Julia Extra Band 369
zur Antwort nur mit den Schultern. Dann ging sie hinüber zu einem der Ledersessel, setzte sich auf die Armlehne und blickte durch das runde Fenster aufs Meer hinaus.
Natürlich hatte sie gewusst, wo sich an Bord die Wechselkleidung für die weiblichen Gäste befand. Sie persönlich hatte sich einst, natürlich auf Cayos Anweisung, darum gekümmert, denn er bekam häufiger unerwarteten Damenbesuch.
Doch dann hatte sie vor der großen Auswahl an konservativen Kleidern, Blusen, Schuhen und Accessoires gestanden und ein plötzlicher Widerwillen war in ihr aufgestiegen. Sie hatte es einfach nicht über sich gebracht, in eines dieser Kleidungsstücke zu schlüpfen. Stattdessen hatte sie nach einer kurzen Dusche ihr Haar nur mit einem Handtuch getrocknet und es dann offen gelassen. Nun hing es in weichen Wellen um ihre Schultern. Danach hatte sie sich auf die Suche nach etwas Legerem zum Anziehen gemacht und eine weiße Jeans gefunden, die wie angegossen saß, und eine kurzärmlige blau-weiß gemusterte Bluse, die locker ihre Figur umspielte. Zusätzlich hatte sie sich noch ein hellgraues Tuch um die Schultern gelegt, um gegen die kühle Abendluft auf See gewappnet zu sein. Sie hatte sich nicht geschminkt und keine Schuhe an die Füße gezogen.
Sie sah aus … wie sie selbst. Endlich. Doch Cayo starrte sie an, als wäre sie ein Geist.
„Was bezwecken Sie, Miss Bennett?“ Seine Stimme klang wie ein Peitschenhieb und ließ ihr Herz wild schlagen. „Ist das vielleicht eine neue Methode, um meine Aufmerksamkeit zu erregen?“
„ Sie wollten mit mir sprechen, nicht ich“, entgegnete sie mit einem kühlen Lächeln, das so gar nicht die warmen Gefühle widerspiegelte, die sie noch immer für ihn empfand. „Und außerdem geht es mir nicht um Ihre Aufmerksamkeit, sondern um Ihren Respekt mir gegenüber. Es hätte mich daher sehr glücklich gemacht, wenn Sie meine Kündigung einfach akzeptiert hätten.“
Cayo zeigte keine Regung, nur ein Muskel seines Kiefers zuckte.
„Und wenn ich Ihr Gehalt verdreifache?“, fragte er herausfordernd. „Hatten Sie nicht erzählt, dass Sie nur in einem kleinen möblierten Zimmer zur Miete wohnen? Ich kaufe Ihnen eine Wohnung. Ein Penthouse, wenn Sie mögen. Egal wo in London. Sie entscheiden.“
Alles in ihr sehnte sich danach, sein verlockendes Angebot anzunehmen. Das würde wohl jedem so gehen. Er bot ihr ein völlig neues Leben. Ein sehr, sehr gutes Leben. Und das zum Preis eines Jobs, den sie im Grunde immer gemocht hatte, zumindest bis heute.
Aber … was dann? fragte sie sich. Wäre das nicht eine Art von Prostitution? Dann hätte er sie gekauft, zwar mit ihrer Einwilligung, aber dennoch gekauft. Wollte sie das wirklich? Er würde weiter ihre Dienste nutzen, und sie würde sich weiter nach ihm verzehren. Wie würde es ihr in fünf Jahren gehen? Wie in zehn? Sie sah sich schon selbst als alte Jungfer enden. Und wofür das alles? Nur für ein Penthouse, und um weiter in seiner Nähe sein zu dürfen?
Dru wurde ganz schlecht bei dem Gedanken.
„Ich möchte kein Penthouse in London“, ließ sie ihn wissen. Sie hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. Dabei ignorierte sie ihr wundes Herz, das sich noch immer nach ihm sehnte.
„Wo dann?“ Er hob seine Brauen. „Spekulieren Sie auf ein Haus? Ein Grundstück? Eine private Insel? Ich glaube, ich besitze alles.“
„Ja, das tun Sie tatsächlich“, erwiderte Dru, denn mit Cayos Wertanlagen kannte sie sich aus. Sie erinnerte sich, wie stolz sie immer darauf gewesen war, dass sie nur selten in ihren Computer schauen musste, um ihm detailliert Auskunft geben zu können. Jetzt erschien ihr dies nur als ein weiterer Beweis dafür, wie erbärmlich sie gewesen war. „Sie besitzen sechzehn Wohnhäuser, einige mit Ländereien. Außerdem gehören Ihnen drei Privatinseln sowie eine bescheidene Anzahl von Atollen. Zumindest ist das der letzte Stand der Dinge, denn Sie arbeiten ja unermüdlich daran, Ihren Besitz zu vergrößern.“
Cayo lehnte sich gegen seinen Schreibtisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Er betrachtete sie so eindringlich, dass ihr heiße und kalte Schauer über den Rücken liefen. Sogar unter ihren nackten Sohlen verspürte sie ein leichtes Prickeln.
„Suchen Sie sich etwas aus.“ Es klang wie ein Befehl.
„Sie können mich nicht zurückkaufen“, erwiderte sie mit bestimmter Stimme. „Ich will Ihr Geld nicht.“
„Jeder ist ab einer gewissen Summe käuflich, Miss Bennett.“ Er rieb sich das
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