Julia Extra Band 368
sie in die Leinenhose und ihre weiße Bluse.
In die zerknitterte Leinenhose, die etwas schmuddelige Bluse. Ja, frisch wie ein Gänseblümchen würde sie nicht sein, wenn Gil sie sah, aber es musste reichen.
Noch fuhr das Schiff, also blieb sie in der Kajüte und schwelgte in ihrer Wut und Selbstvorwürfen. Wäre sie nur nicht so dumm gewesen! Sollte sie Elaina anrufen? Nein, besser nicht. Sie könnte ihrer Schwester Dinge sagen, die sie später bereuen würde. Und der Kick in dieser Situation war, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte, weil sie den Sex mit Finn wirklich sehr genossen hatte.
Die. Ganze. Nacht. Lang.
Der Motor wurde langsamer, und Kimbers Puls beschleunigte sich. Sie trug ihren Koffer die Treppe hinauf, ignorierte Finn und blickte über die Reling. Vor ihr lag ein Hafen, und dort stand ein Schild – Male. Sie nahm ihr Telefon heraus, um Gil anzurufen, als sie ihn im selben Moment auf der Kaimauer entdeckte.
Diese karierten Shorts würde sie überall erkennen.
Kimber stellte den Koffer ab und winkte mit beiden Armen. Gil sah sie und winkte zurück. Sie spürte Finns Blick in ihrem Rücken, aber sie war nicht bereit, sich umzudrehen. Nein. Sie würde ihm keine Chance geben, sich zu entschuldigen. Egal, ob er seine Lügen bereute – sie wollte ihn nie wiedersehen.
Finn geriet langsam in Panik. Schlimm genug, dass Kimber ihn hasste, weil er sich auf den Wunsch ihrer Schwester eingelassen hatte. Aber er wollte nicht, dass sie von Bord ging und glaubte, der Sex wäre nur ein Teil des dummen Spiels gewesen. Ihr Freund wartete am Kai, winkte ihr, und sie würden gleich anlegen.
Er musste etwas tun, und zwar schnell. Also stellte er den Motor aus, um das Schiff die letzten zwanzig Meter treiben zu lassen.
Dann verließ er das Cockpit und ging zum Bug, wo Kimber an der Reling stand. Er griff nach der Festmacherleine und rollte sie aus, um sie ihrem Freund zuzuwerfen, wenn sie näher kamen. Jetzt waren es noch fünfzehn Meter.
„Kimber, es tut mir leid, was ich getan habe. Ich hätte die Sache beenden müssen, bevor wir … bevor ich …“ Er seufzte. „Was ich dir sagen möchte, ist, dass mir die letzte Nacht unendlich viel bedeutet hat.“
Kimber blickte ihn an. Sie gab keinen Ton von sich, doch zumindest hörte sie ihm zu. Noch zehn Meter.
„Bleib bei mir“, bat er. „Ich weiß … du hast keinen Grund, mir zu glauben, aber ich bin verrückt nach dir, Süße. Ich hab keine Ahnung, was wir gemeinsam alles erleben werden. Doch was immer es ist, es wird fantastisch sein.“
Sie befeuchtete sich die Lippen. „Das ist alles? Mit den Worten willst du mich zu dir nach Dubai locken?“
Noch fünf Meter. Er schluckte nervös. „Ich fürchte, ja.“
„Werfen Sie die Leine rüber!“, rief Gil.
Kimber wandte sich zur Seite. „Ich nehme an, Elaina wird dir alle Kosten erstatten. Mach’s gut, Finn.“
Voller Enttäuschung warf er die Leine zur Kaimauer, wo Gil sie geschickt auffing. Ihr Freund war ein geschniegelter Typ in karierten Shorts und weißen Laufschuhen. Er schien erleichtert und glücklich zu sein, Kimber zu sehen. Er griff an die Reling, zog das Boot dichter an die Kaimauer, damit Kimber aussteigen konnte.
Sie schmiegte sich an seine Brust, und er umarmte sie innig. Dann nahm er ihr den Koffer ab und führte sie zu einem Wassertaxi, mit dem sie davonpreschten. Zu einer der vielen kleinen privaten Inseln, auf denen es exklusive Hotelanlagen gab. Wo Gil ihr heute einen Heiratsantrag machen würde!
Finn ertrug es kaum. Er fühlte sich so elend. Endlich hatte er die richtige Frau gefunden – schön, herzlich, humorvoll, sexy –, und er hatte sein Glück vermasselt.
„Nach zwei Tagen …“, sagte Gil und drückte ihre Hand. „Ich kann es kaum glauben, dass du endlich da bist.“
„Verstehe ich“, murmelte Kimber, wobei das laute Motorengeräusch des Wassertaxis ihre Stimme übertönte.
„Ich bin dir auch nicht mehr böse. Ich weiß, du kannst es nicht lassen, Dinge zu tun, die mich verrückt machen. Aber ich bin bereit, darüber hinwegzusehen.“
Wie großzügig. Er klang so gönnerhaft! Kimber musterte das Gesicht ihres langjährigen Freundes … und begriff mit einem Schlag, dass er nicht der Mann war, der ihr Herz wild pochen ließ.
„Gil, wir müssen reden.“
„Warte!“, rief Gil und griff in seine Hosentasche. „Ich habe hier etwas für dich, das ist jetzt wichtiger.“ Er hielt eine kleine blaue Schachtel von Tiffany hoch, dann klappte er den Deckel auf
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