfen Fluch zog Katherine die Zügel an. Das Haar hing ihr wild ums Gesicht, ihre Wangen wirkten erhitzt und rosig.
„Oh, das haben Sie genau geplant, nicht wahr?“ Sie war außer Atem und lachte trotzdem.
„Natürlich.“ Er glitt aus dem Sattel und verzog kurz das Gesicht, als seine Füße den felsigen Boden berührten. Hier gab es kaum Sand, seinen Beinmuskeln fehlte der weichere Untergrund.
Katherine stieg ebenfalls ab und schüttelte ihre wirre Mähne zurück. Der Duft von Vanille schwebte plötzlich in der Luft. Zahir traf es wie ein Schlag in den Magen.
„Natürlich“, wiederholte sie mit einem Lächeln. „Nun, wären wir bei mir zu Hause, hätte ich es wahrscheinlich genauso gemacht.“
„Apropos zu Hause …“ Angestrengt ignorierte er das Ziehen in seinen Lenden, das noch schmerzhafter war als die verspannten Beinmuskeln. „Ich möchte Ihnen etwas zeigen.“
Das hatte eigentlich nicht mit zu seinem Plan gehört, aber da sie sowieso schon hier waren … Sie würde es sehen wollen, schließlich hatte sie Malik gekannt. Solche Menschen gab es nur noch wenige in seinem Leben.
Es gab nur noch wenige Menschen in seinem Leben, Punkt. Wenn jemand außer ihm davon wusste, dann würde die Erinnerung vielleicht länger überleben. Und vielleicht wöge sie dann nicht so schwer auf seinen Schultern.
Sie banden die Pferde fest, dann folgte Katherine Zahir. Das Zusammensein mit ihm war eine außergewöhnliche Erfahrung. Aufreibend, faszinierend, erregend. Sie kannte niemanden wie ihn. Malik war auf jeden Fall ganz anders gewesen – amüsant, mit einem sonnigen Gemüt, während Zahir schon vor fünf Jahren den Eindruck eines eher ernsten, in sich gekehrten Mannes gemacht hatte.
Er führte sie zu einer Felsengruppe, die bizarr in dieser ebenen Landschaft anmutete. Ein Spalt zwischen den Felsen war gerade groß genug, dass sie hindurchschlüpfen konnten.
„Wo sind wir hier?“ Katherine sah sich um und entdeckte üppiges Grün. Die Felsen boten Schatten, und Wasserrinnsale flossen an den Steinwänden herab.
„Das ist Amal, die Oase der Hoffnung. Sie ist der Grund, weshalb meine Vorfahren sich in dieser Gegend niedergelassen haben. Wochenlang waren sie in der Wüste unterwegs gewesen, dann fanden sie diesen Ort hier, der ihnen Schutz vor der Sonne und Wasser bot.“
„Und sie bauten einen Palast und eine Stadt“, ergänzte Katherine.
„Die Stadt kam zuerst. Die Oase war immer ein besonderer Ort für unsere Familie. Malik und ich kamen früher oft zum Spielen her.“
Sie konnte es sich gut vorstellen – zwei unbeschwerte Jungen, ohne eine einzige Sorge auf der Welt. „Damals muss vieles leichter gewesen sein.“
Zahir zuckte mit den Schultern. „Ja und nein. Mir war immer klar, dass Malik eines Tages eine schwere Verantwortung übernehmen würde. Und ich war dankbar dafür, dass ich nicht an seiner Stelle war.“ Er lachte hart auf. „Manchmal frage ich mich, ob mir das Schicksal nicht absichtlich einen bösen Streich gespielt hat. Ich war so froh, dass mein Bruder die Regentschaft übernehmen würde.“ Er räusperte sich. „Ich war Offizier beim Militär. Ich hätte die Zeichen erkennen müssen. Ich weiß, was Krieg ist, normalerweise fühle ich es instinktiv, wenn Gefahr aufzieht. Doch an jenem Tag … Es war, als hätten wir alle Scheuklappen getragen. Aber gerade mir hätte das nicht passieren dürfen.“
„Sie konnten es doch nicht wissen, Zahir.“
„Vielleicht nicht. Doch manchmal denke ich noch immer, dass ich es hätte aufhalten können. Und alles nur wegen der Macht. Diese Narren! Macht ist so leer, so bedeutungslos.“
„Nicht, wenn man sie richtig einsetzt.“
„Das tun die wenigsten. Sind Sie nicht deshalb hier? Weil Sie glauben, Alexander beschützen zu müssen? Denn die meisten Menschen würden alles tun, um an viel Macht zu kommen.“
„Aber die, die die Macht nicht wollen, wissen sie am besten zu nutzen. Deshalb sind Sie ein so guter Herrscher, Zahir.“
„Wie
Weitere Kostenlose Bücher