Julia Extra Band 369
haben?“
Dru blickte ihn an. Diese einfache Berührung gestern Nacht, spürte sie plötzlich, hatte etwas in ihr ausgelöst, das sie nicht länger unterdrücken konnte. Ein geradezu unzähmbares Verlangen war in ihr erwacht.
„Es ist wunderschön hier. Aber worauf wollen Sie hinaus?“
„Ich denke, Sie wissen, worauf ich hinauswill“, antwortete er trocken. „Sie bekommen das, was Sie wollen – und im Gegenzug bekomme ich das, was ich will. Ganz einfach.“
Dru blickte hinaus auf den Pool und das türkisblaue Meer dahinter. Es war eine so herrliche Aussicht, doch Cayo saß mit dem Rücken davor. Das Einzige, das ihn zu interessieren schien, war sein Laptop, sein Telefon und die aktuellen Börsenkurse.
„Sie waren lange nicht hier.“ Sie wusste, dass es nun Zeit war, sich mit an seinen Schreibtisch zu setzen, um mit der Arbeit zu beginnen. Aber sie konnte sich nicht überwinden, die Distanz zwischen ihnen weiter zu verringern. Nicht nach dem, was in den letzten Tagen geschehen war. „Zumindest nicht, seit ich für Sie arbeite.“
„Ja, es ist ungefähr acht Jahre her“, erwiderte er und blickte sie abwartend an.
Nervös kaute Dru auf ihrer Unterlippe, dabei durchflutete sie eine Woge der unterschiedlichsten Gefühle, und fast befürchtete sie, auf der Stelle in Tränen auszubrechen.
„Aber was liegt Ihnen an diesem Besitz, wenn Sie sich doch gar nicht daran erfreuen?“ Sie hatte locker klingen wollen, doch es war ihr nicht gelungen. Seltsam, dachte Dru, ich bin doch sonst so gut in solchen Dingen. „Ich meine, Sie sind nach fast zehn Jahren zum ersten Mal wieder hier auf dieser herrlichen Insel. Und was machen Sie? Sie sitzen in Ihrem Büro und arbeiten. Ihr Leben erscheint mir wie ein endloses Pokerspiel, bei dem es ausschließlich um Macht und Geld geht.“
Er musterte sie, und in seinen Augen war wieder dieses seltsame Glitzern. Ein kleiner Schauer lief Dru über den Rücken. Cayo erhob sich vom Stuhl, trat vor seinen Schreibtisch und ging langsam auf sie zu.
Augenblicklich verspürte Dru den Drang wegzulaufen, doch sie blieb, wo sie war; wie erstarrt. Direkt vor ihr blieb er schließlich stehen und sah ihr tief in die Augen. Sein Blick war wie eine Berührung, ein Streicheln tief in ihrem Inneren. Drus Knie wurden davon ganz weich und erneut legte sie ihre Hand auf den Türrahmen, diesmal um Halt zu finden.
„Ich schätze Ihre Sorge“, sagte er mit seidiger Stimme, die ihr ein angenehmes Kribbeln im Bauch verursachte. „Zu schade, dass Sie sich entschlossen haben, die Firma zu verlassen. Sonst könnten wir zusammen eine Runde Poker spielen.“
„Was für eine hübsche Idee“, sagte sie, ohne einen Hehl aus ihrer mangelnden Begeisterung zu machen. „Aber ich bin leider furchtbar schlecht im Pokern.“
Auf seinem Gesicht erschien ein amüsiertes Lächeln. „Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Bis jetzt haben Sie sich doch gut geschlagen. Sie wären bestimmt eine hervorragende Spielerin.“
Plötzlich kam ihr die Situation seltsam vertraut vor, fast wie bei einem Déjà-vu-Erlebnis, und dann wusste sie auf einmal, warum: Er sprach mit ihr auf Augenhöhe, nicht wie mit einer Angestellten, sondern freundschaftlich verbunden. Er klang wie damals in Cádiz. Sie hatten zusammen gegessen, gelacht, Wein getrunken und sich Geschichten erzählt. Drus Herz zog sich bei dem Gedanken daran schmerzlich zusammen, doch auf keinen Fall durfte sie ihm wieder verfallen. Denn sie wusste ja inzwischen, wohin das führte – nämlich nirgendwohin.
„Ich bin nicht hier, um Spiele zu spielen, sondern um für Sie zu arbeiten“, sagte sie und versuchte dabei möglichst ruhig und gelassen zu klingen. „Das war zumindest die Option, für die ich mich entschieden hatte. Oder möchten Sie mich vielleicht doch lieber als Hündchen an der Leine?“
„Das würde die Sache auf alle Fälle leichter machen. Denn dann würde ich Ihnen einfach befehlen , an meiner Seite zu bleiben.“
Überdeutlich wurde Dru bewusst, wie nah er ihr war, und sie musste schlucken. „Nur bin ich eben nicht Ihr Hund“, murmelte Dru so leise, dass sie sich selbst kaum hören konnte.
Sie wollte sich von ihm abwenden – aber sie tat es nicht. Sie stand einfach nur da, wie gelähmt, während Cayo seine linke Hand neben ihrem Kopf an den Türrahmen legte und sie unverwandt ansah.
Er war so anziehend und männlich, dass es Dru fast den Atem raubte. Und etwas tief in ihr wurde plötzlich ganz ruhig.
Cayo stand einfach da, seine
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