Julia Extra Band 368
Dreivierteljahr verheiratet. Theros hat sich die Kreuzfahrt gewünscht.“
Will zuckte die Achseln. „Und warum ist dann sein Bruder dabei? Er ist der Thronerbe, für einen Aufseher ein bisschen überqualifiziert, oder?“
Kiki dachte nach. „Jedem ist der Ruf seiner Familie wichtig, einer königlichen Familie wahrscheinlich erst recht.“ Sie wusste nicht, wen sie damit überzeugen wollte, Will oder sich selbst. „Marlas Mann hatte offenbar schon Pech mit der Presse.“
„Pech, ja?“ Will winkte Ginger zum Abschied zu, ehe er die Praxis für den Tag schloss.
Kiki griff nach ihrer Tasche, aber Will hob die Hand.
„Eine Sekunde noch.“
Kiki sah sich um, und ihr sank das Herz in die Hose. Das hatte sie befürchtet.
Will kratzte sich am Kopf. „Was läuft da zwischen euch beiden?“
„Uns beiden?“, versuchte Kiki auszuweichen. Sie hatte doch so aufgepasst, sich nichts anmerken zu lassen.
Will schwieg geduldig, und Kiki wurde rot. Das Schweigen hielt an, bis Kiki es nicht länger ertrug. „Du meinst mich und Theros’ Bruder? Da ist nichts.“ Wie hatte Will das nur rausbekommen? „Ich weiß echt nicht, was du meinst.“
Rasch wandte sie sich ab und schaltete einen Computer aus, den sie vergessen hatte. Aber gleichzeitig überwältigten sie die Erinnerungen, die sie bislang verdrängt hatte. Schnell konzentrierte sie sich auf ihre Füße. Sie würde nicht die Beherrschung verlieren. Schließlich drehte sie sich wieder zu Will um, der sie mit leicht zur Seite geneigtem Kopf beobachtete.
„Komm schon. Ich mag ja sonst nicht viel mitkriegen, aber die Luft zwischen euch war wie elektrisiert, und der Kerl hat deinen Hals betrachtet wie Dracula auf Diät. Nick hat nie erwähnt, dass du jemand Blaublütiges kennst.“
Weil sie niemandem von ihrer Dummheit erzählt hatte, nicht einmal ihrem Bruder. „Nick hat nichts damit zu tun.“ Wenn er wüsste, was Stefano seiner kleinen Schwester angetan hatte, würde er Blut sehen wollen. „Stefano ist Facharzt für Chirurgie, wir haben kurz in Sydney zusammengearbeitet.“
„Du hast mit einem Prinzen zusammengearbeitet?“
Will sah sie neugierig an, und Kiki hatte das Gefühl, als würden die Klinikwände sie einschließen. Sie wollte nicht an die Zeit mit Stefano denken, geschweige denn davon reden, aber ihr Kollege war nicht immer taktvoll.
So auch jetzt nicht. „Was ist passiert?“
„Nichts.“ Entsetzt merkte Kiki, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen.
„He, ich habe dich aus der Fassung gebracht.“ Will schüttelte den Kopf. „Tut mir leid. Aber du sollst wissen, dass ich immer da bin, wenn du jemanden zum Reden brauchst.“ Entschuldigend hob er die Hände. „Ich habe Nick versprochen, dass ich ein Auge auf dich habe.“
Sag Nick nichts . Aber wenn sie das aussprach, wäre es das Erste, was Will machen würde. „Ich bin erwachsen, Will. Ich möchte nicht darüber reden. Es ist auch nicht nötig.“
Das klang auch in ihren Ohren unglaubwürdig, und sie seufzte.
Rasch wandte sie sich ab und wischte eine Träne weg. „Tut mir leid – das ist jetzt ewig her.“
„Sag mir einfach Bescheid, wenn er dir das Leben schwer macht.“
Kiki nickte und ging rasch davon.
2. KAPITEL
In der folgenden Nacht hatte Kiki einen traurigen Traum. Stefano wandte sich von ihr ab und verließ sie.
Als sie schließlich aufwachte, war ihr Gesicht tränennass, und obwohl die Sonne schon hoch am Himmel stand, war sie so erschöpft, dass sie am liebsten weitergeschlafen hätte. Ihre Schicht begann an diesem Tag erst um elf, aber sie würde nicht wieder einschlafen können.
Durch das geöffnete Fenster hörte sie die Stimmen der Matrosen, die das Anlegemanöver in Neapel vorbereiteten. Seufzend drehte sie sich auf den Rücken und spürte, wie das Schiff sich ächzend gegen die Taue stemmte.
Dann fiel ihr die Latexepisode wieder ein.
Unwillkürlich musste sie lächeln und wusste, dass sie die Geschichte irgendwann ihrem Bruder erzählen musste, ohne dabei Namen zu nennen. Nick hatte einen Sinn fürs Skurrile.
Noch immer begriff sie nicht, was Stefano mit dem Urlaub seines Bruders zu tun hatte. Von dem Wenigen, das Stefano ihr über Aspelicus erzählt hatte, wusste sie, dass die winzige Insel einst die Heimat einer antiken griechischen Medizinschule gewesen war – ähnlich der auf Aspelius, das weiter im Süden lag – und dass sie sehr schön war und einen kleinen Hafen besaß.
Kiki hatte im Internet recherchiert und herausgefunden, dass die Kultur
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