Julia Extra Band 368
von Reportern vor den Palasttoren?“
„Mein Vater …“ Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht. „Die Publicity wird ihm wichtig sein. Es ist eine Botschaft an John. Um ihn wissen zu lassen, dass sich seine Hoffnungen auf den Thron endgültig zerschlagen haben.“
Sie musterte Zahir, sah den gehetzten Ausdruck in seinen Augen, und das Schuldgefühl versetzte ihr einen scharfen Stich. Helfen konnte man es sicherlich nicht nennen, was sie ihm hier antat. Sie zerrte ihn geradewegs in seine persönliche Hölle. Etwa nur, um sich in dem Gefühl sonnen zu können, ihr Ziel erreicht zu haben?
Nein, denn es war wichtig. Der Thron war jetzt sicher vor John. Doch die Tatsache, dass Zahir da mit hineingezogen werden musste …
Sie überlegte. „Wir können sie wegschicken.“ Sie beobachtete ihn, wie er dastand: gerade Schultern, blitzende Augen, die Hände zu Fäusten geballt.
„Nein“, sagte er harsch.
„Oder wir ignorieren sie einfach.“ Das wäre auch eine Lösung. Sie sah es vor sich: Sie nahmen den hinteren Ausgang, ritten zur Oase der Hoffnung, weg von allem …
„Nein. Wir werden eine offizielle Erklärung abgeben.“ Er ließ einen abschätzenden Blick über sie wandern. „Mach dich zurecht. In zwanzig Minuten treffen wir uns in der Halle.“
Katherine erschien sogar einige Minuten früher. Das Haar hatte sie aufgesteckt, sie trug ein sonnengelbes Kleid mit einem breiten weißen Gürtel. Sie hatte es ausgewählt, weil ihr das Kleid vielleicht dabei helfen würde, sich selbstbewusster zu fühlen … Nicht so, als führte sie Zahir zu seiner eigenen Exekution.
Und da kam er auch schon … in weißen Leinenhosen und einer sandfarbenen Tunika, die seine breiten Schultern betonte. Sein Haar wirkte, als hätte er es nur mit den Fingern gekämmt. Viel Mühe hatte er sich nicht gegeben. Er sah eher aus wie ein Mann, der nicht hier sein wollte.
Aber er war gekommen, das war alles, was zählte. Und es bewies seinen unglaublichen Mut.
„Bereit?“, fragte er sie.
„Ich …“, setzte sie zögernd an, dann, auf seinen mahnenden Blick hin fester: „Ja. Was genau werden wir sagen?“
„Dass wir heiraten.“ Er drehte sich um und ging auf das Portal zu. Er hielt sich sehr gerade und zog sein verletztes Bein nur unmerklich nach.
Katherines Herz floss über. Sie konnte fühlen, welche Anstrengung es ihn kostete, so gefasst und mit hoch erhobenem Kopf auf die Tür zuzugehen. In diesen wenigen Schritten spiegelte sich der größte Triumpf eines Menschen, den Katherine je miterlebt hatte.
Zwei Wachen zogen das Portal auf und traten mit ihnen nach draußen. Die Presseleute drängten sich vor den Palasttoren, das Blitzlichtgewitter war schon losgegangen, sobald sich die schweren Türen bewegt hatten. Katherine sah, wie Zahir kurz das Gesicht verzog, doch ansonsten blieb seine Miene ausdruckslos, seine Haltung stocksteif.
„Wir müssen das nicht tun, Zahir“, flüsterte sie. „Wir können auch einen Repräsentanten …“
„Ich bin kein Feigling, Katherine … was immer sonst ich auch sein mag.“
Sie nickte und beeilte sich, an seine Seite zu kommen.
„Drei Fragen können Sie stellen“, richtete Zahir sich an die sensationslüsternen Reporter, als sie vor dem geschlossenen eisernen Tor ankamen. Mit vor der Brust verschränkten Armen blieb er reglos stehen. Die Fragen waren so oder so nebensächlich. Die Meute war viel zu fasziniert, endlich Fotos von dem Biest von Hajar schießen zu können, dem Biest, das sich seit Jahren in seiner Höhle, dem Palast, einschloss.
„Ist es wahr, dass Sie Prinzessin Katherine, Scheich Maliks Verlobte, heiraten werden?“
„Nein. Prinzessin Katherine ist nicht Maliks Verlobte. Mein Bruder ist tot. Ich heirate meine Verlobte.“ Er donnerte die Worte heraus. Schweißperlen begannen sich auf seiner Stirn zu bilden. Katherine strich leicht mit den Fingerspitzen über seinen Arm, und er entspannte sich.
„Wann soll die Hochzeit stattfinden?“
„In einem Monat. Noch eine Frage.“
„Prinzessin Katherine! Wie ist es, mit dem Biest zu schlafen?“
Wut schoss in Katherine auf. „Ich werde nicht auf Ihr Niveau herabsinken und eine solche Frage beantworten“, erwiderte sie klirrend kalt. „Nur so viel möchte ich sagen: Es ist ein Verlust für alle Frauen, dass ich Treue von meinem Ehemann erwarte und auch erhalten werde.“
„Das ist dann alles.“ Zahir verschränkte die Finger mit ihren, gemeinsam gingen sie in den Palast zurück.
Sobald sich die Türen
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