Julia Extra Band 369
dunklen Augen auf sie gerichtet, und einen Moment lang hatte Dru das Gefühl, als würde er ihre Gedanken lesen können. Aber das durfte nicht sein, das war unmöglich!
„Erzählen Sie schon“, sagte er und in seinen Augen glimmte ein eigenartiges Feuer. „Wovor verstecken Sie sich?“
Dru war, als hätte er ihr soeben einen Schlag verpasst. Dann blinzelte sie ihn an und setzte ein angespanntes Lächeln auf. Er wollte dieses Spiel so dringend gewinnen, dass ihm offensichtlich jedes Mittel recht war.
„Das Einzige, vor dem ich mich heute gerne verstecken möchte, ist meine Arbeit“, erwiderte sie aufgesetzt fröhlich. „Wir sollten also anfangen.“
„Ach, vergessen Sie die Arbeit“, sagte Cayo heiser. Ihm fiel auf, dass ihm dieser Satz noch nie zuvor über die Lippen gekommen war. Doch er erlaubte sich nicht, weiter darüber nachzudenken, denn seine ganze Aufmerksamkeit galt dieser faszinierenden Frau, die direkt vor ihm stand. Er wollte sie, und das trotz all der Gründe, die dagegensprachen. „Wir sind im Paradies. Die Arbeit kann warten.“
„Wie bitte?“ Sie sah ihn fast entsetzt an.
„Wozu bin ich der Chef, wenn ich mir nicht einmal spontan freinehmen kann?“ Dru sah ihn zweifelnd an. „Außerdem hatten Sie doch selbst noch vor fünf Minuten vorgeschlagen, dass ich meinen Besitz genießen sollte.“
„Sie meinen also, zur Hölle mit den Konsequenzen?“
Cayo hatte plötzlich das Gefühl, als wäre sie wütend auf ihn. Aber warum? Er verstand sie einfach nicht. Er verstand nicht, warum sie erst vor ihm geflüchtet war und ihn dann nachts auf dem Balkon in Mailand so angesehen hatte. Das passte doch alles nicht zusammen.
Lieber wollte er sich auf das verlassen, womit er sich auskannte, und das waren Leidenschaft und Verlangen. Ja, er wusste, was es bedeutete, etwas wirklich zu wollen. Sein ganzes Leben war davon bestimmt. Und obwohl Dru behauptete, ihn zu hassen, und obwohl sie böse Worte benutzt und sogar einen Schuh nach ihm geworfen hatte, wusste er, dass sie ihn ebenso sehr wollte wie er sie. Er konnte es spüren. Wenn er ehrlich war, hatte er es schon immer gespürt.
„Konsequenzen gibt es nicht. Zumindest nicht für mich“, sagte er.
Er hatte sich bereits entschieden, gestern schon, als er allein in seine Suite gegangen war, obwohl alles in ihm nach ihr verlangt hatte. Die ganze Nacht über hatte er sich im Bett hin und her geworfen und an Drusilla gedacht.
Und jetzt fragte sich Cayo, was nur mit ihm los war. Er nahm sich doch sonst auch alles, was er wollte. Warum zögerte er bei dieser Frau? Es war doch im Grunde egal, was er tat, sie würde ihn sowieso verlassen. So viel stand fest. Also sollte er die Zeit nutzen, die ihm mit ihr noch blieb.
Cayo blickte sie an und wünschte sich nichts sehnlicher, als wieder dieses Feuer in ihren Augen zu sehen.
„Komm“, sagte er. Es klang wie ein Befehl und war auch so gemeint. „Küss mich.“
Drusillas Augen weiteten sich. Ihre Hand wanderte zum Hals, und automatisch stellte Cayo sich vor, es wäre seine Hand, die ihren Pulsschlag dort fühlte. Er wollte sie berühren, schmecken und ihren süßen Duft einatmen.
„Was … was hast du gesagt?“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, und das förmliche Sie war vergessen. Ein für allemal.
„Du hast mich gehört.“
„Ich werde dich nicht küssen“, sagte Dru aufgebracht und funkelte ihn wütend an. Sie hatte ganz offensichtlich zu ihrer Stimme zurückgefunden. Doch da war etwas in ihrem Blick, das sie verriet. Etwas, das ihm sagte, dass er sie hatte. Es war nur noch eine Frage der Zeit.
„Aber du wirst es“, raunte er. „Vertrau mir, Drusilla.“
Dru wusste selbst nicht, warum sie nicht einfach davonlief. Ihr Herz schlug so schnell und laut, dass sie fast sicher war, er könnte es hören, und in ihrem Inneren herrschte ein Chaos der Gefühle. Sie hielt seinem Blick stand, während sich ein sanftes Pochen zwischen ihren Beinen bemerkbar machte.
„Nenn mich nicht so“, sagte sie anstelle all der anderen Dinge, die sie hätte sagen können. Warum schaffe ich es nicht, Abstand zu ihm zu halten?
„Aber so heißt du doch?“ Seine bernsteinfarbenen Augen schimmerten golden. Er war so nah und schien sich seiner Sache so sicher, dass es Dru schwerfiel, sich an all die Gründe zu erinnern, die dagegensprachen, sich einfach fallen zu lassen.
„Meine Mutter ist die einzige Person, die mich je Drusilla genannt hat“, erwiderte sie ganz ruhig, als würde nicht alles in
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