Julia Extra Band 368
wusste natürlich, dass Männer keine tiefen Gefühle brauchten, um körperlich erregt zu sein. Doch im Moment konnte auch sie selbst nicht sagen, was sie für ihn empfand. So, wie sie auf ihn reagiert hatte …
Da war irgendetwas … Aber was?
Sie dachte an den Tag auf dem Markt zurück. Der Blick in seinen Augen war der eines gehetzten Tieres gewesen. Als sie die Hand an seine Wange gelegt hatte, da hatte sich sein Blick wieder geklärt. Das war der Moment gewesen, in dem sich etwas in ihr gerührt hatte. Seither wurde das Gefühl immer stärker … erst in der Oase, dann beim Tanz mit ihm, schließlich der Kuss …
Es war kein Vergleich zu den wenigen zurückhaltenden Küssen mit Malik. Sie und Malik hatten nach einer Verbindung, nach Leidenschaft zwischen ihnen gesucht, und Katherine war sicher, mit der Zeit wäre es ihnen auch gelungen, diese herzustellen, aber … In Zahirs Armen war sie von einer Sekunde auf die andere in Flammen aufgegangen.
Sie brannte noch immer.
Rastlos wälzte sie sich auf ihrem großen Bett herum, ein feiner Schweißfilm überzog ihre Haut. Noch immer konnte sie Zahirs Hände auf ihrem Körper fühlen, sie schmeckte seinen Geschmack in ihrem Mund. Allein bei dem Gedanken an ihn begann ihre Haut erneut zu glühen.
Sie blinzelte und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihr iPad. Ihr Schneider hatte ihr einige faszinierende Entwürfe von Brautkleidern geschickt. Eigentlich war es gleich, welches davon sie tragen würde, aber für ihn und den Designer wäre es eine hervorragende Publicity. Also war es in gewisser Hinsicht doch nicht egal. Sie runzelte die Stirn. Für alles, was sie tat, suchte sie nach einer Berechtigung, nach einem Sinn.
Katherine rollte sich auf den Rücken und schob das iPad von sich. Sollte Kevin das Kleid für sie aussuchen, ihr war es nicht wichtig. Zahir würde die Hochzeit so oder so am liebsten ausfallen lassen. Was interessierte ihn da, welches Kleid sie trug, wenn sie bei der Trauung auf ihn zuschritt?
Diese Heirat hatte keine tiefere Bedeutung. Sie war nur wegen des Stück Papiers wichtig, das sie beide unterzeichnen würden. Eine angemessene Zeit später würden sie ihre Unterschriften auf andere Dokumente setzen, und damit wäre ihre Union auch schon wieder gelöst.
Die Entscheidungen für die Menüplanung und die Dekoration würde sie einfach dem Koordinator überlassen, da würde sie sich gar nicht bemühen. Wozu auch?
Schließlich war es durchaus möglich, dass ihr Bräutigam es nicht schaffte, so lange vor dem Altar stehen zu bleiben, bis sie die Ringe getauscht hatten – wenn ihn einer von diesen Flashbacks überkam.
Bisher hatte er sich allerdings gut gehalten. Die letzten beiden Tage – seit dem Kuss – waren sie nicht mehr in die Stadt gefahren. Doch auf den Fahrten davor war seine Anspannung nicht mehr so offensichtlich gewesen, wenn sie sich einen Weg durch die Menge gebahnt hatten. Er war immer lockerer geworden.
Ginge es nicht darum, wärst du dann gekommen?
Nein.
Die Worte liefen immer und immer wieder in ihrem Kopf ab, mit jedem Mal klangen sie verletzender und schriller. Natürlich hatte sie ursprünglich keinen anderen Grund gehabt, nach Hajar zu kommen, doch in dem Moment musste es ihm wie kalte Zurückweisung vorgekommen sein.
Und so hatte sie es auch gemeint – wenn auch nur aus reinem Selbstschutz. Viel zu leicht hätte sie sich in seinem Kuss verlieren können, in der Leidenschaft und dem Verlangen, und dann hätte sie vergessen, dass es sich bei der Heirat nur um ein befristetes Arrangement handelte. Dass Zahir keine Gefühle für sie empfinden konnte. Dass es, selbst wenn sie sich von der Leidenschaft hätte mitreißen lassen, nicht für immer sein konnte.
„Das will ich sowieso nicht“, sagte Katherine laut in den leeren Raum hinein. Schließlich steuerte sie auf das Licht am Ende des Tunnels zu. Nur … als sie jetzt die Augen schloss, sah sie kein Licht, sondern das Gesicht eines Mannes, dessen dunkle Augen eine Verzweiflung widerspiegelten, die tief aus seiner Seele zu kommen schien.
„Katherine.“
Zahirs sonore Stimme riss sie aus wirren Träumen zurück in die Wirklichkeit. Die Nachmittagssonne fiel durch die Fenster auf ihr Bett und färbte ihre Hand, die über die Kante hing, grellrosa.
Sie zog die Hand zurück und setzte sich auf. „Ja?“ Ein Blick auf ihn reichte, und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Er war so groß, seine Präsenz so überwältigend …
„Warum steht da eine ganze Armee
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