Julia Extra Band 368
seine Narben fühlten sich rau an auf ihrer Haut. Doch es fühlte sich auch richtig an. Es fühlte sich an wie Zahir.
„Wir haben es geschafft“, flüsterte er ihr ins Ohr.
„Du hast es geschafft“, verbesserte sie.
„Ich habe dich angesehen.“
Sie wiegten sich zu der langsamen Melodie, und Katherine musste gegen die Flutwelle von Gefühlen ankämpfen, die sie mitreißen wollte. Sie spürte Zahirs Herzschlag an ihrer Brust, noch nie hatte sie sich einem anderen Menschen so nahe gefühlt. Sie wusste nicht, was das bedeutete, und sie wollte auch nicht darüber nachdenken. Nicht jetzt.
Viel zu schnell setzte die Musik aus, und Zahir ließ die Arme sinken. Wäre es möglich, einen Moment in der Zeit einzufrieren, dann hätte Katherine diesen gewählt – sie wollte für immer in seiner Umarmung verharren. Was die Hochzeit anbetraf, so hatte sie ihr Ziel erreicht. Sie konnte sich entspannen und den Moment genießen.
„Ich brauche etwas zu trinken“, sagte sie, als sie die Tanzfläche verließen. „Du auch?“
„Ich lasse mich gern bedienen.“
So wie er es sagte, zusammen mit dem Ausdruck in seinen dunklen Augen … Spielte er damit auf die bevorstehende Hochzeitsnacht an? Katherines Puls begann zu rasen. Falls ja, so würde sie ihn nicht zurückweisen, im Gegenteil. Er war bereits ein Teil von ihr, mit ihr verbunden, so wie die Sandkörner in der Vase.
Auf dem Weg zum Champagnerbrunnen winkte Katherine einer Gruppe von Frauen zu, mit denen sie auf dem Internat gewesen war.
„Katherine …“ Eine der Frauen – Katherine erinnerte sich nicht mehr an den Namen – löste sich aus der Gruppe und kam auf sie zu. „Du wirst doch hoffentlich nicht in Hajar leben, oder?“
Katherine runzelte leicht die Stirn. „Doch, sicher. Natürlich werden wir immer wieder herkommen.“ Schließlich musste Zahir seine Pflichten als Regent erfüllen. Alles andere würde sich wohl per Mail oder telefonisch erledigen lassen, Altina hatte eine stabile Regierung und ein solides Parlament.
Die andere kniff die Augen zusammen. „Musst du dich dort nicht verschleiern?“
„Nein, die Frauen in Hajar tragen keine Schleier.“
Aus der Gruppe ertönte ein schnaubendes Lachen. An den Namen der Frau konnte Katherine sich erinnern – Ann war schon damals boshaft gewesen.
„Es sind wohl auch nicht die Frauen, die besser Schleier tragen sollten.“
Katherine versteifte sich vor Wut. Die hässliche Bemerkung hatte sie direkt ins Herz getroffen. Sie wollte die andere Frau verletzen, so wie sie verletzt worden war, doch im Beisein der anwesenden Presse konnte sie es sich nicht erlauben, ausfallend zu werden.
„Offenbar hast du nie Erfahrung mit Sexappeal gemacht, Ann.“ Katherine hielt ihre Stimme so gelassen wie möglich. „Mein Ehemann besitzt davon mehr als genug.“
„In diesem Falle“, konterte Ann sofort, „solltest du hoffen, dass du deinen Mann halten kannst. Ich kann mich noch gut an unsere Schulzeit erinnern. Glaub mir, Herzchen, es ist nicht sehr sexy, wenn man immer nur Regeln befolgt. Eine brave Jungfrau wie du wird das Interesse eines erfahrenen Lebemannes nicht lange fesseln können.“
Zu dem wachsenden Ärger gesellte sich jetzt auch noch Unsicherheit. Katherine wusste, Ann stichelte nur, sie war schließlich nie anders gewesen. Dennoch hatte die Bemerkung sie getroffen. Unwillkürlich musste sie daran denken, wie leicht es Zahir gefallen war, einfach zu gehen, nachdem er ihren Körper liebkost und sie weit über die Grenzen von Verstand und Logik hinaus in einen Strudel der Lust getrieben hatte.
Da riss Ann erschrocken die Augen auf. Katherine drehte sich um – und prallte gegen Zahirs harte Brust. Die Finger um ihren Oberarm geklammert, zog er sie noch enger an sich. Er erinnerte Katherine an den Tag auf dem Markt, doch als sie in seine glühenden Augen blickte, wusste sie, dass er fest in der Gegenwart verankert war. Nur sah er keineswegs glücklich aus.
„Da Sie meine Frau beleidigt haben, muss ich Sie auffordern, die Feier zu verlassen. Ich werde mir nicht die Mühe machen, die Wachen zu rufen, sondern Sie selbst hinausführen.“
„Ist schon in Ordnung, Zahir“, mischte Katherine sich ein. Sie kannte es nicht, dass jemand für sie einstand. Es erfüllte sie mit einer Wärme, die Anns Gift vertrieb.
„Bist du so weit, latifa ?“, fragte er.
Katherine konnte praktisch fühlen, wie dunkle Wellen der Wut von ihm ausgingen. Sacht streichelte sie seinen Arm. „Ja.“
Fanfaren
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